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Produktdetails
  • Herstellerkennzeichnung
  • Edel Music & Entertainment GmbH
  • Neumühlen 17
  • 22763 Hamburg
  • www.edel.com
Trackliste
CD
1Songbird00:03:45
2You said you'd meet me (in California)00:03:25
3And It's Beautiful00:03:24
4Paralyzed00:03:32
5The In-Between Place00:02:49
6Not Today Baby00:03:10
7Heart Of Stone00:04:52
8Lake Bras D'or00:02:25
9What I'm Famous For00:02:57
10Now You See Her00:04:06
11Put a face00:02:07
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Die Einsamkeit des Tequilawurms
Runter von meinem Land: Tatsächlich ein neues Album der Crash Test Dummies

Selbst in der Kategorie "Was macht eigentlich . . .?" steht Brad Roberts wohl derzeit auf kaum noch einem Zettel. Erst wenn man dazusagt, dass er neben Barry White der wohl unverkennbarste Bariton im Popgeschäft ist, der mit seiner Gruppe Crash Test Dummies den seltsamen Titel "Mmm Mmm Mmm Mmm" an die Spitze der Charts knurrte, klingelt es bei manchen wieder. Aber wer hätte gedacht, dass dieses Lied über früh gealterte Kinder inzwischen selbst fast volljährig, nämlich siebzehn Jahre alt ist?

Die Behauptung, bei der kanadischen Band handle es sich um ein typisches One-Hit-Wonder, stimmt nicht so ganz, denn immerhin waren da ja noch jener rührende "Superman's Song", der fragte, was der Held nach Dienstschluss macht, und das mit T.-S.-Eliot-Lektüre angereicherte "Afternoons and Coffeespoons", eines der Stücke auf dem vielseitigen Album "God Shuffled His Feet".

Wahr ist allerdings, dass die Mischung der Crash Test Dummies, Folk-Rock mit Hintersinn und perfekter Produktion, in den frühen Neunzigern zwischen Nirvana und Pearl Jam etwas fremd wirkte, um das wenigste zu sagen. Wahr ist auch, dass bereits das dritte Album der Gruppe, "A Worm's Life", kaum noch wahrgenommen und bald verramscht wurde: hinabgestürzt in den Orkus der Musikgeschichte wie der arme Tequila-Wurm, der sich vorher noch in einem Lied in der Ich-Form mitteilen durfte. Insbesondere die Missachtung dieser lyrisch wie musikalisch außergewöhnlichen Platte erscheint in der Rückschau als grobe Ungerechtigkeit. Brad Roberts wagte sich fortan mit anderen Musikern, aber unter demselben Bandnamen mit jeder Veröffentlichung in neue, unerwartete Gefilde - längst fallengelassen von der größeren Plattenfirma, aber künstlerisch dafür umso kühner. Insbesondere die völlige Aussteigerphantasie "I Don't Care That You Don't Mind" war nochmals wie aus einem Guss: ein Country-Album in Zeitlupentempo, das von Schießübungen auf Dosen handelte und ganz nebenbei mit sehr wenigen Worten so tragische wie eindrückliche Songdichtung hervorbrachte ("The day we never met"). Nach der letzten Veröffentlichung vor fünf Jahren, "Songs Of The Unforgiven", war von Roberts dann nichts mehr zu hören, und fast resigniert kündigte er vor einigen Monaten in seinem Blog an, er habe zwar bei einigen neuen Aufnahmen viel Spaß gehabt, werde diese aber wohl nicht einmal mehr in CD-Form veröffentlichen.

Jetzt ist es doch noch dazu gekommen, in Lizenz sogar auf dem deutschen Markt gibt es nun das achte Studioalbum des "Crash Test Dude", wie sich Roberts einmal nannte. Klanglich ist es geprägt von einem Instrument namens Optigan, mit dem man bereits in den siebziger Jahren eine Art analoger Samples hervorbringen und dazu orgeln konnte. Aus einem langjährigen Faible für derartiges musikalisches Spielzeug erwuchs zwischen Roberts und dem New Yorker Produzenten Stewart Lerman, der unter anderem für Antony and the Johnsons gearbeitet hat, der Plan einer toys record, an der man über ein paar Monate munter herumwerkelte. Getauft wurde sie schließlich auf den Namen "Ooh La La". Die Stilmischung der Platte ist schon durch die Bandbreite des Optigan bedingt. Als hinkende Drehorgel grundiert es die Ballade "You Said You'd Meet Me (In California)", deren Titel ja bereits impliziert, dass es anders gekommen ist. Als Swingband der zwanziger Jahre bereitet es einen Auftritt von Roberts als Crooner vor, der dann allerdings stimmlich derart aus dem Keller kommt, dass man nur schmunzeln kann. Der Titel jenes Stücks beruht auf einem angeblichen Ausspruch Frank Sinatras, mit dem der einmal ins Studio gekommen sein soll: "Not Today Baby". Die Möglichkeit, dass Roberts ein Nachfolger von Ol' Blue Eyes sein könnte, erscheint gleichermaßen absurd wie folgerichtig. Wie exaltiert Roberts jedenfalls allein das Wort "Baby" ausspricht, muss man einmal gehört haben.

Zur Freude der Dosenschießer fehlt aber auch der Country-Einfluss auf dem neuen Album nicht. Wer je in Nordamerika ein Stück Land betreten oder befahren hat, auf dem das Schild "No Trespassing" aufgestellt ist, bekommt durch Roberts' Rowdy-Imitation eine durchaus realistische Vorstellung davon, was der Grundbesitzer dazu sagen würde: "Don't show your face / Don't dark my door / Or you'll find out / What I'm famous for." Erfreulich abgerundet wird die Platte schließlich durch gelegentliche Stimmbeigaben des letzten verbliebenen Mitglieds der alten Bandbesetzung, Ellen Reid, die allerdings, wenn sie im Duett mit dem Dude auftritt, dessen Einzigartigkeit nur unterstreicht.

JAN WIELE

Crash Test Dummies, Ooh La La. Ear Music 0205202 (Edel)

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