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Produktdetails
Trackliste
CD 1
1Street Fighting Man (Album Version)00:05:10
2Man Of Constant Sorrow (Album Version)00:02:37
3Blind Prayer (Album Version)00:04:43
4Handbags & Gladrags (Album Version)00:04:27
5An Old Raincoat Won't Ever Let You Down (Album Version)00:03:11
6I Wouldn't Ever Change A Thing (Album Version)00:04:49
7Cindy's Lament (Album Version)00:04:30
8Dirty Old Town (Album Version)00:03:46
9Gasoline Alley00:04:07
10It's All Over Now00:06:27
11Only A Hobo00:04:20
12My Way Of Giving00:04:02
13Country Comfort00:04:48
14Cut Across Shorty00:06:35
15Lady Day00:04:16
16Jo's Lament00:03:35
17You're My Girl (I Don't Want To Discuss It)00:04:34
18It's All Over Now (Single Version)00:03:38
CD 2
1Every Picture Tells A Story (Album Version)00:06:03
2Seems Like A Long Time (Album Version)00:04:04
3That's All Right (Album Version)00:06:04
4Tomorrow Is A Long Time (Album Version)00:03:48
5Maggie May00:05:55
6Mandolin Wind (Album Version)00:05:37
7(I Know) I'm Losing You (Album Version)00:05:25
8(Find A) Reason To Believe (Album Version)00:04:12
9True Blue00:03:36
10Lost Paraguayos00:04:00
11Mama You Been On My Mind00:04:30
12Italian Girls00:04:59
13Angel00:04:07
14Interludings00:00:42
15You Wear It Well00:04:26
16I'd Rather Go Blind00:03:57
17Twistin' The Night Away00:03:18
18What's Made Milwaukee Famous (Has Made A Loser Out Of Me) (Single Version)00:02:55
CD 3
1Pinball Wizard00:03:13
2Oh! No Not My Baby (Single Version)00:03:42
3Jodie (Single Version)00:03:12
4Sweet Little Rock 'N' Roller (Album Version)00:03:46
5Lochinvar (Album Version)00:00:27
6Farewell (Album Version)00:04:36
7Sailor (Album Version)00:03:37
8Bring It On Home To Me / You Send Me (Medley/Album Version)00:03:59
9Let Me Be Your Car (Album Version)00:05:00
10(You Make Me Feel Like) A Natural Man00:03:57
11Dixie Toot (Album Version)00:03:28
12Hard Road (Album Version)00:04:30
13I've Grown Accustomed To Her Face (Album Version)00:01:34
14Girl From The North Country (Album Version)00:03:54
15Mine For Me (Album Version)00:04:05
16Missed You00:04:00
17You Put Something Better Inside Me00:03:50
18Crying Laughing Loving Lying00:02:53
19Every Time We Say Goodbye00:03:35
20So Tired00:03:41
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Der blinde Gaul winkt uns verschmitzt zu
Schön war die Zeit: Große, vorzügliche Werkschauen von Rod Stewart und den "Faces"

Unter allen Rock-'n'-Roll-Bands wurde bei den "Faces" wohl am heftigsten getrunken. Sobald sie die Bühne enterten, verwandelte sich auch die Konzertarena von Houston, Texas, in einen englischen pub. Ihre Sorge galt weniger der Ausrüstung des Tonstudios als vielmehr der Frage, ob auch ein Glas griffbereit ist. Die Plattenfirma Warner Brothers ließ ihnen, je nach Geschmack, immer eine Flasche Brandy, Scotch oder Rotwein ins Hotelzimmer stellen. Musizieren und Saufen, das war bei ihnen eins. Dies ging allerdings und anders, als oft behauptet wird, nicht zu Lasten der Konzentration und Konstitution. Die "Faces" waren keine schlampige Band; sie machten nie schlapp und verpaßten selten einen Einsatz. Der Organist Ian McLagan blickt auf diese Zeit zurück: "Wir spielten ungefähr eine Stunde lang, bis einer von uns sagte: ,Laßt uns in den pub gehen.' Dort nahmen wir einige Drinks, kamen wieder zurück und spielten weiter. Es wurde dann alles ein bißchen albern." Den "Faces", diesem bunten Party-Schmetterling mit der Bombenkondition, der 1969 aus der Raupe geschlüpft war, die Steve Marriott nach seinem Weggang von den insgesamt eher graumäusigen "Small Faces" schnöde hinterlassen hatte, war hauptsächlich an Spaß gelegen. Und davon verstanden und verbreiteten sie mehr als jede andere Band dieser Zeit.

