Auf seinen zahllosen Reisen in aller Welt geht es Stephan Micus darum, traditionelle Instrumente zu studieren und zu verstehen, die Klänge, die sie produzieren und die Kulturen, die sie hervorgebracht haben. Dann komponiert er eigene Stücke auf ihnen, wobei er alle Instrumente selbst spielt und vielschichtige Multitrack-Aufnahmen der Kompositionen macht. Auf diese Weise kombiniert er Instrumente, die sonst nie zusammen gehört werden würden, indem er sie aus verschiedenen Kulturen nach ihrem Charakter, ihrer klanglichen Textur und Schönheit auswählt. Nomad Songs ist sein 21. Album für ECM, Micus spielt darauf insgesamt neun Instrumente, eine besondere Rolle bekommen dabei zwei, die er nie zuvor eingesetzt hat: Das erste ist die marokkanische Genbri, eine von den Gnawa gespielte, mit Kamelhaut überzogene Laute. Das zweite ist das Ndingo, ein Lamellophon ähnlich der bei uns bekannteren Kalimba, das von den San-Völkern in Botswana benutzt wird. Diese Ureinwohner des südlichen Afrika wurden von ihren angestammten Territorien vertrieben und von den neuen Nationalstaaten marginalisiert. Den Albumtitel sieht Micus, der sich selbst als musikalischen Nomaden bezeichnet, als "eine Hommage an diese Völker und gleichzeitig auch eine Beschreibung dessen, was ich über mich selbst empfinde und schließlich auch der Schönheit, die in dieser Art von Lebensführung liegt", sagt er.