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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.12.2016

Steve Reichs "Music for 18 Musicians"

Steve Reich selbst bezeichnet "Music for 18 Musicians" (1974-76) als eines seiner besten Stücke. Nun ist es auch dokumentiert worden, im Rahmen der Frankfurter "Heimspiele", die das hiesige Ensemble Modern noch bis in die erste Januarwoche hinein im Bockenheimer Depot veranstaltet. Denn lange hat es das rund einstündige, nach dem Vorbild afrikanischer und balinesischer Trommelkulturen konstruierte Stück nur in Skizzen und in den Köpfen der Musiker gegeben, mit denen Steve Reich es zusammen aufführte und bei ECM einspielte, wofür er 1999 einen Grammy für die "Beste Darbietung eines Kleinensembles" zuerkannt bekam. Erst das Interesse des Ensemble Modern aber brachte den Komponisten dazu, das Stück im Laufe der von ihm geleiteten Proben in eine Notenschrift zu fassen, die den Spielern aber immer noch ein sehr hohes Maß an Eigenverantwortlichkeit und Orientierungsvermögen im Dschungel der Wiederholungen abverlangt. Die Übergänge zwischen den insgesamt elf Sektionen des Stücks, die sich in Bewegungsmustern und tonalen Zentren voneinander unterscheiden, waren bei der jetzigen Aufführung auch optisch und szenisch markiert: Musiker wechselten die Instrumente, Schlagzeuger übernahmen einen Klavierpart, Pianisten schwenkten die Maracas. Das Stück kommt ohne Dirigenten aus, doch um die Prozesse der Kollegen zu bündeln, erhob sich Klarinettistin Nina Janßen mitunter vom Stuhl. Ein besonderer Signalcharakter kam dem von Rainer Römer im Zentrum gespielten Metallophon zu, das, rhythmisch wie tonal oft völlig quer zum sonst Erklingenden, einen neuen Abschnitt der Komposition einläutete. Vor allem vermittelte sich von der Aufführung ein Eindruck hoher sportlicher Leistung: In rasender Geschwindigkeit hämmerten die meist vier Pianisten und Perkussionisten auf Klaviaturen, Marimbas oder Xylophonen die sich allmählich verändernden Akkorde, oder verstärkten den hypnotisierend gleichförmigen Puls mit über zweihundert Schlägen mit den Maracas, während die beiden Klarinettisten ihren Ehrgeiz darein zu legen schienen, den Bogen des An- und Abschwellens auf jeder zu spielenden Note besonders weit auszudehnen, selbst auf der luftzehrenden Bassklarinette. In diesem Stück lässt Steve Reich menschliche Stimmen und "atmende" Instrumente, neben den Klarinetten auch die beiden Streicher, den rasend hämmernden Grundschlag mit der organischen Zeit ihres Atems überformen. Die Arbeit des Klangregisseurs Norbert Ommer, der sonst ja eher im Schatten der Aufmerksamkeit wirkt, wurde beim Zuhören deutlich, wenn er die vom elektronisch verstärkten Quartett Synergy Vocals kommenden Vokalklänge sich zu Klangwolken verdichten und wieder auflösen ließ. Angeblich wollte Steve Reich nichts als reine Musik schreiben. Doch man erlebte die "Music for 18 Musicians" als einen auskomponierten Rausch. Am 31. Dezember werden die "Heimspiele" mit "Spectacle Spaces" fortgesetzt. (ter.)

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