Die Ergebnisse ihrer Gelage sind nun vorbildlich aufbereitet: "Faces - Five Guys Walk Into A Bar" lautet der treffende, treffliche Titel der Box, die fast alle Titel der vier zwischen 1970 und 1973 erschienenen Studioplatten sowie der Liveplatte und darüber hinaus noch eine ganze Menge mehr enthält. Wer jetzt schon Weihnachtsgeschenke kaufen und jemandem mit Sinn für altmodischen, lässigen Rock 'n' Roll etwas sehr Gutes tun will, der hat jetzt ein Problem weniger. Alle anderen, die um diese unterschätzte und auch in den Hitparaden nie angemessen vertretene Band bisher einen Bogen gemacht haben, sollten sich das wenigstens überlegen und dieses schön aufgemachte, mit sechzig Euro keineswegs überteuerte Produkt auf die Wunschliste setzen, wenn es bis dahin nicht schon wieder vergriffen ist.

Es wäre interessant, sich vorzustellen, was aus der Band geworden wäre, wenn Steve Marriott sie nicht verlassen hätte, um mit Peter Frampton "Humple Pie" zu gründen. Die Musik wäre vermutlich so schwarz geworden, wie sie das bei Marriotts Prominentencombo mitunter war. Aber sie wäre nicht so unterhaltsam gewesen. Statt dieses Egoisten hatte man nun den phlegmatischen Rod Stewart an Bord, der den Ton auf eine ganz andere Weise angab, kongenial begleitet vom Gitarristen Ron Wood, der dann später der Sauf- und Spielkumpan von Keith Richards wurde. Die beiden ehemaligen Mitspieler von Jeff Beck hatten den rüden Blues im Gepäck, der zwar auch Marriotts Spezialität gewesen war, der sich in der eher federnd-funky-orientierten "Faces"-Spielweise aber erheblich entspannter, komödiantischer ausnahm. Und Stewart konnte alles singen: Dylan, McCartney, Motown und allerlei Ländlich-Sentimentales wie die wunderbaren Eigenkompositionen "Sweet Lady Mary" oder "Just Another Honky".

Aber erst Glyn Johns, der die letzten beiden Alben betreute, holte das Beste aus ihnen heraus. Dies zeigt sich, wenn man einen unzureichend produzierten Song wie "Around The Plynth", auf dem Ron Wood an der Slidegitarre besticht, vergleicht mit späteren Nummern wie "Stay With Me", "That's All You Need" oder "Borstal Boys". Hier erst spielten sie sich in den nervösen Überdruck hinein, der ihre Musik so aufregend machte. Woods grobkörnige Gitarre und Rod Stewarts heisere Stimme harmonierten bestens miteinander. Aber auch die Kompositionen des Bassisten Ronnie Lane, der trotz Stewarts dominierenden Einflusses die Seele der Band war, sind ins rechte Licht gerückt. "Richmond" oder "Debris" offenbaren die gemütvoll-verhaltene, fast zärtliche Seite des Ensembles.

Die Grenze vom Interessanten zum Notwendigen wird jedoch überschritten durch die instruktiven Essays (einer ist von David Fricke) und das, was bisher nicht greifbar war und nun endlich belegt, wie vielseitig diese Band war: Lennons "Jealous Guy", Robert Johnsons "Love In Vain" (von Stewart wurschtig als "an old Stones-number" angekündigt), "Getting Hungry" von den "Beach Boys" und, wieder live, eine erstaunliche Interpretation von "The Stealer", mit dem die englischen Kollegen von "Free" den Anschlußtreffer an ihren Überhit "All Right Now" verfehlten.

