Anders als Brahms' Zeitgenossen, die ihn - angestachelt vom musikalischen "Widerlager" Wagner und Liszt - als konservativ ansahen, nannte Schönberg Brahms progressiv.Dabei bezog er sich auf das spezifisch Brahms'sche Kompositionsverfahren der "entwickelnden Variation", das sich auf die mannigfaltigste variative Verknüpfung von Themen und Motiven innerhalb und auch zwischen einzelnen Sätzen stützte. Indem er auf diese Weise den "Mikrobereich" der Kunst revolutionierte,war Brahms seiner Zeit weit voraus und ermöglichte es, dass sich Schönberg noch ein halbes Jahrhundert später auf ihn beziehen konnte.Kann bereits die Symphonie Nr. 3 dafür als Musterbeispiel gelten, so setzt insbesondere die Symphonie Nr. 4 dieses Verfahren in zuvor nie dagewesener Intensität fort.Mit Semyon Bychkov finden sich diese Werke von einem großen Brahms-Kenner interpretiert, reicht Bychkovs nicht nachlassende Faszination für diesen Komponisten doch bis in seine frühe Jugendzeit zurück.Bychkov, der sich u.a. durch seine Konzerte mit den New Yorker Philharmonikern, den Bamberger Symphonikern und als Gastdirigent der Berliner Philharmoniker einen Namen machte, wurde für seine umfangreiche Diskografie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.