Im Laufe seiner 20-jährigen Karriere veröffentliche Ryan Adams an die zwei Dutzend Alben, entweder solo oder mit seinen Bands Whiskeytown oder The Cardinals.
Jetzt ist der 41-Jährige Singer-Songwriter mit seinem 16. Studioalbum zurück und hatte eine riesen Menge an Material, von welchem er Tracks für das Album auswählte: Für Prisoner schrieb er mehr als 80 (!) Songs!
Dieses Material verdichtete er dann auf ein 12 Tracks zusammen, für deren Produktion er mit dem legendären Produzenten Don Was (u.a. The Rolling Stones, Bonnie Raitt) zusammenarbeitete.
Lyrisch geht um die großen Fragen, die sich Menschen seines Alters stellen, sagt er, wobei er jedoch nichts allzu Dunkles und Schweres produzieren wollte. Er entdeckt die großen Fragen des Erwachsenenlebens, wirft sie auf und verwirft sie wieder mit noch mehr Fragen im Kopf.
Jetzt ist der 41-Jährige Singer-Songwriter mit seinem 16. Studioalbum zurück und hatte eine riesen Menge an Material, von welchem er Tracks für das Album auswählte: Für Prisoner schrieb er mehr als 80 (!) Songs!
Dieses Material verdichtete er dann auf ein 12 Tracks zusammen, für deren Produktion er mit dem legendären Produzenten Don Was (u.a. The Rolling Stones, Bonnie Raitt) zusammenarbeitete.
Lyrisch geht um die großen Fragen, die sich Menschen seines Alters stellen, sagt er, wobei er jedoch nichts allzu Dunkles und Schweres produzieren wollte. Er entdeckt die großen Fragen des Erwachsenenlebens, wirft sie auf und verwirft sie wieder mit noch mehr Fragen im Kopf.
CD | |||
1 | Do You Still Love Me? | 00:04:00 | |
2 | Prisoner | 00:03:12 | |
3 | Doomsday | 00:03:02 | |
4 | Haunted House | 00:02:42 | |
5 | Shiver And Shake | 00:03:05 | |
6 | To Be Without You | 00:03:22 | |
7 | Anything I Say To You Now | 00:04:51 | |
8 | Breakdown | 00:04:00 | |
9 | Outbound Train | 00:04:21 | |
10 | Broken Anyway | 00:02:57 | |
11 | Tightrope | 00:03:56 | |
12 | We Disappear | 00:03:29 |
Es ist den Versuch wert, nur jeden zweiten Track dieses schönen Albums anzuspielen. Man darf das auch ruhig tun, trotz tiefen Respekts für Martin Walser, dem es vom Label Sony, als probates Geburtstagsgeschenk zu dessen demnächst anstehendem Neunzigsten, überreicht wird, und obwohl auf den ungeraden Tracks dieser "Schönen Magelone" von Johannes Brahms die graumelierte Märchenstimme Walsers zu hören ist, mit ihrer ganz eignen Melodie. Dem Bariton Christian Gerhaher zuliebe hatte Walser 2011 neue Zwischentexte für diesen Liederzyklus verfasst. Samt Pianist Gerold Huber gingen sie damit auf Tournee. 2014 wagte der Bayerische Rundfunk eine Studioaufnahme, die bis jetzt auf Halde lag. Nun ist aber eigentlich schon "Liederzyklus" das falsche Wort für dieses hybride Werk, Brahms hatte zunächst nur zwei Gedichte aus Ludwig Tiecks "Phantasus"-Magelone verkomponiert und sich später, bei Drucklegung aller fünfzehn "Romanzen", wie er sie nannte, entschieden gegen Kontext stiftende Zwischentexte gewehrt: Die Lieder sollten "für sich selbst sprechen". Ja, und das können sie auch, wunderbar, dank Hubers klarer Dezenz, Gerhahers Wahrheitsfeuer. Worum geht's? Zwei Liebende finden, der Welt zum Trotz, zusammen. Für immer. Darum.
