Verzicht auf Weihrauch und Schwulst
Günter Wands lebenslange und hingebungsvolle Beschäftigung mit Anton Bruckner hat der Musikwelt durchweg herausragende und zeitlos schöne Einspielungen der Sinfonien des österreichischen Meisters beschert. Wand war es immer ein besonderes Anliegen, seinem
Publikum die Struktur dieser Werke vor Augen (bzw. Ohren) zu führen, ihre Architektur gleichsam beim…mehrVerzicht auf Weihrauch und Schwulst
Günter Wands lebenslange und hingebungsvolle Beschäftigung mit Anton Bruckner hat der Musikwelt durchweg herausragende und zeitlos schöne Einspielungen der Sinfonien des österreichischen Meisters beschert. Wand war es immer ein besonderes Anliegen, seinem Publikum die Struktur dieser Werke vor Augen (bzw. Ohren) zu führen, ihre Architektur gleichsam beim Hören "sichtbar" werden zu lassen. Er hat sich deswegen auch zeitlebends davor gehütet, nur auf die "schönen Stellen" aus zu sein, von denen es in Bruckners Sinfonien ja so einige gibt. Unter Verzicht auf effektheischenden "Firlefanz" (Wand), auf Weihrauch und sentimentalen Schwulst ist es ihm wie kaum einem anderen gelungen, den zutiefst klassischen Kern der Brucknerschen Sinfonik herauszuarbeiten.
Davon zeugt auch die vorliegende Aufnahme, seine zweite Einspielung der Sechsten. Sie besticht durch die zügigen, aber nie gehetzten Tempi in den Ecksätzen sowie im Scherzo und die bewußt anti-larmoyante Interpretation des zweiten Satzes. Wand bewahrt sich und seine Musiker dabei vor jedwedem Abgleiten in süßlichen Kitsch und Gefühlsduselei, hütet sich aber auch vor technokratischer Kälte - der Ton bleibt immer warm und kantabel. Im übrigen merkt man dem Spiel des Orchesters die lange und intensive Zusammenarbeit mit Wand in Sachen Bruckner an - sie spielen durchweg als wunderbar homogenes Ensemble zusammen. Die Klangqualität der Aufnahme ist ebenfalls exzellent.