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Für sein neues Album „Reality Killed The Video Star” holte sich Pop-Superhero Robbie Williams Starproduzent Trevor Horn ins Boot, der bereits solch musikalischen Schwergewichten wie Tina Turner, Rod Stewart, Tom Jones, Frankie Goes To Hollywood, Seal, Pet Shop Boys und vielen weiteren Künstlern zu millionenfach verkauften Alben verhalf.
Die erste Single aus dem Album, "Bodies", ist schon ein perfekter Vorgeschmack auf den Sound, den die Musikwelt auf "Reality Killed The Video Star" erwartet. Nach dem eher sperrigen und weniger erfolgreichen Album "Rudebox" im Jahr 2006 präsentiert der
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Produktbeschreibung
Für sein neues Album „Reality Killed The Video Star” holte sich Pop-Superhero Robbie Williams Starproduzent Trevor Horn ins Boot, der bereits solch musikalischen Schwergewichten wie Tina Turner, Rod Stewart, Tom Jones, Frankie Goes To Hollywood, Seal, Pet Shop Boys und vielen weiteren Künstlern zu millionenfach verkauften Alben verhalf.

Die erste Single aus dem Album, "Bodies", ist schon ein perfekter Vorgeschmack auf den Sound, den die Musikwelt auf "Reality Killed The Video Star" erwartet. Nach dem eher sperrigen und weniger erfolgreichen Album "Rudebox" im Jahr 2006 präsentiert der letzte große männliche Pop-Superstar ein Album, das alle von den Fans geliebten Trademarks eines Künstlers enthält, der die Popmusik seit den späten 90er Jahren nachhaltig geprägt hat.
Trackliste
CD
1Morning Sun00:04:07
2Bodies00:04:03
3You Know Me00:04:21
4Blasphemy00:04:19
5Do You Mind?00:04:06
6Last Days Of Disco00:04:50
7Somewhere00:01:02
8Deceptacon00:05:01
9Starstruck00:05:21
10Difficult For Weirdos00:04:29
11Superblind00:04:46
12Won't Do That00:03:38
13Morning sun (Reprise)00:01:24
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.11.2009

Allein hinter Schallmauern

Eine Fußballer-Weisheit sagt: Never change a winning team. Robbie Williams sollte sich also einen Ruck geben und seinen alten Produzenten und Komponisten Guy Chambers wieder ins Boot holen - sonst droht der Abstieg aus der Champions League.

ABC, Art of Noise, Band Aid, Barry Manilow, Genesis, Godley & Creme, Grace Jones, Heaven 17, Lisa Stansfield, Mike Oldfield, Malcolm McLaren, Marc Almond, Pet Shop Boys, Simple Minds, Jimmy Somerville, Spandau Ballet, Tina Turner, Wendy & Lisa, Yes und Frankie Goes To Hollywood - sie sind mitverantwortlich für die Verpestung der achtziger Jahre, wobei natürlich nicht alles schlecht war unter Trevor Horn, der sie produziert hat und also der Hauptschuldige an diesen geschmacklichen Massenverbrechen ist.

Begangen hat er sie mit einer Methode, der man eine gewisse List nicht absprechen kann, die aber, indem sie den Musikern die Bedienung der Instrumente abnahm, alles nur noch bombastisch, wichtigtuerisch und uninspiriert klingen ließ. Genau das Richtige für mich, wird sich Robbie Williams gedacht haben, der unter Horns Obhut seine Musik nun endgültig zu ruinieren droht. Verwundert reibt man sich das Ohrenschmalz: Einer der größten Stars der vergangenen fünfzehn Jahre macht gemeinsame Sache mit diesem Pfuscher! Robbie Williams einer unter den viel zu vielen Klienten dieses überbewerteten Engländers!

Mit seiner letzten Platte "Rudebox" (F.A.Z. vom 20. Oktober 2006) hatte Robbie Williams immerhin Mut zu Reformen bewiesen; aber die viel zu lange Hip-Hop- und Elektro-Verhackstückung verstimmte als Anbiederei an Madonna und die Pet Shop Boys, so dass man jetzt eigentlich froh sein könnte, dass es wieder eine neue Platte gibt. Aber "Reality Killed The Video Star" offenbart schon im Titel, der eine Anspielung auf das alte Trevor-Horn-Projekt The Buggles ist, eine Einfallslosigkeit, die einen geradezu erschüttert. Man weiß jedenfalls nicht, was man mehr verachten soll: die religiösen Untertöne in der Single "Bodies", die dürftigen Selbstzitate auf dem an sich gefälligen "You Know Me", die dauernde Streicherei, die allenfalls als Soundtrack für einen Disney-Trickfilm für die ganze Familie genießbar wäre, oder den insgesamten Hang, es nun doch wieder allen recht machen zu wollen.

