Produktdetails
- Anzahl: 1 Hybrid-SACD
- Erscheinungstermin: 28. September 2004
- Hersteller: Universal Vertrieb - A Divisio / Mercury,
- EAN: 0602498677155
- Artikelnr.: 20038944
SACDH | |||
1 | 5.15 a.m. | 00:05:54 | |
2 | Boom, Like That | 00:05:49 | |
3 | Sucker Row | 00:04:55 | |
4 | The Trawlerman's Song | 00:05:01 | |
5 | Back To Tupelo | 00:04:29 | |
6 | Our Shangri-La | 00:05:41 | |
7 | Everybody Pays | 00:05:23 | |
8 | Song For Sonny Liston | 00:05:07 | |
9 | Whoop De Doo | 00:03:49 | |
10 | Postcards From Paraguay | 00:04:05 | |
11 | All That Matters | 00:03:09 | |
12 | Stand Up Guy | 00:04:33 | |
13 | Donegan's Gone | 00:03:00 | |
14 | Don't Crash The Ambulance | 00:05:07 | |
15 | 5:15 a.m. | 00:05:54 | |
16 | Boom, Like That | 00:05:47 | |
17 | Sucker Row (SACD Stereo) | 00:04:55 | |
18 | The Trawlerman's Song (SACD Stereo) | 00:05:00 | |
19 | Back To Tupelo | 00:04:29 | |
20 | Our Shangri-La (SACD Stereo) | 00:05:41 | |
Weitere 22 Tracks anzeigen | |||
21 | Everybody Pays (SACD Stereo) | 00:05:23 | |
22 | Song For Sonny Liston (SACD Stereo) | 00:05:07 | |
23 | Whoop De Doo (SACD Stereo) | 00:03:49 | |
24 | Postcards From Paraguay (SACD Stereo) | 00:04:05 | |
25 | All That Matters | 00:03:09 | |
26 | Stand Up Guy (SACD Stereo) | 00:04:33 | |
27 | Donegan's Gone | 00:03:00 | |
28 | Don't Crash The Ambulance | 00:05:06 | |
29 | 5:15 a.m. (Surround Sound) | 00:05:54 | |
30 | Boom, Like That (Surround Sound) | 00:05:47 | |
31 | Sucker Row (Surround Sound) | 00:04:55 | |
32 | The Trawlerman's Song (Surround Sound) | 00:05:00 | |
33 | Back To Tupelo (Surround Sound) | 00:04:29 | |
34 | Our Shangri-La (Surround Sound) | 00:05:41 | |
35 | Everybody Pays (Surround Sound) | 00:05:23 | |
36 | Song For Sonny Liston (Surround Sound) | 00:05:07 | |
37 | Whoop De Doo (Surround Sound) | 00:03:49 | |
38 | Postcards From Paraguay (Surround Sound) | 00:04:05 | |
39 | All That Matters (Surround Sound) | 00:03:09 | |
40 | Stand Up Guy (Surround Sound) | 00:04:33 | |
41 | Donegan's Gone (Surround Sound) | 00:03:00 | |
42 | Don't Crash The Ambulance (Surround Sound) | 00:05:06 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.10.2004Hör dich später, Alligator
Die neuen, sehr guten Alben von John Fogerty und Mark Knopfler
Schon in seiner Jugend litt der Kalifornier an einer regelrechten Louisiana-Obsession. Die Sumpflandschaften des Südens, der Zauber des ol' man river, das verführerische Aroma des Mündungsdeltas: John Fogerty wurde zum Swamp-Rocker. Zugleich feierte er mit seiner Band "Creedence Clearwater Revival" (CCR) Ende der Sechziger Triumphe eines Neo-Traditionalismus. Hier trat kein drogenvernebeltes Himmelfahrtskommando von Hippies auf den Plan, sondern eine geschichtsbewußte Rock-'n'-Roll-Gemeinschaft. 1969 avancierte Fogertys Sing-Along-Hymne "Who'll Stop The Rain" zum Gassenhauer der Anti-Vietnam-Bewegung.