Warum einige Studioaufnahmen, die der Verbesserung weder bedürfen noch fähig sind, hier auch noch live, dank der legendären Sessions für die BBC dokumentiert werden, mag das Geheimnis von Ian McLagan bleiben, der die Auswahl besorgte und dem, so behauptet er jedenfalls, dabei die Tränen kamen. Statt der Alternativfassungen von Krachern wie "Cindy Incidentally" oder "Flying", die nur historisch-kritische Hörer interessieren werden, hätte man doch lieber Dylans "Wicked Messenger", mit dem die "Faces" ihre erste Platte veredelten, oder Chuck Berrys "Memphis", auf der dritten, insgesamt erfolgreichsten Platte "A Nod Is As Good As A Wink ... To A Blind Horse" zu Powerplay umarrangiert, dabeigehabt.

Rod Stewart hat stets beteuert, daß nichts an dem Gerücht sei, wonach er sich die besten Lieder für seine Solokarriere reserviert hat. Man muß ihm das nicht abnehmen. Obwohl er das Spiel mit den "Faces" ernst nahm, ging er auf seinen eigenen Platten mit mehr Sorgfalt zur Sache, wie man sich anhand der ebenfalls vollauf zufriedenstellenden Dreierbox "Reason To Believe: The Complete Mercury Studio Recordings" überzeugen kann, die im wesentlichen die ersten fünf Alben enthalten. Die Dichte der Arrangements, auf welche die "Faces" meistens verzichteten, und die emotionale Delikatesse berühren heute noch. Die fünf "Faces"-Stunden enthalten dann doch Ausfälle, die es beim frühen, alleinigen Stewart in fast vier Stunden eben nicht gibt. Der Klassenunterschied wird besonders deutlich, wenn man die ganz großen Sololieder hört, welche die "Faces" live und unter Einbußen auch spielen durften: "(I Know) I'm Losing You", "Maggie May" und, vor allem, "I'd rather go blind".

Dieser Befund, mit dem man als Hörer leben kann, ist um so erstaunlicher, als Stewart sich bei seinen Alleingängen ja von den "Faces" assistieren ließ; aber er hatte einen zusätzlichen und sehr guten Gitarristen (Martin Quittenton) sowie in Mick Waller, der schon bei Jeff Beck dabeigewesen war, auch einen besseren Schlagzeuger als Kenny Jones. Auch gab er sich bei der Produktion mehr Mühe. Dies alles merkten die anderen, aber sie störten sich zunächst nicht daran - bis es Stewart einfiel, die letzte "Faces"-Platte "Ooh La La" mit dem schönen Titelstück als "stinking rotten album" zu bezeichnen. Als auf den Plakaten immer öfter "Rod Stewart and the Faces" zu lesen war, hatte Ronnie Lane die Nase voll. Von seinem Ausstieg erholte sich die Band nicht mehr. Ronnie Lane starb im Juni 1997 elend an Multipler Sklerose. Sein Vermächtnis hört sich schlimmer an, als es ist: "Ich meine, wer waren wir? Ein paar Idioten, die sich schämen sollten. Wir bestellten einen Privatjet, um fünfzig Kilometer weit zu fliegen. Von meiner Krankheit habe ich lange nichts bemerkt, weil ich jedes auftretende Symptom immer auf den Schnaps, die Drogen, die durchzechten Nächte geschoben habe." Es war doch eine große Zeit.

EDO REENTS

Faces, Five Guys Walk Into A Bar. 4 CDs. Rhino/Warner Brothers. 78233 (Warner)

Rod Stewart, Reason To Believe: The Complete Mercury Studio Recordings. 3 CDs. Mercury 440 063 422 (Universal)

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