Produktdetails
- Anzahl: 1 Vinyl
- Erscheinungstermin: 3. Oktober 2014
- Hersteller: ROUGH TRADE / City Slang,
- Gesamtlaufzeit: 41 Min.
- EAN: 4250506809560
- Artikelnr.: 40952361
- Herstellerkennzeichnung
- City Slang GmbH & Co KG
- Urbanstr. 70a
- 10967 Berlin
- info@cityslang.com
LP | |||
1 | Can't Do Without You | 00:03:57 | |
2 | Silver | 00:05:17 | |
3 | All I Ever Need | 00:03:53 | |
4 | Our Love | 00:05:34 | |
5 | Dive | 00:02:06 | |
6 | Second Chance | 00:04:00 | |
7 | Julia Brightly | 00:02:03 | |
8 | Mars | 00:05:46 | |
9 | Back Home | 00:03:33 | |
10 | Your Love Will Set You Free | 00:05:47 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.09.2014So klingt Liebe
Das neue Album des Elektromusikers Dan Snaith alias Caribou
Dan Snaith, 1978 in Kanada geboren und in London wohnend, hat Mathematik studiert, bevor er sich ganz der Musik zuwandte. Unter verschiedenen Namen hat er Alben veröffentlicht, zuletzt, als Daphni, war das wilde elektronische Tanzmusik mit verrückten Samples afrikanischer Siebziger-Jahre-Songs - jetzt bringt er unter dem Namen Caribou ein neues Album heraus, das einen fast mit der Tatsache versöhnen kann, dass der Sommer vorbei ist, so schön, so leuchtend, so warm ist es.
Vor allem das erste Stück darauf hat es mir angetan. Leider lässt sich die Wirkung nicht wiederholen, die es beim ersten Hören auf mich hatte, jedenfalls nicht in ihrer ganzen überwältigenden Magie, aber es haut mich doch jedes Mal wieder von neuem um. Es fängt ganz ruhig an. Eine sanfte Männerstimme singt immer wieder dieselbe Zeile, "Can't do without", dazu ein ruhiger Beat und wechselnde Keyboard-Akkorde in Moll. Es klingt tröstlich in seiner melancholischen Eintönigkeit, ein bisschen wie aus der Ferne, irgendwann singt die Stimme dann etwas höher ein bisschen mehr Text, nämlich "I can't do without you", aber sonst ändert sich nichts. Ein gutes Drittel des Songs geht so dahin, besänftigend, sehnsuchtsvoll, einlullend fast - und bereitet einen in keiner Weise darauf vor, was gleich passieren wird.
Bei Minute 1:27 nämlich scheint plötzlich ein Schleier fortgezogen zu werden, und derselbe Song bricht sich nun in einer Intensität Bahn, die an dieser Stelle wirklich nicht mehr zu erwarten gewesen war. Mit einem Mal wird ein Bass aufgedreht, und was für einer, wird der Sound glasklar (und viel lauter), Hi-Hat und Handclaps kommen hinzu und was weiß ich was sonst noch für Tonspuren, und aus dem elegant wehmütigen Song des Anfangs wird eine sich fortwährend steigernde Mörderhymne, die durch den fortgesetzt repetitiven Gesang etwas Hypnotisches hat, und ständig scheinen Synthesizer immer noch neue Ebenen zu eröffnen, unter einer liegt noch eine liegt noch eine liegt noch eine, wird ein neues Register nach dem anderen gezogen, nach unten wie dann auch nach oben, bis die Musik zu fliegen scheint. Und kann man dann gar nicht mehr genug davon kriegen, endet plötzlich bei Minute 3:30 das ganze riesige Klangtheater, und alles konzentriert sich auf den Gesang: "And you're the only thing I think about / It's all that I can still do / And you know you're the one I dream about / I couldn't do without you". Und damit verebbt der Song so unschuldig, als wäre nie etwas gewesen.
Die anderen neun Stücke auf dem Album, das den Titel "Our Love" trägt, sind auch nicht schlecht, allerdings habe ich sie seltener gehört, weil ich über den ersten einfach nicht hinwegkomme. Aber gut. Nummer zwei heißt zum Beispiel "Silver", klingt aber eher nach Samt. Das Motiv, dass ein Song zunächst Atem zu holen scheint, um allmählich in einem riesigen Crescendo zu sich zu finden, und schließlich auf tiefsten, allertiefsten Bässen ausklingt, taucht öfters auf. Mal spielt eine Flöte die Hauptrolle, dann wieder wabernde Synthesizer, die klingen wie unter Wasser und sich so oft um die eigene Achse zu drehen scheinen, bis ein dreidimensionaler Schalleindruck entsteht. Mal eiert ein Keyboard so aus der Spur, dass es zuletzt um einen guten Viertelton verstimmt ist, was aber absolut richtig klingt. Von der Tonart her ist das ganze Album eher in Moll, aber es ist ein hoffnungsvolles, glücksversprechendes Moll, kein endgültiges. Schwer zu erklären, aber durch die durchweg vernünftigen Beats, die manchmal bis auf House-Geschwindigkeit hochfahren, meist aber zuversichtlich gelassenes Tempo halten, klingt all das kein bisschen esoterisch oder anstrengend, sondern ziemlich entspannt, auf eine erwachsene Art.
Und dass keiner der übrigen Titel an die Kraft des ersten heranreicht, macht nichts. Man kann sich ja auch nicht jeden Tag neu verlieben.
Johanna Adorján
Caribou: "Our Love" erscheint am Freitag beim Label City Slang.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das neue Album des Elektromusikers Dan Snaith alias Caribou
Dan Snaith, 1978 in Kanada geboren und in London wohnend, hat Mathematik studiert, bevor er sich ganz der Musik zuwandte. Unter verschiedenen Namen hat er Alben veröffentlicht, zuletzt, als Daphni, war das wilde elektronische Tanzmusik mit verrückten Samples afrikanischer Siebziger-Jahre-Songs - jetzt bringt er unter dem Namen Caribou ein neues Album heraus, das einen fast mit der Tatsache versöhnen kann, dass der Sommer vorbei ist, so schön, so leuchtend, so warm ist es.
Vor allem das erste Stück darauf hat es mir angetan. Leider lässt sich die Wirkung nicht wiederholen, die es beim ersten Hören auf mich hatte, jedenfalls nicht in ihrer ganzen überwältigenden Magie, aber es haut mich doch jedes Mal wieder von neuem um. Es fängt ganz ruhig an. Eine sanfte Männerstimme singt immer wieder dieselbe Zeile, "Can't do without", dazu ein ruhiger Beat und wechselnde Keyboard-Akkorde in Moll. Es klingt tröstlich in seiner melancholischen Eintönigkeit, ein bisschen wie aus der Ferne, irgendwann singt die Stimme dann etwas höher ein bisschen mehr Text, nämlich "I can't do without you", aber sonst ändert sich nichts. Ein gutes Drittel des Songs geht so dahin, besänftigend, sehnsuchtsvoll, einlullend fast - und bereitet einen in keiner Weise darauf vor, was gleich passieren wird.
Bei Minute 1:27 nämlich scheint plötzlich ein Schleier fortgezogen zu werden, und derselbe Song bricht sich nun in einer Intensität Bahn, die an dieser Stelle wirklich nicht mehr zu erwarten gewesen war. Mit einem Mal wird ein Bass aufgedreht, und was für einer, wird der Sound glasklar (und viel lauter), Hi-Hat und Handclaps kommen hinzu und was weiß ich was sonst noch für Tonspuren, und aus dem elegant wehmütigen Song des Anfangs wird eine sich fortwährend steigernde Mörderhymne, die durch den fortgesetzt repetitiven Gesang etwas Hypnotisches hat, und ständig scheinen Synthesizer immer noch neue Ebenen zu eröffnen, unter einer liegt noch eine liegt noch eine liegt noch eine, wird ein neues Register nach dem anderen gezogen, nach unten wie dann auch nach oben, bis die Musik zu fliegen scheint. Und kann man dann gar nicht mehr genug davon kriegen, endet plötzlich bei Minute 3:30 das ganze riesige Klangtheater, und alles konzentriert sich auf den Gesang: "And you're the only thing I think about / It's all that I can still do / And you know you're the one I dream about / I couldn't do without you". Und damit verebbt der Song so unschuldig, als wäre nie etwas gewesen.
Die anderen neun Stücke auf dem Album, das den Titel "Our Love" trägt, sind auch nicht schlecht, allerdings habe ich sie seltener gehört, weil ich über den ersten einfach nicht hinwegkomme. Aber gut. Nummer zwei heißt zum Beispiel "Silver", klingt aber eher nach Samt. Das Motiv, dass ein Song zunächst Atem zu holen scheint, um allmählich in einem riesigen Crescendo zu sich zu finden, und schließlich auf tiefsten, allertiefsten Bässen ausklingt, taucht öfters auf. Mal spielt eine Flöte die Hauptrolle, dann wieder wabernde Synthesizer, die klingen wie unter Wasser und sich so oft um die eigene Achse zu drehen scheinen, bis ein dreidimensionaler Schalleindruck entsteht. Mal eiert ein Keyboard so aus der Spur, dass es zuletzt um einen guten Viertelton verstimmt ist, was aber absolut richtig klingt. Von der Tonart her ist das ganze Album eher in Moll, aber es ist ein hoffnungsvolles, glücksversprechendes Moll, kein endgültiges. Schwer zu erklären, aber durch die durchweg vernünftigen Beats, die manchmal bis auf House-Geschwindigkeit hochfahren, meist aber zuversichtlich gelassenes Tempo halten, klingt all das kein bisschen esoterisch oder anstrengend, sondern ziemlich entspannt, auf eine erwachsene Art.
Und dass keiner der übrigen Titel an die Kraft des ersten heranreicht, macht nichts. Man kann sich ja auch nicht jeden Tag neu verlieben.
Johanna Adorján
Caribou: "Our Love" erscheint am Freitag beim Label City Slang.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main