Produktdetails
- Anzahl: 2 Audio CD + Bonus CDs
- Erscheinungstermin: 13. Januar 2006
- Hersteller: Universal Vertrieb - A Divisio / Deutsche Grammophon,
- EAN: 0028947759768
- Artikelnr.: 20748436
CDMAX 1 | |||
1 | 1. Allegro moderato | 00:06:37 | |
2 | 2. Andante cantabile | 00:07:30 | |
3 | 3. Allegretto | 00:05:37 | |
4 | 1. Allegro maestoso | 00:15:20 | |
5 | 2. Scherzo Molto vivace | 00:03:24 | |
6 | 3. Largo | 00:14:10 | |
7 | 4. Finale Presto non tanto | 00:05:29 | |
8 | 1. Von fremden Ländern und Menschen | 00:02:02 | |
9 | 2. Kuriose Geschichte | 00:01:11 | |
10 | 3. Hasche-Mann | 00:00:28 | |
11 | 4. Bittendes Kind | 00:00:52 | |
12 | 5. Glückes genug | 00:01:25 | |
13 | 6. Wichtige Begebenheit | 00:01:01 | |
14 | 7. Träumerei | 00:03:20 | |
15 | 8. Am Kamin | 00:01:25 | |
16 | 9. Ritter vom Steckenpferd | 00:00:35 | |
17 | 10. Fast zu ernst | 00:01:51 | |
18 | 11. Fürchtenmachen | 00:01:45 | |
19 | 12. Kind im Einschlummern | 00:02:41 | |
20 | 13. Der Dichter spricht | 00:03:12 | |
CDMAX 2 | |||
1 | Arr. Vladimir Horowitz | 00:09:07 | |
2 | |||
3 |
Frankfurter Allgemeine ZeitungLang Lang verspielt sich: Vom Mozart-Mirakel zum Schumann-Debakel
Das Westdebüt des damals siebzehnjährigen Chinesen beim Ravinia Festival 1999 war von dem Stoff, der, wenn nicht Mythen, so doch kommerzialisierbare Legenden schafft. In letzter Minute für André Watts einspringend, erzielte Lang Lang einen sensationellen Erfolg, der sich mit einer Live-Aufnahme der Firma Telarc beim Tanglewood Festival des folgenden Jahres auf dem Tonträgermarkt bestätigte und ein Jahr später wiederholte. Dann wurde der junge Mann aus dem Reich der Mitte von der Deutschen Grammophon unter Vertrag genommen. Und verblüffte weiterhin mit seiner natürlich wirkenden Bravour, auch in drei Konzertmitschnitten des Labels.
Im Vorjahr erarbeitete Lang Lang seine erste Studioproduktion, die unlängst mit dem merkwürdigen Titel "Memory" auf den Markt kam (Deutsche Grammophon 477 5976, im Vertrieb von Universal). Der Titel soll nach den Worten des Pianisten eine Erinnerung an seine bisherige Neigung zu buntgemischten Programmen sein, die er in Zukunft zugunsten organischer Werkzusammenstellungen aufgeben will. Diese Weisheit des Mittzwanzigers erscheint angebracht, denn seinem jüngsten Recital gebricht es trotz Feinstschliff an innerem Zusammenhalt. Schumanns "Kinderszenen" op. 15 klingen altklug, ohne daß Lang Lang wie einst Martha Argerich aus jeder Miniatur ein kleines Drama macht - im Gegenteil: Er ebnet den musikalischen Fluß gelegentlich zum konturenlosen Epos ein. Die "Träumerei", in einer Aufnahme aus dem Jahr 1973 von Wilhelm Kempff zum klangfarblichen Juwel geschliffen, wird von Lang Lang wie ein süßes Kaugummi gequetscht und auseinandergezogen. Im Schlußstück spricht der Dichter nicht (wie Schumanns Titel sagt), er stottert vielmehr retardierend, bis zum Requiem auf sich selbst.
Auch die Sonate Nr. 2 h-Moll op. 58 von Frédéric Chopin ist in Lang Langs Interpretation eine Enttäuschung. Der Einleitung zum Kopfsatz geht das Maestoso ab, die Musik wird durch Abblenden des Grollens im Baß von vorneherein auf den Stimmungsgehalt des Seitenthemas hin verzärtelt. Das Scherzo fasziniert zwar in seiner rhythmischen Genauigkeit, ermangelt aber nachtschattiger Atmosphäre. Und den transzendierend sehnsüchtigen Gesang des Largo nimmt Lang Lang so langsam, daß nie ein Cantabile entsteht. Um so überraschender gelingt ihm der Kopfsatz von Mozarts C-Dur-Sonate KV 330 (300h).
Schon die Wiederholung im Kopfsatz signalisiert, daß er das Stück nicht als Nebenwerk auffaßt - schnell vergessen ist Hermann Aberts Wort, daß diese Sonate "den Rahmen geschmackvoller Hausmusik nicht überschreitet und wohl für einen ,Scolaren' geschrieben ist". Die Konstanz des Allegro-Tempos, die Betonung der rechten Hand und die weit über den Notentext hinausgehende Feindynamik machen im perfekten Non-Legato den Scolaren als pianistischen Kalligraphen kenntlich. Im Vergleich damit wirkt beispielsweise der "Altsalzburger Stil" eines Gilbert Schuchter fast bäurisch, zumal Lang Langs klangfarbliche Abdunkelung beim Eintritt in die Durchführung eine geheimnisvolle Aura schafft.