So zeigt sich nun abermals, dass die Auflösung des Mainstreams für niemanden eine solche Gefahr darstellt wie für den, der es in ihm zu etwas gebracht hat. Die Musik von Robbie Williams war ja nie originell; sie war aber für unterschiedliche Hörerschichten geeignet und insofern auch gut, den Kitsch und die Coolness gekonnt in der Balance haltend. Aber dann, mit seiner Swing-Platte von 2001, verhob er sich und gab erste Unsicherheiten zu erkennen. Robbie Williams wollte Frank Sinatra sein, aber das konnte nur als Witz aufgefasst werden. Auf "Escapology" (F.A.Z. vom 19. November 2002) zeigte er zwar sein altes Format und klang wieder wie ein richtiger Pop-Rock-Sänger; aber dies war das letzte Mal, dass seine Masche, sich bei fremden Ideen zu bedienen, ohne dabei eine ausgesprochen persönliche Note vermissen zu lassen, so richtig zog. Der erste britische Hitparadenplatz und die viereinhalb Millionen Exemplare von "Rudebox" mögen ehrenwert sein, sie waren musikalisch aber ein Missverständnis, das sich aus reiner Verkrampfung ergab.

Worunter Robbie Williams leidet, ist das Volksparteiensyndrom: Auch der CSU ist es schlecht bekommen, ihr winning team ohne erkennbare Not auszuwechseln und gleichzeitig anzufangen, über ihre inneren Strukturen nachzudenken. Oder, um ein Beispiel aus dem von Williams so geliebten Fußball zu wählen: Ihm ergeht es wie Bayern München, wo man nach dem Klinsmann-Experiment schnell wieder nach einem klassisch-großen Namen rief, nun aber, unter Louis van Gaal, mitansehen muss, dass das Selbstvertrauen weg ist.

Dass er auch er keines habe, hat man von Robbie Williams immer behauptet, und er selbst hat wenig dafür getan, es anders aussehen zu lassen. Aber nicht das Saufen, Fressen, Koksen und Huren waren sein womöglich entscheidender Karrierefehler, sondern, dass er, aus welchem Grund auch immer, Guy Chambers an die Luft gesetzt hat, einen außergewöhnlich fähigen Komponisten und Produzenten, der ihm das war, was Bernie Taupin für Elton John war. Statt wie diese beiden wenigstens ein Dutzend hervorragender Alben zu machen, ließ er es geschehen, dass mit der ohne Chambers eingespielten Platte "Intensive Care" (F.A.Z. vom 11. Oktober 2005) die Phase der Richtungslosigkeit einsetzte. Die Musik, für die im Wesentlichen Stephen Duffy verantwortlich war, klang gefällig, aber die Texte verrieten ein Bedürfnis zur distanzlosen, verquast pathetischen Selbsterklärung, das zu der Williams allenthalben attestierten Selbstironie nicht mehr recht passen wollte.

Dass Chambers nun bei einem Lied seine Finger wieder im Spiel hat, wird wenig helfen. "Blasphemy", auch so einer von diesen pompösen Titeln, plätschert verhalten dahin, das Klavier klimpert wie bei einem seiner selbst überdrüssigen Elton John, das Lied ist so flügellahm wie fast der ganze Rest. "Last Days of the Disco" hätte jede dieser öden Früh-Achtziger-Synthesizer-Combos besser hinbekommen; die Ausflüge in die Clubwelt wirken verspätet, ein Lied wie "Difficult for Weirdos" hätten Madonna oder Kylie Minogue zu Anfang dieses Jahrzehnts erheblich quecksilbrig-aufreizender klingen lassen. Selbst die Balladen, mit denen Williams früher auch ein ihm reserviert gegenüberstehendes Publikum herumgekriegt hätte, sind ihm hier eigentümlich untriftig geraten, ohne Ohrwurmqualitäten. Man höre nur "Deceptacon": Solche laschen, nichtssagenden Lieder, die heute höchstens jemandem wie dem Oberharmlosen Jim Corr zuzutrauen wären (dessen gutaussehende Schwestern den Murks allerdings für Momente vergessen lassen), wird man in wenigen Wochen schon wieder vergessen haben, da kann ihn EMI noch so oft auf Blitzbesuch schicken.

Es ist nicht alles schlecht. Das majestätische "Superblind", das altmodisch-soulige "You Know Me", das rockige "Do You Mind" und das süffig-pointierte "Won't Do That" deuten die alte Entschlossenheit an und hellen den trüben Gesamteindruck etwas auf. Auch auf den frühen Platten war nicht alles Gold, was glänzte; aber es gab immer ein, zwei smash hits, die in ihrer Ausnutzung popklassischer Mittel so überragend waren, dass auch der Rest gut dastand. Wahrscheinlich hätte man Trevor Horn gar nicht erst fragen dürfen. Die dicke Schallmauer, mit der dieser seine Schützlinge regelmäßig umgibt, dient bloß dazu, deren Mangel an Sänger- und Entertainer-Fähigkeiten zu kaschieren. Das wäre hier ja nicht nötig gewesen.

Robbie Williams muss sich, wie Bayern München und die CSU, dringend etwas einfallen lassen, wenn er weiterhin in der Champions League spielen und seine absolute Mehrheit zurückhaben will. Ein Anruf bei Guy Chambers würde vielleicht schon genügen.

EDO REENTS

Robbie Williams, Reality Killed The Video Star. Virgin/Chrysalis 687752 (EMI)

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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