Andere Kunden interessierten sich auch für
Produktdetails

Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Trackliste
CD
1Hold out00:02:31
2Your sins will find you out00:03:30
3Cotya down00:02:50
4Movin'00:04:06
5Tomorrow's not promised00:02:33
6My way home00:03:58
7Eyes on you00:03:24
8The strangest thing00:02:56
9I'd rather be alone00:02:39
10A few more days00:03:13
11What have we done00:02:47
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Kräftiger Tritt am Rande der Übersteuerung

Das Paradox einer erotischen Grabesstimme schien mit dem hingehauchten "Le soleil au zénith" in Serge Gainsbourgs "Sea, Sex and Sun" auf die Spitze getrieben. Nun versucht sich einer seiner musikalischen Erben, der Schwerenöter Benjamin Biolay, auf einem ganzen Album in diesem sehr speziellen Timbre. "Palermo Hollywood" (Barclay/Universal) leiht seinen Titel vom gleichnamigen Stadtteil von Buenos Aires, wo Biolay neue Inspiration gefunden hat. So montiert er Tango-Todesmelodien und Hiphop-Grooves mit schwermütigen Orchesterpassagen, die mal auf Piazzolla, mal auf Henry Mancini zurückverweisen. Es wird spanischer Flüstertüten-Sprechgesang aus dem Barrio eingestreut, so dass auch der Gedanke an Manu Chao nicht fernliegt, die Stücke drehen sich spielerisch um "Palermo Queens" oder den "Palermo Spleen". Dass ihnen letztlich doch immer alte Chansons zugrundeliegen, merkt man nur eben meist nicht so deutlich wie bei der "Ballade Française". Und wenn Biolay nach einer Zeile wie "Les filles sont belles, les filles sont libres" scheinbar gleichgültig hinterherhaucht: "Je suis fatigué, je suis ivre", lässt seine Stimmerotik das schiere Gegenteil vermuten.

wiel

*

Eine rohe Gitarre, eine dreckig schmachtende Orgel, ein in den Eingeweiden wühlender Bass und ein krachendes Schlagzeug - mehr braucht es nicht, um "My Way Home" (Yep Roc/H'Art), das neue Album von Eli Paperboy Reed, schon jetzt zur Gospelplatte des Jahres zu erklären. Der Mann singt, als ob ihm alle Höllenhunde auf den Fersen wären. Bis auf einen hat er sämtliche Songs selbst verfasst. Ungewöhnlich genug für ein Genre, das, wie dieses, stark der Tradition verpflichtet ist. Aber Reed hatte wohl auch nicht vor, es sich hier gemütlich einzurichten. Er verpasst der Musik vielmehr einen kräftigen Tritt in den Hintern, und das kleine Studio in Brooklyn, das Reed auf Vermittlung des Schlagzeugers Loren Humphrey entdeckte und mit einer Fülle von uraltem analogen Equipment ausgestattet hat, war genau der richtige Ort dafür. Stets am Rande der Übersteuerung kreischt und keucht Reed, der einst vom britischen Veteranen-Blatt "Mojo" zum "King of Rhythm & Soul" ausgerufen worden war, sich durch das knappe Song-Dutzend. Zum Schluss schaltet er mit dem elegischen "What Have We Done" einen Gang zurück - und lässt die Platte nach einer guten halben Stunde auf einem majestätischen Ton ausklingen.

roth

*

Der Blick in die Kataloge zeigt: Von Marina Prudenskaja, die zur Weltspitze der Mezzosoprane in Verdi-Partien gehört, gibt es zwar jede Menge Operngesamtaufnahmen, aber kein einziges Solo-Album. Shocking! Immerhin kann man jetzt dieser stolzen, kraftvollen, dabei stets kultivierten Stimme, die es in die Höhe und Helle zieht, knapp achtzehn Minuten lang allein zuhören. Mit der Pianistin Olga Gollej hat Prudenskaja die "Sieben Gedichte" op. 34 ihres russischen Landsmannes Sergej Tanejew, Meisterschüler von Peter Tschaikowsky, aufgenommen (Dabringhaus & Grimm/MDG). Das Album heißt "Piano Quintett - Poems", die Lied-Texte stammen von Jakow Polonski. "Das letzte Gespräch" verflicht Stimme und Klavier ganz dicht nach dem Paradigma motivisch-thematischer Arbeit; "Nacht auf der Krim" könnte in seiner Lebenslust-Emphase und dem dekorativen Überschuss die Klavierfassung eines Orchesterliedes von Richard Strauss sein; "Die Maske" dagegen ist ein lässig-mondäner Walzer. Ergänzt werden diese Kleinodien von Tanejews monumentalem Klavierquintett op. 30 mit Olga Gollej und dem Leipziger Streichquartett - die vorerst wohl letzte Aufnahme des Quartetts mit seinem Primarius Stefan Arzberger, der immer noch in New York festsitzt und auf sein strafrechtliches Verfahren wartet.

jbm.

*

Auch die dekorativste Barockmusik rutscht noch leichter ins Ohr rein und wieder raus, wenn sie nett verpackt wird. Anna Prohaska, die zur Weltspitze der Koloratursoprane rechnet, nutzt das geschickt aus. Sie schmachtet uns aus sieben verschiedenen ganzseitigen Fotos an im Booklet ihres neuen Konzeptalbums "Serpent & Fire" (Alpha/Note 1), teils mit Schlangen tätowiert, teils vergoldet, halb Karthager-, halb Ägypterkönigin, kurzum: Show pur. Doch drinnen gibt es wahre Schätze zu entdecken! Ein ausgefallenes Repertoire aus Trouvaillen und Überraschungen wird verklammert von einer Idee, so wie Prohaska es liebt und früher schon ab und zu für Deutsche Grammophon produziert hatte. Hier reihen sich elf lamentosekundensatte, koloraturglitzernde, auch blockflötenumspielte Arien aus diversen Dido- oder Kleopatra-Opern wie Perlen auf einer Kette. Prohaskas unverwechselbare Luxusstimme mit der leicht verhauchten Höhe wird vom Ensemble Il Giardino Armonico unter Giovanni Antonini auf Rosen gebettet. Sie singt Händel, Purcell, Antonio Sartorio, Francesco Cavalli und Daniele da Castrovillari und, besonders fein, zwei windgepeitschte Sturm-Arien, eine von Johann Adolf Hasse, eine andere von Christoph Graupner, der einmal beinahe statt Bach Thomaskantor geworden wäre.

eeb

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr