Bruckner nannte seine Sechste einst die ?keckste? ? nicht nur ein Wortspiel, sondern auch eine Anspielung auf ihren selbstbewussten Habitus, was sich durch eine einprägsame Thematik sowie eine neuartige Formkonzeption äußert, bei der der Schwerpunkt nicht wie sonst üblich im Finale liegt, sondern im Kopfsatz. Gleichwohl gehört der Schluss der Sinfonie zu den enigmatischsten des gesamten 19. Jahrhunderts. Bei seiner Einspielung mit dem London Symphony Orchestra hat sich Sir Simon Rattle erneut für die Urtextausgabe von Benjamin-Gunnar Cohrs entschieden, deren britische Erstaufführung er 2016 mit dem Orchestra of the Age of Enlightenment besorgte.