Fünfunddreißig Jahre später greift der Titelsong seines neuen Solo-Albums "Deja Vu (All Over Again)" das politische Motiv des einstigen Erfolgstitels auf. Die Allegorie auf den Krieg in Vietnam korrespondiert heute mit dem im Irak: "Ich habe das alles schon einmal erlebt, es ist wie die Wiederkehr des Vergangenen." Kein Wunder, daß Fogerty mit diesen Zeilen zum willkommenen Stichwortgeber jener Vote-For-Change-Tour wurde, die mit Gleichgesinnten wie Bruce Springsteen, Jackson Browne, James Taylor, "Pearl Jam" oder "REM" seit Anfang dieses Monats mit einem Marathon von vierunddreißig Konzerten gegen die Wiederwahl von George W. Bush zu Felde zieht.
Doch John Fogerty inszeniert sich auf seinem neuen Studio-Album, dem ersten seit "Blue Moon Swamp" von 1997, keineswegs als verbiesterter Alt-Achtundsechziger. Dem resignativen und zugleich beunruhigenden Eröffnungssong folgt mit "Sugar, Sugar" sogleich eine friedvolle Feier der Familienidylle. Die stilistische Bandbreite des Alt-Alligators ist heute größer denn je: Von krachenden Punk-Akkorden über jauchzende Stahlsaiten in bester CCR-Tradition bis zu filigraner Akustik-Folklore reichen die zehn Songs. Der einstige Fährmann der "Proud Mary" hat sich dabei wieder einmal selbst gefunden und nebenbei neu erfunden. Noch immer fasziniert sein geradliniger Lyrismus. Die vertrauenswürdige Knappheit seiner Texte kollidiert dabei mit der bedingungslosen Leidenschaftlichkeit seiner Stimme. Dann wieder ist der Mann ganz abgeklärte Sehnsucht und Sinnlichkeit, am deutlichsten spürbar in dem Stück "I Will Walk With You", das durch die Slide-Zugaben von Jerry Douglas, dem wohl größten lebenden Dobro-Spieler, eine besänftigende Magie entfaltet. Doch zum raffiniertesten Täuschungsmanöver des ganzen Albums gerät der Titel "Nobody's Here Anymore". Mark Knopfler gießt uns als Gastgitarrist schon im Intro gleichsam Tonic Water ein, so perlt das, und die drahtigen Gitarrenläufe lassen unmittelbar die "Sultans of Swing" wieder auferstehen. Doch man traut seinen Ohren nicht: Die jubilierende Lead-Gitarre im Stil der "Dire Straits" wird von Fogerty bedient. Knopfler hält sich im Hintergrund des Stücks und streut lediglich ein paar entspannte Licks und Akkordwechsel ein.
Diese demonstrative Lust an der Untertreibung setzt sich auf Mark Knopflers eigenem, viertem Solo-Album nahtlos fort. In einer Woche live im Shangri-La-Studio eingespielt, einem altmodischen Analog-Laden am Strand von Malibu, ist seine Musik von einer so herzzerreißenden Müdigkeit wie ein alter Burgunder. Auch hier muß man das Aroma der Stücke erst behutsam herausschmecken, damit es seine Wirkung entfalten kann. Noch in keinem seiner Solo-Projekte hat Mark Knopfler, der Moll-Mann aus Überzeugung, einen so zwingenden Songzyklus entworfen. Für Knopfler ist Musik die Heimstatt aller Empfindsamkeit, und eine lässige Ökonomie der Mittel eröffnet den Zugang dazu. "Die Welt ist voll von Geschwindigkeit und Lärm, und es gibt dennoch nur wenig gute Musik." Das Stück "Boom, Like That" mit seinem locker treibenden Tempo, das fast auf der Stelle tretende "Back to Tupelo" mit seinem klangfarblichen Sonnenaufgang, die gänzlich unangestrengten Melodieerfindungen in "Sucker Row": Mark Knopfler feiert wieder Langsamkeit als Stilprinzip. Dabei entpuppt sich der elegische Tonfall seines rauchigen Sprechgesangs einmal mehr als perfektes Pendant zur gelassenen Gitarrenphrasierung.
