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Giuseppe Verdi wollte schon mit dem Komponieren aufhören als er aber von einem Theaterdirektor das Libretto von Nabucco bekam, änderte sich Alles. Es stammte von dem Dichter Temistocle Solera, der zwischen Mailand, Wien und Madrid ein abenteuerliches Leben führte. Von diesem Text war Verdi sofort fasziniert. Die Uraufführung an der Mailänder Scala im Jahr 1842 brachte den ersehnten Erfolg. Verdis Aufstieg zum berühmtesten Opernkomponisten Europas hatte begonnen. Diese CD mit den Opernhighlights hält alles bereit, was das Opernherz liebt.

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Produktbeschreibung
Giuseppe Verdi wollte schon mit dem Komponieren aufhören als er aber von einem Theaterdirektor das Libretto von Nabucco bekam, änderte sich Alles.
Es stammte von dem Dichter Temistocle Solera, der zwischen Mailand, Wien und Madrid ein abenteuerliches Leben führte. Von diesem Text war
Verdi sofort fasziniert. Die Uraufführung an der Mailänder Scala im Jahr 1842 brachte den ersehnten Erfolg. Verdis Aufstieg zum berühmtesten Opernkomponisten Europas hatte begonnen. Diese CD mit den Opernhighlights hält alles bereit, was das Opernherz liebt.
Trackliste
CD
1Ouvertüre00:07:21
2Gli arredi festivi00:14:04
3Ben io t'invenni - Anch'io dischiuso un giorno00:10:12
4Vieni, o Levita - Tu sol labbro00:05:45
5E l'Assira una regina00:03:39
6Va pensiero, sull'ali dorate00:07:17
7Son pur queste mie membra! - Dio di Giuda00:09:53
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.12.2017

Gott schürt keine Kriege

Hanebüchen, nicht zeitgemäß oder sogar unerträglich? Nilufar K. Münzing wagt sich am Theater Ulm trotz großer Bedenken an Verdis "Nabucco".

Eigentlich zweifelt die Regisseurin Nilufar K. Münzing "an der heutigen Notwendigkeit" eines "Nabucco". Trotzdem hat sie Giuseppe Verdis frühe Erfolgsoper jetzt am Ulmer Theater inszeniert. Das Libretto von Temistocle Solera finde sie zwar hanebüchen, gab sie vorab zu Protokoll, doch wenn man an ein paar Schräubchen drehe, könne man über die Geschichte immerhin noch diskutieren. Unerträglich sei, dass sich da zwei Völker "in einem Kultur- oder Religionskrieg befinden", wobei die einen die Guten, die anderen die Schlechten seien. Außerdem verkörpere die Figur der Abigaille zu Unrecht das Böse.

In der Tat kann man über Trivialitäten des Textbuchs nicht hinwegsehen. Fenena, unschuldige Tochter des feindlichen Herrschers Nabucco, wird vom Hebräerpriester Zaccaria im Namen Gottes als Geisel missbraucht. Sein Offizier Ismaele prescht vor und rettet sie, weil er sie heimlich liebt. Zunächst wird er für diesen Verrat verstoßen, dann wird es immer stiller um ihn, bis er schließlich fast als Nebenfigur endet. Mittlerweile wird der babylonische König verrückt und dann rechtzeitig wieder gesund, um zu seinen siegenden Gegnern überzulaufen. Seine erstgeborene Tochter Abigaille vergiftet sich, nachdem sie erfahren hat, dass ihre Mutter Sklavin war. Verdis Zeitgenosse Otto Nicolai hat wohl gewusst, warum er dieses ursprünglich für ihn entstandene Libretto zurückgab.

Dass Verdi dann mit seiner Vertonung 1842 in Mailand seinen Durchbruch als Komponist schaffte, hatte sicher nicht nur musikalische Gründe. In den Bereich der später von ihm selbst mitgestrickten Legenden gehört freilich die Behauptung, das Stück über die Befreiung des Volkes Israel aus Fremdherrschaft sei seinerzeit vom Publikum als Fanal für italienische Unabhängigkeit verstanden worden. Der berühmte Gefangenenchor "Va pensiero" wurde erst nach 1860 als inoffizielle Nationalhymne zur Wiedererkennungsmelodie des Risorgimento stilisiert.

