Produktdetails
- Anzahl: 2 Vinyls
- Erscheinungstermin: 23. Juni 2009
- Hersteller: Universal Vertrieb - A Divisio / Interscope,
- EAN: 0602527056388
- Artikelnr.: 26524843
- Herstellerkennzeichnung
- Universal Music GmbH
- Mühlenstr. 25
- 10243 Berlin
- productsafety@umusic.com
LP 1 | |||
1 | Dr. West (Skit) | 00:01:30 | |
2 | 3 a.m. (Album Version) | 00:05:20 | |
3 | My Mom (Album Version) | 00:05:20 | |
4 | Insane (Album Version) | 00:03:01 | |
5 | Bagpipes From Baghdad (Album Version) | 00:04:43 | |
6 | Hello (Album Version) | 00:04:08 | |
7 | Tonya (Skit) | 00:00:43 | |
8 | Same Song & Dance (Album Version) | 00:04:08 | |
9 | We Made You (Album Version) | 00:04:30 | |
10 | Medicine Ball (Album Version) | 00:03:57 | |
LP 2 | |||
1 | Paul (Skit) | 00:00:19 | |
2 | Stay Wide Awake (Album Version) | 00:05:20 | |
3 | Old Time's Sake (Album Version) | 00:04:38 | |
4 | Must Be The Ganja (Album Version) | 00:04:03 | |
5 | Mr. Mathers (Skit) | 00:00:42 | |
6 | Deja Vu (Album Version) | 00:04:44 | |
7 | Beautiful (Album Version) | 00:06:33 | |
8 | Crack A Bottle (Album Version) | 00:04:58 | |
9 | Steve Berman (Skit) | 00:01:29 | |
10 | Underground/Ken Kaniff (Album Version) | 00:06:19 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.05.2009Beipackzettel mit Musik
Kann Eminems neues Album den Hiphop retten?
1997 veröffentlichte ein unbekannter weißer Rapper aus Detroit seine erste Single, "My Name Is", von da an kannten unter Dreißigjährige auf der ganzen Welt seinen Namen: Eminem, der als Marshall Mathers geboren wurde und sich beim verbalen Ausleben schlimmerer Gewaltphantasien Slim Shady nennt, wurde mit 75 Millionen verkauften Alben der erfolgreichste Rapper, den es je gegeben hat. Mit seiner Fusion aus hartem Rap und eingängigem Pop hat er Hiphop zur beliebtesten Musikrichtung der weißen Mittelklasse gemacht, seine Texte, in denen er Privates verarbeitet und selbst blutige Gewaltphantasien in ironische, wortspielreiche Geschichten verpackt, begeisterten Schriftsteller wie Zadie Smith oder den Nobelpreisträger Seamus Heaney, der ihm "sprachliche Energie" bescheinigte. Er ist einer dieser Künstler, von denen es nicht allzu viele gibt, die mit wenigen Werken den Lauf der Musikgeschichte verändern.
Nach fünf Jahren, in denen man wenig von ihm gehört hatte, erscheint jetzt sein neues Album: "Relapse". Es wurde erwartet wie eine neue Botschaft eines Propheten: Würde es Eminem - mithilfe seines Produzenten-Godfathers Dr. Dre - gelingen, einen Ausweg aus dem Jammertal zu weisen, zu dem Hiphop in den letzten Jahren geworden ist? Würde er wieder etwas Neuartiges schaffen, etwas bis dahin so nicht Gehörtes?
Um mit dem Positiven zu beginnen: Seine Texte sind nach wie vor von einer unerreichten sprachlichen Eleganz. Wo andere Rapper geradeaus sprechen, schlägt er Haken, nimmt Hürden und kommt dennoch, ohne je zu straucheln und ohne erkennbare Anstrengung, sicher ins Ziel. Es ist nicht mehr gar so viel von seiner schlimmen Mutter Debbie die Rede, die er in früheren Nummer-1-Hits bereits vergewaltigt und getötet hat - auf dem neuen Album handelt nur ein Song von ihr. Und seine Exfrau Kim, von der er mittlerweile zweimal geschieden ist, auch sie in früheren Songs verschiedentlich verbal ermordet, kommt überhaupt nicht vor. Was die Frauenwelt angeht, arbeitet er sich diesmal an wehrlosen Showgrößen wie Lindsay Lohan, Britney Spears oder Amy Winehouse ab, aber das Schockieren-Wollen ist ihm mittlerweile zur Pose geworden, die man dem Vater einer 13-jährigen Tochter nicht mehr so recht abnimmt. Es wirkt eher, als hätte er bei zwei, drei Songs nicht gewusst, worüber er rappen soll, und sich zu erinnern versucht, womit er noch mal berühmt geworden ist, um es einfach noch mal zu probieren.
