Produktdetails
- Anzahl: 3 Audio CDs
- Erscheinungstermin: 17. November 2003
- Hersteller: Universal Vertrieb - A Divisio / Polydor,
- EAN: 0602498654958
- Artikelnr.: 20038663
CD 1 | |||
1 | Du, Du, Du | 00:03:38 | |
2 | Du bist ja blind, Klane | 00:04:11 | |
3 | Der Süden | 00:05:26 | |
4 | Eine plötzliche Erinnerung (Adios) | 00:03:41 | |
5 | Tod eines Kapitäns | 00:02:38 | |
6 | Wie die Rotunde | 00:03:10 | |
7 | Für Immer Jung (Forever Young) | 00:05:31 | |
8 | Leon Wolke | 00:04:51 | |
9 | Im Himmel | 00:06:32 | |
10 | Schnitterlied | 00:03:48 | |
11 | Messernacht | 00:04:26 | |
12 | Wovon Würdest Du Dann Singen? | 00:02:26 | |
CD 2 | |||
1 | Liebster du | 00:04:10 | |
2 | Die wahren Abenteuer sind im Kopf | 00:03:37 | |
3 | Was mir der Dichter Luis Rosalez in etwa erzählte | 00:04:18 | |
4 | Immigrant Song | 00:02:44 | |
5 | Und dann bin i ka Liliputaner mehr | 00:03:37 | |
6 | Gottes Lachen | 00:04:02 | |
7 | Abendland | 00:07:22 | |
8 | Venedig | 00:03:37 | |
9 | Wast du net | 00:04:09 | |
10 | Esther | 00:03:05 | |
11 | Ist schon vorbei | 00:04:12 | |
12 | Die wahren Abenteuer sind im Kopf | 00:04:29 | |
CD 3 | |||
1 | Mir träumte | 00:04:21 | |
2 | Onkel Jakob | 00:02:45 | |
3 | Das Beruhmte Jean Harlow Lied Vom 4 Oktober 1970 | 00:02:16 | |
4 | Für immer jung | 00:03:47 | |
5 | Miramare | 00:03:22 | |
6 | Die Kinder sind immer aus Wien | 00:02:02 | |
7 | Mein Freund Schnuckenack | 00:02:20 | |
8 | 1, 2, 3 unterm Kirschbaum | 00:04:19 | |
9 | Angstlied | 00:04:01 | |
10 | Mann und Frau | 00:03:36 | |
11 | Und dann bin i ka Liliputaner mehr | 00:04:02 | |
12 | Maria Magdalena | 00:05:10 | |
13 | Ich fordere | 00:03:12 | |
14 | Zehn Brider | 00:06:12 | |
15 | Dieser Augenblick von Ewigkeit | 00:02:21 | |
16 | Das Lied vom Idealen Park | 00:04:04 | |
17 | Denn ich will | 00:02:07 | |
18 | Miruna, die Riesin aus Göteborg | 00:03:48 | |
19 | Die Abwesenheit | 00:02:45 | |
20 | Die wahren Abenteuer sind im Kopf | 00:02:42 | |
Weitere 2 Tracks anzeigen | |||
21 | Wie mei Herzschlag | 00:03:28 | |
22 | A Zigeina mecht i sein | 00:05:23 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.01.2004Wos is und wos woa
Das ganze Abendland: André Hellers musikalische Wunderkammer
Kitsch? Sentimentalität? Pathos? Morbidezza? Große Worte? Starker Tobak? Ja, ja, ja und nochmals ja. Aber auch: Bohumil Hrabals Schöntrauer und Sigmund Freuds analytischer Spürsinn, Bob Dylans Hymne an die ewige Jugend und Eric Claptons Erinnerung an seinen toten Sohn, Brian Enos musikalische Raummöblierung und Xavier Naidoos brüchig-aktueller Singsang, Jiddisches und Kryptisches - und das alles übertragen in André Hellers Poesie oder versiegelt im melancholischen Wiener Idiom, gesprochen und gesungen, ausgewalzt und in Frage gestellt, aus dem Unterbewußtsein hervorgekramt und schnoddrig vor sich hin philosophiert.
André Heller wollte nicht mehr ins Studio zurück, nachdem er 1983 einen Schlußstrich unter die öffentliche Singerei und Aufnehmerei seiner Lieder und Chansons gezogen und nur noch Ausnahmen wie Sampler und die "kritische Gesamtausgabe" zugelassen hatte, die zwischenzeitlich erschienen sind. Jetzt ist er - mit einer kleinen Nachhilfe musikalischer Freunde - rückfällig geworden und hat, wie es seinem zum Übermaß neigenden Naturell entspricht, gleich ein Album mit drei CDs veröffentlicht, das wie eine Bilanz eines reichen Musikerlebens ausgefallen ist, oder sagen wir besser: wie eine Zwischenbilanz.
Denn bei Heller wußte man noch nie und weiß es bis heute nicht, was seinem mit "Abendland" randvollen Kopf entspringen würde. Ein knappes Dutzend neue Songs auf der ersten CD, alte Lieder in neuem Interpretationsgewand von befreundeten Musikern auf der zweiten und schließlich ein Querschnitt aus früheren Originalaufnahmen auf der dritten CD sind hier vereint worden: "Wos is und wos woa." Und "wos wird", muß man abwarten. Vermutlich weiß es André Heller selbst noch nicht.
Von Billy Joel stammt die wunderbare Hymne "New York State of Mind", die glaubhaft versichert, daß New York keine Stadt ist, sondern ein Ausnahmezustand oder eine Geisteshaltung. Wenn es des Beweises noch bedurft hätte, daß dies auch auf die österreichische Hauptstadt zutrifft, mit André Hellers Dreierpack unter dem Titel "Ruf und Echo" wäre er wieder einmal gelungen. Wien, diese wehmütig-sarkastisch-böse Gemütsverfassung, polarisiert so sehr wie die Lieder, in denen Heller sich vorwiegend selbstbespiegelt. Das alles wirkt wie stets bei ihm sehr narzißtisch und damit auch verletzlich.
Sicherlich kann man vieles gegen dieses musikalisierte Sammelsurium an Beobachtungen und Reflexionen, Alltagsmomenten und historischen Faltenwürfen einwenden. Daß Heller unerschrocken seine Gefühle offenbart und damit eine große Angriffsfläche bietet, ehrt ihn aber auch. Und manches aus der neuen Produktion - zum Beispiel Xavier Naidoos Re-Interpretation von Hellers Hommage an seinen Sohn Ferdinand - besitzt in seiner brüchigen Schlichtheit etwas geradezu Grandioses. Oder André Hellers Cover-Songs von "Tears in heaven" oder "Forever young": sehr schöne Neufassungen, dabei unaufdringlicher und feiner als die Originale. Apropos Kitsch. Ist Wien ohne ein Übermaß an Sentiment überhaupt denkbar? Und Heller ohne Wien?
WOLFGANG SANDNER
André Heller, Ruf und Echo. 3 CDs, Amadeo 986 549-5 (Universal)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das ganze Abendland: André Hellers musikalische Wunderkammer
Kitsch? Sentimentalität? Pathos? Morbidezza? Große Worte? Starker Tobak? Ja, ja, ja und nochmals ja. Aber auch: Bohumil Hrabals Schöntrauer und Sigmund Freuds analytischer Spürsinn, Bob Dylans Hymne an die ewige Jugend und Eric Claptons Erinnerung an seinen toten Sohn, Brian Enos musikalische Raummöblierung und Xavier Naidoos brüchig-aktueller Singsang, Jiddisches und Kryptisches - und das alles übertragen in André Hellers Poesie oder versiegelt im melancholischen Wiener Idiom, gesprochen und gesungen, ausgewalzt und in Frage gestellt, aus dem Unterbewußtsein hervorgekramt und schnoddrig vor sich hin philosophiert.
André Heller wollte nicht mehr ins Studio zurück, nachdem er 1983 einen Schlußstrich unter die öffentliche Singerei und Aufnehmerei seiner Lieder und Chansons gezogen und nur noch Ausnahmen wie Sampler und die "kritische Gesamtausgabe" zugelassen hatte, die zwischenzeitlich erschienen sind. Jetzt ist er - mit einer kleinen Nachhilfe musikalischer Freunde - rückfällig geworden und hat, wie es seinem zum Übermaß neigenden Naturell entspricht, gleich ein Album mit drei CDs veröffentlicht, das wie eine Bilanz eines reichen Musikerlebens ausgefallen ist, oder sagen wir besser: wie eine Zwischenbilanz.
Denn bei Heller wußte man noch nie und weiß es bis heute nicht, was seinem mit "Abendland" randvollen Kopf entspringen würde. Ein knappes Dutzend neue Songs auf der ersten CD, alte Lieder in neuem Interpretationsgewand von befreundeten Musikern auf der zweiten und schließlich ein Querschnitt aus früheren Originalaufnahmen auf der dritten CD sind hier vereint worden: "Wos is und wos woa." Und "wos wird", muß man abwarten. Vermutlich weiß es André Heller selbst noch nicht.
Von Billy Joel stammt die wunderbare Hymne "New York State of Mind", die glaubhaft versichert, daß New York keine Stadt ist, sondern ein Ausnahmezustand oder eine Geisteshaltung. Wenn es des Beweises noch bedurft hätte, daß dies auch auf die österreichische Hauptstadt zutrifft, mit André Hellers Dreierpack unter dem Titel "Ruf und Echo" wäre er wieder einmal gelungen. Wien, diese wehmütig-sarkastisch-böse Gemütsverfassung, polarisiert so sehr wie die Lieder, in denen Heller sich vorwiegend selbstbespiegelt. Das alles wirkt wie stets bei ihm sehr narzißtisch und damit auch verletzlich.
Sicherlich kann man vieles gegen dieses musikalisierte Sammelsurium an Beobachtungen und Reflexionen, Alltagsmomenten und historischen Faltenwürfen einwenden. Daß Heller unerschrocken seine Gefühle offenbart und damit eine große Angriffsfläche bietet, ehrt ihn aber auch. Und manches aus der neuen Produktion - zum Beispiel Xavier Naidoos Re-Interpretation von Hellers Hommage an seinen Sohn Ferdinand - besitzt in seiner brüchigen Schlichtheit etwas geradezu Grandioses. Oder André Hellers Cover-Songs von "Tears in heaven" oder "Forever young": sehr schöne Neufassungen, dabei unaufdringlicher und feiner als die Originale. Apropos Kitsch. Ist Wien ohne ein Übermaß an Sentiment überhaupt denkbar? Und Heller ohne Wien?
WOLFGANG SANDNER
André Heller, Ruf und Echo. 3 CDs, Amadeo 986 549-5 (Universal)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main