Das Erstaunen vor diesem Mozart-Mirakel weicht allerdings schnell der Ernüchterung: Der langsame Satz wird wie in Chopins h-Moll-Sonate so überdehnt, daß keine Bindung der Bögen entsteht. Im Finale endlich stört die Manier, den Staccato-Figuren im Baß durch ein Decrescendo am Phrasenende die treibende Vorwärtskraft zu nehmen. Ganz in Übereinstimmung mit der Musik zeigt sich Lang Lang dann in der als Bonus beigefügten zweiten Ungarischen Rhapsodie Franz Liszts. Er spielt sie mit den Zutaten von Vladimir Horowitz. Der Glöckchenzauber in den Trillern hat wie die auch klangtechnisch überzeugende Durchsichtigkeit der furiosen Finalballungen einen Stich ins Geniale.
ULRICH SCHREIBER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das Westdebüt des damals siebzehnjährigen Chinesen beim Ravinia Festival 1999 war von dem Stoff, der, wenn nicht Mythen, so doch kommerzialisierbare Legenden schafft. In letzter Minute für André Watts einspringend, erzielte Lang Lang einen sensationellen Erfolg, der sich mit einer Live-Aufnahme der Firma Telarc beim Tanglewood Festival des folgenden Jahres auf dem Tonträgermarkt bestätigte und ein Jahr später wiederholte. Dann wurde der junge Mann aus dem Reich der Mitte von der Deutschen Grammophon unter Vertrag genommen. Und verblüffte weiterhin mit seiner natürlich wirkenden Bravour, auch in drei Konzertmitschnitten des Labels.
Im Vorjahr erarbeitete Lang Lang seine erste Studioproduktion, die unlängst mit dem merkwürdigen Titel "Memory" auf den Markt kam (Deutsche Grammophon 477 5976, im Vertrieb von Universal). Der Titel soll nach den Worten des Pianisten eine Erinnerung an seine bisherige Neigung zu buntgemischten Programmen sein, die er in Zukunft zugunsten organischer Werkzusammenstellungen aufgeben will. Diese Weisheit des Mittzwanzigers erscheint angebracht, denn seinem jüngsten Recital gebricht es trotz Feinstschliff an innerem Zusammenhalt. Schumanns "Kinderszenen" op. 15 klingen altklug, ohne daß Lang Lang wie einst Martha Argerich aus jeder Miniatur ein kleines Drama macht - im Gegenteil: Er ebnet den musikalischen Fluß gelegentlich zum konturenlosen Epos ein. Die "Träumerei", in einer Aufnahme aus dem Jahr 1973 von Wilhelm Kempff zum klangfarblichen Juwel geschliffen, wird von Lang Lang wie ein süßes Kaugummi gequetscht und auseinandergezogen. Im Schlußstück spricht der Dichter nicht (wie Schumanns Titel sagt), er stottert vielmehr retardierend, bis zum Requiem auf sich selbst.
Auch die Sonate Nr. 2 h-Moll op. 58 von Frédéric Chopin ist in Lang Langs Interpretation eine Enttäuschung. Der Einleitung zum Kopfsatz geht das Maestoso ab, die Musik wird durch Abblenden des Grollens im Baß von vorneherein auf den Stimmungsgehalt des Seitenthemas hin verzärtelt. Das Scherzo fasziniert zwar in seiner rhythmischen Genauigkeit, ermangelt aber nachtschattiger Atmosphäre. Und den transzendierend sehnsüchtigen Gesang des Largo nimmt Lang Lang so langsam, daß nie ein Cantabile entsteht. Um so überraschender gelingt ihm der Kopfsatz von Mozarts C-Dur-Sonate KV 330 (300h).
Schon die Wiederholung im Kopfsatz signalisiert, daß er das Stück nicht als Nebenwerk auffaßt - schnell vergessen ist Hermann Aberts Wort, daß diese Sonate "den Rahmen geschmackvoller Hausmusik nicht überschreitet und wohl für einen ,Scolaren' geschrieben ist". Die Konstanz des Allegro-Tempos, die Betonung der rechten Hand und die weit über den Notentext hinausgehende Feindynamik machen im perfekten Non-Legato den Scolaren als pianistischen Kalligraphen kenntlich. Im Vergleich damit wirkt beispielsweise der "Altsalzburger Stil" eines Gilbert Schuchter fast bäurisch, zumal Lang Langs klangfarbliche Abdunkelung beim Eintritt in die Durchführung eine geheimnisvolle Aura schafft.
Das Erstaunen vor diesem Mozart-Mirakel weicht allerdings schnell der Ernüchterung: Der langsame Satz wird wie in Chopins h-Moll-Sonate so überdehnt, daß keine Bindung der Bögen entsteht. Im Finale endlich stört die Manier, den Staccato-Figuren im Baß durch ein Decrescendo am Phrasenende die treibende Vorwärtskraft zu nehmen. Ganz in Übereinstimmung mit der Musik zeigt sich Lang Lang dann in der als Bonus beigefügten zweiten Ungarischen Rhapsodie Franz Liszts. Er spielt sie mit den Zutaten von Vladimir Horowitz. Der Glöckchenzauber in den Trillern hat wie die auch klangtechnisch überzeugende Durchsichtigkeit der furiosen Finalballungen einen Stich ins Geniale.
ULRICH SCHREIBER
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main