Die zentrale Figur seiner Texte ist diesmal er selbst. Dass er die letzten Jahre hauptsächlich damit verbracht hat, Tabletten zu schlucken, war in den letzten Tagen und Wochen bereits überall zu lesen; auf "Relapse" ist es nun auch zu hören. In beinahe jedem Song werden Pillennamen genannt, manch Text klingt fast wie ein vertonter Beipackzettel. Das hat etwas Rührendes - wohl kein anderer Musiker stellt seine Abgründe in seinem Werk ähnlich ungeschützt zur Schau. Aber im Zusammenklang mit den ewig gleichtönigen, stoisch im selben Tempo vor sich hinschleppenden Beats von Dr. Dre hat es auch etwas schrecklich Deprimierendes. Therapie ist eine feine Sache, aber muss man die ganze Welt dran teilhaben lassen?
JOHANNA ADORJÁN
Eminem: "Relapse", erschienen bei Universal
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Kann Eminems neues Album den Hiphop retten?
1997 veröffentlichte ein unbekannter weißer Rapper aus Detroit seine erste Single, "My Name Is", von da an kannten unter Dreißigjährige auf der ganzen Welt seinen Namen: Eminem, der als Marshall Mathers geboren wurde und sich beim verbalen Ausleben schlimmerer Gewaltphantasien Slim Shady nennt, wurde mit 75 Millionen verkauften Alben der erfolgreichste Rapper, den es je gegeben hat. Mit seiner Fusion aus hartem Rap und eingängigem Pop hat er Hiphop zur beliebtesten Musikrichtung der weißen Mittelklasse gemacht, seine Texte, in denen er Privates verarbeitet und selbst blutige Gewaltphantasien in ironische, wortspielreiche Geschichten verpackt, begeisterten Schriftsteller wie Zadie Smith oder den Nobelpreisträger Seamus Heaney, der ihm "sprachliche Energie" bescheinigte. Er ist einer dieser Künstler, von denen es nicht allzu viele gibt, die mit wenigen Werken den Lauf der Musikgeschichte verändern.
Nach fünf Jahren, in denen man wenig von ihm gehört hatte, erscheint jetzt sein neues Album: "Relapse". Es wurde erwartet wie eine neue Botschaft eines Propheten: Würde es Eminem - mithilfe seines Produzenten-Godfathers Dr. Dre - gelingen, einen Ausweg aus dem Jammertal zu weisen, zu dem Hiphop in den letzten Jahren geworden ist? Würde er wieder etwas Neuartiges schaffen, etwas bis dahin so nicht Gehörtes?
Um mit dem Positiven zu beginnen: Seine Texte sind nach wie vor von einer unerreichten sprachlichen Eleganz. Wo andere Rapper geradeaus sprechen, schlägt er Haken, nimmt Hürden und kommt dennoch, ohne je zu straucheln und ohne erkennbare Anstrengung, sicher ins Ziel. Es ist nicht mehr gar so viel von seiner schlimmen Mutter Debbie die Rede, die er in früheren Nummer-1-Hits bereits vergewaltigt und getötet hat - auf dem neuen Album handelt nur ein Song von ihr. Und seine Exfrau Kim, von der er mittlerweile zweimal geschieden ist, auch sie in früheren Songs verschiedentlich verbal ermordet, kommt überhaupt nicht vor. Was die Frauenwelt angeht, arbeitet er sich diesmal an wehrlosen Showgrößen wie Lindsay Lohan, Britney Spears oder Amy Winehouse ab, aber das Schockieren-Wollen ist ihm mittlerweile zur Pose geworden, die man dem Vater einer 13-jährigen Tochter nicht mehr so recht abnimmt. Es wirkt eher, als hätte er bei zwei, drei Songs nicht gewusst, worüber er rappen soll, und sich zu erinnern versucht, womit er noch mal berühmt geworden ist, um es einfach noch mal zu probieren.
Die zentrale Figur seiner Texte ist diesmal er selbst. Dass er die letzten Jahre hauptsächlich damit verbracht hat, Tabletten zu schlucken, war in den letzten Tagen und Wochen bereits überall zu lesen; auf "Relapse" ist es nun auch zu hören. In beinahe jedem Song werden Pillennamen genannt, manch Text klingt fast wie ein vertonter Beipackzettel. Das hat etwas Rührendes - wohl kein anderer Musiker stellt seine Abgründe in seinem Werk ähnlich ungeschützt zur Schau. Aber im Zusammenklang mit den ewig gleichtönigen, stoisch im selben Tempo vor sich hinschleppenden Beats von Dr. Dre hat es auch etwas schrecklich Deprimierendes. Therapie ist eine feine Sache, aber muss man die ganze Welt dran teilhaben lassen?
JOHANNA ADORJÁN
Eminem: "Relapse", erschienen bei Universal
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main