Nicht nur diese offensive Beiläufigkeit seiner Motivkürzel macht Mark Knopfler zu einem der letzten großen Stilisten der E-Gitarre. Er ist auch eine Art Gralshüter erzählbarer Geschichten geworden. Fast verschämt hält er der grassierenden Der-Song-ist-tot-Ideologie eine Story-Sammlung voller Würde entgegen. Dabei spürt er der Resonanzfähigkeit einzelner Wörter nach, achtet skrupulös auf die Schwingungsgesetze von Sätzen und auf die Grundtönung eines Textes. Fast alle Songs des neuen Albums sind denn auch im Balladen- oder im Midtempo-Bereich angesiedelt, mit der überragenden Ausnahme des süffigen Latino-Touch von "Postcards From Paraguay", ein hinterhältiger Mitwipper.
Alles auf Anfang: Vom strahlenden Twang-Sound der "Shadows" über die Skiffle-Forschungen eines Lonnie Donegan bis zum folkloristischen Sauflied knüpft Knopfler an die bestechende Schlichtheit der Sixties-Strukturen an, um sie in ein zeitlos modernes Design zu verwandeln. Seine "Shangri-La"-Platte demonstriert ebenso wie Fogertys "Deja Vu"-Platte, daß die These von einer juvenilen Genieästhetik im Pop nicht länger zu halten ist.
PETER KEMPER.
John Fogerty, Deja Vu (All Over Again). Geffen Records 63468 (Universal).
Mark Knopfler, Shangri-La. Mercury Records 986 7259 (Universal)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die neuen, sehr guten Alben von John Fogerty und Mark Knopfler
Schon in seiner Jugend litt der Kalifornier an einer regelrechten Louisiana-Obsession. Die Sumpflandschaften des Südens, der Zauber des ol' man river, das verführerische Aroma des Mündungsdeltas: John Fogerty wurde zum Swamp-Rocker. Zugleich feierte er mit seiner Band "Creedence Clearwater Revival" (CCR) Ende der Sechziger Triumphe eines Neo-Traditionalismus. Hier trat kein drogenvernebeltes Himmelfahrtskommando von Hippies auf den Plan, sondern eine geschichtsbewußte Rock-'n'-Roll-Gemeinschaft. 1969 avancierte Fogertys Sing-Along-Hymne "Who'll Stop The Rain" zum Gassenhauer der Anti-Vietnam-Bewegung.
Fünfunddreißig Jahre später greift der Titelsong seines neuen Solo-Albums "Deja Vu (All Over Again)" das politische Motiv des einstigen Erfolgstitels auf. Die Allegorie auf den Krieg in Vietnam korrespondiert heute mit dem im Irak: "Ich habe das alles schon einmal erlebt, es ist wie die Wiederkehr des Vergangenen." Kein Wunder, daß Fogerty mit diesen Zeilen zum willkommenen Stichwortgeber jener Vote-For-Change-Tour wurde, die mit Gleichgesinnten wie Bruce Springsteen, Jackson Browne, James Taylor, "Pearl Jam" oder "REM" seit Anfang dieses Monats mit einem Marathon von vierunddreißig Konzerten gegen die Wiederwahl von George W. Bush zu Felde zieht.
