Mich reißt ein Musik-Album nur noch selten so mit, daß ich es für berichtenswert erachte. Beim neuen, mittlerweile 14. Album von den "Godfathers of Punkrock", Bad Religion, ist alles anders: Nachdem mich einige ihrer Alben ebenfalls kaum noch vom Hocker gerissen haben, mußte ich stark an mich
halten, nicht im Plattenladen in einen Spontan-Pogo zu verfallen. "New Maps of Hell" rockt dermaßen, daß…mehrMich reißt ein Musik-Album nur noch selten so mit, daß ich es für berichtenswert erachte. Beim neuen, mittlerweile 14. Album von den "Godfathers of Punkrock", Bad Religion, ist alles anders: Nachdem mich einige ihrer Alben ebenfalls kaum noch vom Hocker gerissen haben, mußte ich stark an mich halten, nicht im Plattenladen in einen Spontan-Pogo zu verfallen. "New Maps of Hell" rockt dermaßen, daß ich euch meinen Eindruck nicht vorenthalten kann.
Bad Religion rocken sich seit den 80ern unermüdlich im ¾-Takt in die Herzen der Fans der etwas härteren Gangart. In all der Zeit ist sogar vereinzelt das Phänomen zu beobachten gewesen, daß gitarrenresistente Musikliebhaber plötzlich ihre Zuneigung zum Punkrock à la Bad Religion entdeckten. Möglicherweise spielt hier das ausnehmende Markenzeichen der kalifornischen Veteranen eine Rolle: Ein Großteil der Songs ist geprägt durch mehrstimmige Harmonien im Gesang. Ein in dieser Kategorie eher seltenes Stilelement, welches aber bei vielen Hörern seine Wirkung nicht verfehlt.
Ein zweiter Grund für die Beliebtheit ist wohl das zweite Aushängeschild: Die Band hatte und hat immer noch stets etwas zu erzählen. Bad Religion haben nie die "No Future" - Attitüde des Punks bedient und sind auch nie in den Moloch aus "Sex, Drugs & Rock´n´Roll" gefallen. Im Gegenteil: Sänger Greg Graffin weiß in seinem normalen Leben auf eine UCLA-Professur mit wissenschaftlichen Veröffentlichungen und einer Unterrichtstätigkeit bei der Universität zurückzugreifen und hat mit einem Life Science-Studium mit Sicherheit das Handwerkszeug für eine feine Beobachtung der Menschen und der sozialen Systeme erhalten, die in den Songs thematisiert werden. Natürlich muß dies nicht zwingend political correct verlaufen und darf ein wenig trotzig klingen. Aber schließlich bewegen wir uns trotz aller Vorgaben immer noch im Punkrock.
Die ersten Vorabbotschaften sprachen von ungewohnten Klängen auf "New Maps of Hell". Häufig nur ein mieses weiteres Klischee der Werbung, wird hier das Versprechen eingelöst. Die neuen Klänge fügen sich jedoch mit dem gewohnten Bad Religion Sound harmonisch zu einem ganzen. Die Experimentierlaune ging nicht soweit, dem eingefleischten Fan vor den Kopf zu stoßen. Vielmehr ergibt sich ein noch abwechslungsreicheres Klanggefüge, welches "New Maps of Hell" einen frischen Eindruck verpasst und der Gefahr einer ewigen Wiederholung mit Bravour Paroli bietet.
Politischer kann ein musikalisches Statement kaum ausfallen. Die wütende Resignation ob des Phlegmas einer ganzen Nation, die ihren Präsidenten entgegen vieler Warnungen wiedergewählt hat, beherrscht "New Maps of Hell". Wobei der Albumtitel nicht nur politisch zu sehen ist. Laut Mr. Brett (Brett Gurewitz, Gitarrist und Boss der "bandeigenen" Plattenfirma Epitaph) wird zum einen der Bogen zum Debütalbum ("How Could Hell be any Worse") gespannt, zum anderen sollten die New Maps auch für die Musikalischen Neuerungen auf dem vorliegenden Werk stehen.
Wie auch immer man nun zu den textlichen Aussagen stehen mag; für Hörer mit dem Fokus auf die musikalische Darbietung wird ordentlich etwas geboten. Mit der Scheibe zum 25ten Bandjubiläum zeigen sich Bad Religion trotz, oder auch gerade wegen der internen Spannungen, wütender als auf den vergangenen Veröffentlichungen und knüpfen allein schon deswegen an ihre Hochphase an. Frisch und experimentierfreudig überraschen die Veteranen mit einer musikalischen Punktlandung, die man der Band fast nicht mehr zugetraut hätte. Für Fans kann dies nur einen Pflichtkauf bedeuten. Wer auf härtere aber melodiöse Musik steht, dem sei ein Reinhören ebenfalls dringend ans Herz gelegt. Die restlichen Hörer sollten auch mal lauschen, dann aber auf eigene Gefahr!