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Trackliste
CD
1Introitus: Requiem Aeternam - Kyrie00:08:20
2Dies Irae00:02:04
3Tuba Mirum00:02:44
4Liber Scriptus00:04:54
5Quid Sum Miser00:03:35
6Rex Tremendae00:03:39
7Recordare00:03:40
8Ingemisco00:03:12
9Confutatis00:04:34
10Lacrymosa00:05:22
11Offertorio00:08:54
12Sanctus00:02:27
13Agnus Dei00:04:22
14Lux Aeterna00:05:25
15Libera Me00:12:04
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.07.2023

Apokalyptisches Tosen
ELTVILLE Coro Sinfonico di Milano mit Verdis Requiem

Dass es im starken Hall der Basilika von Kloster Eberbach sehr laut werden kann, wenn ein großer Chor und ein großes Orchester im Fortissimo alle Kräfte vereinen, ist allen Konzertgängern bekannt. Welchen Furor aber dort beim Rheingau Musik Festival das Doppelpack Orchestra Sinfonica e Coro Sinfonico di Milano unter der Leitung seines Musikdirektors Claus Peter Flor mit Verdis Messa da Requiem entfesselten, war schon exzeptionell, speziell zum "Dies irae": Das komponierte wilde Heulen der Choristen und die erderschütternden Donnerschläge der Großen Trommel vermittelten einen wahrhaft plastischen Eindruck vom Tag des Zornes, mit auf Haut spürbaren Schalldruckwellen.

So ein apokalyptisches Tosen ist natürlich eindrucksvoll, verschleißt sich aber auch, wenn sich das Jüngste Gericht wie in Verdis Requiem in Abständen wiederholt und quasi nach großformaler Rondo-Art eine Kernaussage bildet, die nicht schwer zu erfassen ist. Die in den Neunzigerjahren gegründeten Ensembles aus Mailand, die als ständige Spielstätte das Auditorium di Milano Fondazione Cariplo nutzen und etwas im Schatten des Scala-Orchesters stehen, machten jedenfalls klar, dass diese lateinische Totenmesse nicht für die Kirche, sondern als kunstreligiöses Drama für den Konzertsaal komponiert ist. Verdi, der wohl gläubig, aber kein Kirchenfreund war, zeigt sich im Requiem als der große Opernkomponist, der auch ohne Handlungsstrang auf den theatralischen Effekt setzt.

Was für eine große Rolle dabei die vier Gesangssolisten spielen, machte diese Aufführung deutlicher als andere. Auch das hing teils mit der Akustik zusammen, teils aber auch mit der Interpretation, denn eine differenziertes Aushorchen des Orchesterparts ist schlichtweg nicht möglich, wenn so vieles verschwimmt und ein Dirigent, wie Flor, mit Fingerzeigen oder heftigen Impulsen vor allem auf Akzentuierungen und die grobe Kontur achtet. Das schloss den Chor ein, dessen gute Artikulation dem lateinischen Text eine mit oft kürzer als hierzulande prononcierten Silben eine passend italienische Note gab. Der mitunter sehr gedeckte, dunkle Chorklang fügte sich zudem genau zu Verdis Idiom.

Unter den italienischen Solisten ragte die russische Mezzosopranistin Anastasia Boldyreva in positivem Sinne heraus, im Timbre charaktervoll, treffend opernhaft und auf Linie singend. Dramatische Kraft, anfangs in den Ensembles eine zu starke, Facetten und Präsenz zeigte auch die Sopranistin Carmela Remigio. Ihre Stimme klang aber wie dauerhaft strapaziert und samt dem Vibrato so, dass Schonung geboten scheint. Der Tenor Davide Giusti sang eher matt, der Bariton Riccardo Zanellato voluminös und angenehm weich. GUIDO HOLZE

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