Doch John Fogerty inszeniert sich auf seinem neuen Studio-Album, dem ersten seit "Blue Moon Swamp" von 1997, keineswegs als verbiesterter Alt-Achtundsechziger. Dem resignativen und zugleich beunruhigenden Eröffnungssong folgt mit "Sugar, Sugar" sogleich eine friedvolle Feier der Familienidylle. Die stilistische Bandbreite des Alt-Alligators ist heute größer denn je: Von krachenden Punk-Akkorden über jauchzende Stahlsaiten in bester CCR-Tradition bis zu filigraner Akustik-Folklore reichen die zehn Songs. Der einstige Fährmann der "Proud Mary" hat sich dabei wieder einmal selbst gefunden und nebenbei neu erfunden. Noch immer fasziniert sein geradliniger Lyrismus. Die vertrauenswürdige Knappheit seiner Texte kollidiert dabei mit der bedingungslosen Leidenschaftlichkeit seiner Stimme. Dann wieder ist der Mann ganz abgeklärte Sehnsucht und Sinnlichkeit, am deutlichsten spürbar in dem Stück "I Will Walk With You", das durch die Slide-Zugaben von Jerry Douglas, dem wohl größten lebenden Dobro-Spieler, eine besänftigende Magie entfaltet. Doch zum raffiniertesten Täuschungsmanöver des ganzen Albums gerät der Titel "Nobody's Here Anymore". Mark Knopfler gießt uns als Gastgitarrist schon im Intro gleichsam Tonic Water ein, so perlt das, und die drahtigen Gitarrenläufe lassen unmittelbar die "Sultans of Swing" wieder auferstehen. Doch man traut seinen Ohren nicht: Die jubilierende Lead-Gitarre im Stil der "Dire Straits" wird von Fogerty bedient. Knopfler hält sich im Hintergrund des Stücks und streut lediglich ein paar entspannte Licks und Akkordwechsel ein.
Diese demonstrative Lust an der Untertreibung setzt sich auf Mark Knopflers eigenem, viertem Solo-Album nahtlos fort. In einer Woche live im Shangri-La-Studio eingespielt, einem altmodischen Analog-Laden am Strand von Malibu, ist seine Musik von einer so herzzerreißenden Müdigkeit wie ein alter Burgunder. Auch hier muß man das Aroma der Stücke erst behutsam herausschmecken, damit es seine Wirkung entfalten kann. Noch in keinem seiner Solo-Projekte hat Mark Knopfler, der Moll-Mann aus Überzeugung, einen so zwingenden Songzyklus entworfen. Für Knopfler ist Musik die Heimstatt aller Empfindsamkeit, und eine lässige Ökonomie der Mittel eröffnet den Zugang dazu. "Die Welt ist voll von Geschwindigkeit und Lärm, und es gibt dennoch nur wenig gute Musik." Das Stück "Boom, Like That" mit seinem locker treibenden Tempo, das fast auf der Stelle tretende "Back to Tupelo" mit seinem klangfarblichen Sonnenaufgang, die gänzlich unangestrengten Melodieerfindungen in "Sucker Row": Mark Knopfler feiert wieder Langsamkeit als Stilprinzip. Dabei entpuppt sich der elegische Tonfall seines rauchigen Sprechgesangs einmal mehr als perfektes Pendant zur gelassenen Gitarrenphrasierung.
Nicht nur diese offensive Beiläufigkeit seiner Motivkürzel macht Mark Knopfler zu einem der letzten großen Stilisten der E-Gitarre. Er ist auch eine Art Gralshüter erzählbarer Geschichten geworden. Fast verschämt hält er der grassierenden Der-Song-ist-tot-Ideologie eine Story-Sammlung voller Würde entgegen. Dabei spürt er der Resonanzfähigkeit einzelner Wörter nach, achtet skrupulös auf die Schwingungsgesetze von Sätzen und auf die Grundtönung eines Textes. Fast alle Songs des neuen Albums sind denn auch im Balladen- oder im Midtempo-Bereich angesiedelt, mit der überragenden Ausnahme des süffigen Latino-Touch von "Postcards From Paraguay", ein hinterhältiger Mitwipper.
Alles auf Anfang: Vom strahlenden Twang-Sound der "Shadows" über die Skiffle-Forschungen eines Lonnie Donegan bis zum folkloristischen Sauflied knüpft Knopfler an die bestechende Schlichtheit der Sixties-Strukturen an, um sie in ein zeitlos modernes Design zu verwandeln. Seine "Shangri-La"-Platte demonstriert ebenso wie Fogertys "Deja Vu"-Platte, daß die These von einer juvenilen Genieästhetik im Pop nicht länger zu halten ist.
PETER KEMPER.
John Fogerty, Deja Vu (All Over Again). Geffen Records 63468 (Universal).
Mark Knopfler, Shangri-La. Mercury Records 986 7259 (Universal)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main