eeb
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Bobby Fuller died for somebody's sins, könnte man mit Patti Smith sagen, but not for mine. Wer ist dieser Bobby Fuller? Man weiß es nicht. Chuck Prophet hat ihn sich wohl einfach ausgedacht und macht mit "Bobby Fuller Died For Your Sins" (Yep Roc Records) das anderthalb Dutzend seiner Soloplatten voll. Man ist, wenn man ihn so hört, immer versucht, den Hals-Nasen-Ohrenarzt zu spielen und ihm tief in den Rachen zu sehen, ob mit seinen Mandeln etwas nicht in Ordnung iat. Seine Stimme und seine schnörkellose Spielart verleihen ihm etwas angenehm Phlegmatisches, absolut Unprätentiöses. Schöne Kracher gibt es jetzt wieder, in denen der ehemalige Gitarrist der Band Green On Red mit dosierter Kraft zu Werke geht und Old-school-Versatzstücke nicht scheut. Spaß machen auch die schrägen Titel. Wem fällt schon eine Behauptung ein wie "Jesus Was a Social Drinker"? Und Prophet, der vor Jahren schon einem ganz Großen mit einem Album die Ehre erwiesen hat (Waylon Jennings), weiß, was sich gehört, und ruft den Toten des vergangenen Jahres nach: "It Was a Bad Year for Rock and Roll". Dieses kann nur besser werden. Mit so einer Platte kann eigentlich nicht mehr viel schiefgehen.
edo.
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Muss man sich langsam Sorgen um Ryan Adams machen? Seine Entscheidung, das gesamte Album "1989" des Popsternchens Taylor Swift einfach noch mal neu einzuspielen, fanden schon manche absurd. Vielleicht war die Pointe daran auch nur, das Werk titelgemäß klingen zu lassen, nämlich nach einer Zeit, in der Bombast-Rock noch einigermaßen unironisch möglich war. In diesem Modus macht Adams nun direkt weiter: Die neue Single "Do You Still Love Me" hätte man ohne weiteres für ein altes Lied von Heart, Boston oder auch Bon Jovi halten können. Das Album dazu steht allerdings ganz im Zeichen eines anderen großen Sounds der Achtziger: nämlich dem von Bruce Springsteen damals gepflegten. Auf fast unheimliche Weise ähneln manche Stücke von "Prisoner" (Blue Note/Universal) solchen des Bosses: Das waidwunde "Shiver and Shake" ist fast ein Zwilling von "I'm On Fire" inklusive der seltsam fernen Orgelklänge, die druckvolle Ballade "Haunted House" könnte ebenso gut eine B-Seite von "Born in the U.S.A." sein, und anstelle von Springsteens "Downbound Train" nimmt Adams nun den "Outbound Train". Aber vielleicht hat ja auch das alles eine Pointe, nämlich: Wenn der Boss nicht mehr so klingt wie der Boss (und das war zuletzt bei Springsteen leider der Fall), dann muss eben ein anderer den Job machen.
wiel
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Weinende Nymphen kennt man aus der Musik um 1600 zur Genüge. Auch die verlassene Arianna hat von Claudio Monteverdi ein großes Lamento geschenkt bekommen. Die Lautenlieder von Monteverdis englischem Zeitgenossen John Dowland hingegen sind eine Hommage an den weinenden Mann: "Flow, my tears" - Fließt, meine Tränen - heißt sein berühmtestes Lied, damals ein Schlager an den Höfen Europas. Dowland schrieb es in Dänemark, als Hofkomponist von Christian IV. Doch er verzehrte sich nach Anerkennung durch Englands Königin Elisabeth I. Deren Favorit Robert Devereux, 1601 wegen Hochverrats hingerichtet, war vermutlich der Dichter für viele Dowland-Lieder. Countertenöre in einem vokalen Niemandsland zwischen Kind, Mann und Frau angesiedelt, singen dieses Repertoire oft. Doch jetzt hat der phantastische Bass Joel Frederiksen, begleitet vom einfallsreichen Ensemble Phoenix München eine Auswahl unter dem Titel "tell me true love" (deutsche harmonia mundi/Sony) aufgenommen. Was für eine Stimme! Zitternd vor Schmerz und Verlangen, dem ausziselierten Englisch bis in feinste Zwischentöne nachspürend und doch kernig wie ein ganzer Kerl.
jbm.
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