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Produktdetails
Trackliste
CD
1Court And Spark00:07:37
2Edith And The Kingpin00:06:33
3Both Sides Now00:07:40
4River00:05:28
5Sweet Bird00:08:19
6The Tea Leaf Prophecy (Lay Down Your Arms)00:06:36
7Solitude00:05:45
8Amelia00:07:29
9Nefertiti00:07:33
10The Jungle Line00:05:03
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Wahnsinn mit Methode

Als Herbie Hancock bei der Grammy-Gala im Vorjahr zum Gesang von Christina Aguilera in die Tasten griff, fragte man sich bang, zu welchen Mitteln der große Pianist mit dem kleinen Hang zur Peinlichkeit noch greifen würde, um, wie er es nennt, den Jazz zu retten. Er denke "an die Zukunft der Musik, der Kultur, der Menschheit", hat er später einem Journalisten zugerufen, der ihn fragte, ob man diese Musik heute denn nur noch verkaufen könne, wenn man sich mit Popstars zusammentut. Für Hancock ist es eine Sache auf Leben und Tod. Der Wahnsinn hat Methode, und die Methode hat Erfolg: In diesem Jahr wurde Herbie Hancocks jüngste Platte "River - The Joni Letters" (Verve 744826, im Vertrieb von Universal) mit dem Grammy als bestes Album des Jahres ausgezeichnet.

Für diese Hommage an die Liedermacherin Joni Mitchell hat der Altmeister ehrwürdige Weggefährten - den Saxophonisten Wayne Shorter, Dave Holland am Bass, den Schlagzeuger Vinnie Colaiuta, dazu den jungen Gitarristen Lionel Loueke - versammelt und eine illustre Schar Sängerinnen ins Studio gebeten. Norah Jones, Corinne Bailey Rae und Luciana Souza dürfen zeigen, dass Mitchells Werk ebenso alters- wie zeitlos ist. Und neben den Jungen klingen auch Tina Turner und die Verehrte selbst mit ihren Gastauftritten alters- und zeitlos.

"River" ist ein Album voller schöner Augenblicke: Wenn Corinne Bailey Rae sich mit den Worten "He loved me so dirty" an den verlassenen Geliebten erinnert, schimmert ihre Stimme vor Genuss. Wenn Norah Jones "I worrie sometimes" gesteht, entwickelt sich ein Seufzer aus Shorters Saxophon zum solistischen Kleinod. Und Vinnie Colaiutas Schlagzeug schnurrt aufs Schönste, wenn Tina Turner singt. Wie weltklug diese Dame klingen kann, wenn sie einmal nicht die Röhre geben muss! Sie ist die eigentliche Entdeckung auf einem Album, das harmonische Finesse mit musikalischer Gefälligkeit und die Schlüssigkeit unversehrter Songstrukturen mit der Subtilität des Jazz verbindet. "River" ist ein mehrheitsfähiges Album. Dass es sich gegen die deutlich bekannteren, jeweils zwanzigmal häufiger verkauften Platten von Amy Winehouse und Kanye West durchsetzen konnte, bringt die Musikwelt in Aufruhr, und zwar beiderseits des alten Grabens zwischen E und U. Die Popwelt sei schockiert, meldeten amerikanische Zeitungen und Agenturen, als Herbie Hancock triumphierte. Die Jazzwelt, müssen wir nachtragen, ist konsterniert. Hancock sei fraglos ein verdienter Musiker, "River" durchaus eine hübsche Platte. Aber Jazz sei das Ganze nun wirklich nicht.

FRIDTJOF KÜCHEMANN

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