Und wieder einmal erklingen von überall her die Lobeshymnen auf Stella Sommer. Und genauso schnell werden diese sich in den Weiten Profit orientierter Streamingdienste erneut in Luft auflösen. Leider. Aber immer noch lassen sich keinerlei Anzeichen von Müdigkeit bei der Frontfrau von Die Heiterkeit
erkennen. Im Gegenteil: „Silence Wore A Silver Coat“ ist bereits das zweite Doppelalbum ihrer…mehrUnd wieder einmal erklingen von überall her die Lobeshymnen auf Stella Sommer. Und genauso schnell werden diese sich in den Weiten Profit orientierter Streamingdienste erneut in Luft auflösen. Leider. Aber immer noch lassen sich keinerlei Anzeichen von Müdigkeit bei der Frontfrau von Die Heiterkeit erkennen. Im Gegenteil: „Silence Wore A Silver Coat“ ist bereits das zweite Doppelalbum ihrer Karriere- und ein weiterer Beweis für die schier unerschöpfliche Kreativität dieser Künstlerin. Von der eher beschaulichen Musikszene Hamburgs fühlte sich Sommer schon bald zu eingeengt, so dass sie ihrer alten Heimat 2018 den Rücken kehrte. Seitdem lebt sie in Berlin. In diesem Jahr erschien auch ihr Soloalbum „13 Kinds Of Happiness“ für welches sie zum ersten Mal ins Englische wechselte. Und es scheint so, als ob diese, im wortwörtlichen Sinne, doppelte Flucht der aus Husum stammenden Musikerin endlich die künstlerische Befriedigung gibt, nach der sie so lange gesucht hat.
Längst hat man sich daran gewöhnt, dass sich die gegenwärtige Szene junger Indie-Musiker
viel mehr von Vergangenem inspiriert fühlt. Die Lust an Innovation ist in gewisser Weise einer musikalischen Recycling-Attitüde gewichen. Auch von einem 60er, 70er, 80er, 90er- oder gar 00er-Revival spricht mittlerweile niemand mehr. So kann man die Sturheit Sommers eigentlich nur bewundern, mit der sie seit nun schon drei Alben ihre Liebe für den Pop der 60er und traditionellem Folk frönt. Denn das entspricht, nach eigener Aussage, eher ihrer musikalischen Sozialisation, als der Indiepop von Die Heiterkeit. Schon in ihrer Kindheit hörte sie lieber Oldie-Radiosender oder schwärmte für Bob Dylan oder die Beatles. Stella Sommers feines, zeitloses Songwriting bietet dennoch wenig Anlass für nostalgische Vergleiche.
„Silence Wore A Silver Coat“ mutet anfangs mit seiner Überlänge noch größenwahnsinnig- und nur schwer zugängig an. Auch weil die potentiellen Hits fehlen (der Titeltrack sowie „A Singe Thunder in November“ weisen am ehesten diese Qualität auf). Genau darin liegt aber dessen Stärke. Die 24 Songs bilden ein kohärentes Gesamtwerk, dessen ruhiger Gesamtfluss nie ins Stocken kommt. Dazu trägt auch Sommers strenge Produktionsweise bei, die weniger für Dynamik- aber auch nie für Eintönigkeit sorgt. „Silence Wore A Silver Coat“ erzeugt vielmehr einen Sog aus Schwermut, den man sich kaum widersetzen kann. Nur wenige Songs stechen wirklich hervor, weil diese Frau es meisterhaft versteht ein beeindruckendes Sammelsurium an Ideen zu einem großen Ganzen zu bündeln. Auch deswegen verzichtete sie diesmal darauf, dass komplette Album auf Streaming-Plattformen zur Verfügung zu stellen. Für „Silence Wore A Silver Coat“ muss man sich nämlich Zeit nehmen, um es angemessen zu entdecken.