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  • Hersteller: Hard & Soft,
  • EAN: 9002723160574
  • Artikelnr.: 28226067
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.05.2017

Mit großem Ton
Museumskonzert mit Sanderling und Mullova in Frankfurt

Vom düsteren Beginn her steigerte Michael Sanderling die Tondichtung "Finlandia" op. 26 von Jean Sibelius zu strahlender Wirkung, satt im Klang der Blechbläser, geschlossen ebenso in den von der Komposition her ziemlich separat behandelten Streichern und Holzbläsern. Am Pult des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters sorgte der hier an der Musikhochschule lehrende Cello-Professor, der seit vielen Jahren auch als Dirigent aktiv ist, für zugkräftige kurze Crescendo-Schübe. Als Spiel von Licht und Schatten vermittelte sich das nicht minder populäre Violinkonzert d-Moll op. 47 des finnischen Nationalkomponisten mit der gewohnt souveränen Solistin Viktoria Mullova. Sie spielte mit großem Ton und viel Sentiment, auch teils mit recht viel Vibrato, aber einem schnellen, und so, dass sich die romantische Sehnsuchtsstimmung und zugleich der Charakter des mit allen Schwierigkeiten gespickten Virtuosenkonzerts voll entfalteten. Sanderling befeuerte dazu passend und in stimmiger Balance den Orchesterpart. Als Zugabe spielte Mullova die Sarabande aus Bachs Partita Nr. 2 d-Moll für Violine solo BWV 1006.

Die Frage nach einer sinnvollen Programmgestaltung drängte sich bei der Matinee gestern gleichwohl auf. Denn eine Crux des Klassikbetriebs ist ja die ständige Wiederholung eines Kanons weniger Werke. Dass "die Leute" eben immer wieder das Gleiche hören wollten, erscheint dabei eher wie eine vorgeschobene Hypothese. Und die Wanderung auf dem schmalen Grat zwischen Traditionspflege und Bequemlichkeit bleibt gefährlich. Der viele Raritäten bietende Spielplan der Oper Frankfurt beschert dem Opern- und Museumsorchester jedenfalls mit Recht mindestens ebenso viel Zuspruch. Sei's drum: Nachdem sich vorige Saison das hr-Sinfonieorchester gar gemüßigt sah, einen Zyklus mit allen Beethoven-Sinfonien aufzulegen, waren nun also die Kollegen des anderen Frankfurter Profi-Orchesters wenigstens einmal wieder mit "da-da-da-daaa" an der Reihe. Sanderling nahm die Fünfte im besten Dienste an der deutschen Kapellmeistertradition handwerklich solide, bei energischer Körpersprache, doch in einem relativ weichen, dicken Klang, aber sauber durchleuchtet in der thematisch-motivischen Arbeit, vorbildlich spannungsreich in der Überleitung vom dritten Satz zum direkt angeschlossenen Finale, insgesamt traditionell und ohne exzentrische Besonderheiten.

GUIDO HOLZE

Das Museumskonzert wird heute noch einmal von 20 Uhr an in der Alten Oper Frankfurt aufgeführt.

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