Als "Galeerensklave" des damals unersättlich nach neuer Unterhaltung gierenden Opernbetriebs war sich Verdi durchaus im Klaren, wie sehr Erfolg und Misserfolg in diesem Metier auch von Zufällen abhingen. Zu sehr geraten in seinem "Nabucco" kulturelle und individuelle Fronten durcheinander, brechen Konflikte innerhalb der Systeme und quer zu "nationalen" Konstellationen auf, als dass diese Geschichte für tagespolitische Aussagen getaugt haben könnte. Das sieht Münzing auch im Blick auf ihre Inszenierung so. Dass einfach eines der beiden Völker recht bekommt, passt ihr nicht in den Kram. Um derlei Schwarzweißmalerei zu umgehen, hat sie versucht, die Hebräer sympathischer zu zeichnen als die Babylonier. Schon zur Ouvertüre erscheint ein kleines Mädchen auf der von Britta Lammers minimal bestückten Bühne. Die beiden Chefideologen der verfeindeten Völker nötigen das Kind, ein Podest aus Metallgestänge zu besteigen, kleben ihm einen Bart ans Kinn und fallen vor ihm auf die Knie. Doch das Mädchen möchte nicht angebetet werden, sondern nur spielen und mit Konflikten nichts zu tun haben. Es eilt davon, während sich die beiden Kontrahenten im Beisein einer gesichtslosen Gestalt bekämpfen und dabei vom Morgenstern über Schwert, Gewehr und Maschenpistole immer mehr aufrüsten.

Münzings moderne Sicht auf das Stück erschließt sich jedoch erst im weiteren Verlauf. Gott schürt keine Kriege, sondern tröstet wie das Mädchen einzelne Protagonisten. Indessen treibt jene graue Eminenz als "Der Dunkle" die Menschen in ihre Konflikte zwischen Naturliebe (Hebräer) und Hightech (Babylonier). Über der Szene schwebt schräg ein riesiges trommelfellartiges Rund als Abhörvorrichtung und Bildschirm für Projektionen. Big Brother aus Silicon Valley lässt grüßen. Johannes Grebings Lichtregie zaubert pastellen leuchtende Farbflächen auf die Bühnenrückwand. Davor begibt sich viel Chorstatuarik.

Uta Gruber-Ballehrs üppige Kostüme wirken dem Eindruck bloß konzertanter Darbietung entgegen. Die Hebräer treten in wallenden Gewändern als pazifistische Graswurzelrevolutionäre auf. Manchmal halten sie kleine gefaltete Papierfigürchen hoch. Zu "Va pensiero" legen sie feierlich Filzlappen auf ein Häufchen. Die Babylonier tragen schwarze Kluft mit Barcode auf der Brust und tippen ihre Keilschriftzeichen auf futuristische Wischbrettchen aus Glas. Als sie zwischendurch mal Schokoriegel mampfen, greift Zaccaria demonstrativ zu seiner Chicoree-Rohkost. Ironie und unfreiwillige Komik liegen nah beieinander.

Trotz punktuell schlüssiger Bilder bleibt die Regie ohne durchgehendes Konzept. Vieles wirkt vage und unentschlossen. Im dritten Akt, wo Verdi Kolportage hinter sich lässt und zur existentiellen Tragik der Figuren vorstößt, gelingt gleichwohl großartiges Musiktheater. Kwang-Keun Lee macht als gedemütigter Nabucco eine vokal und darstellerisch grandios beglaubigte Entwicklung durch. Edith Lorans bewältigt die schwierige Primadonnenpartie Abigailles mit leuchtendem, koloratursicherem Sopran. Fabelhaft bewähren sich I Chiao Shih als erdig warm tönende Fenena und Eric Laporte als machtvoll auftrumpfender Ismaele. Auch dem zündend und plastisch aufspielenden Orchester unter der umsichtigen Leitung von Joongbae Jee hört man gern zu.

WERNER M. GRIMMEL

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