Produktdetails
- Anzahl: 1 Audio CD
- Erscheinungstermin: 28. September 2012
- Hersteller: 375 Media GmbH / NAIVE CLASSIQUE / INDIGO,
- EAN: 0822186052860
- Artikelnr.: 36261379
- Herstellerkennzeichnung
- Believe SA
- 24 rue Toulouse Lautrec
- 75017 Paris, FR
- https://www.believe.com/
CD | |||
1 | Si dolce e 'l tormento | 00:04:07 | |
2 | Instrumental, From "Elena" | 00:03:27 | |
3 | Pur ti miro/L'incoronazione di poppea, III, 8 | 00:04:25 | |
4 | Squarciato appena havea | 00:10:48 | |
5 | Signor, oggi rinasco/L'incoronazione di poppea, III, 5 | 00:05:22 | |
6 | Instrumental, From "Elena" | 00:02:18 | |
7 | Lamento de la regina di suezia | 00:10:32 | |
8 | Vivo per te/La calisto, III, 7 | 00:01:44 | |
9 | Dolcissimi baci/La calisto, III, 7 | 00:06:34 | |
10 | Sinfonia, From "Elena" | 00:05:20 | |
11 | Doriclea, III, 1 | 00:06:42 | |
12 | Di misera regina/Il ritorno d'ulisse in patria, I, 1 | 00:10:06 |
Frankfurter Allgemeine ZeitungAUCH DAS NOCH
Von Eleonore Büning
In diesen miesen Zeiten, da kein Nachbar mehr dem Nachbarn eine Heckenschere über den Zaun reichen mag, geschweige denn seine Doktorarbeit, nagt gleich am ersten Song des neuen Albums von Anne Sofie von Otter der Wurm des Zweifels: Ist das etwa ein Plagiat? Hatte nicht unlängst auch der Countertenor Philippe Jaroussky ebendiesen Titel "Si dolce è'l tormento" fast genau so swingmäßig und im Wiegeschritt vorgetragen, hatte nicht Christina Pluhar dazu das popmusikalische Päuklein traktiert, ihre Theorbe rhythmisierend, um klarzustellen: Claudio Monteverdi war der erste Popmusiker der Musikgeschichte? Aber nein: Die Otter hat so etwas nicht nötig! Noch nie jagte sie dem letzten Schrei hinterher, immer schon sang sie mit ihrer wandelbaren Mezzosopran-Stimme, was ihr selbst gerade wichtig erschien: spitzig-hitzige Händelkoloratur-Arien und dreist-dunkle Weill-Songs, schwedische Wiegenlieder und französische Mélodies, Folklore und Klassisches, nebeneinander, nacheinander, durcheinander. Und sie tat das schon, als das Wort "Crossover", das schon wieder aus der Mode ist, noch nicht mal erfunden war. "Sogno Barocco" heißt das neue Album von Anne Sofie von Otter (Naïve/Indigo). Sie singt, zum Teil im Duett mit Sandrine Piau und begleitet vom Ensemble Cappella Mediterranea, ein Programm mit Opernarien der seconda prattica, von Francesco Cavalli, Claudio Monteverdi und Luigi Rossi. Die Arienketten werden unterbrochen von volksmusikalisch inspirierten Tanzsätzen. Die Stimme der Otter ist in der Höhe leicht angehaucht, an den Enden manchmal brüchig; das tönt, wie sie da die großen Gefühle antiker Königinnen und Göttinnen darstellt, äußerst diesseitig, handfest und erotisch. Ihre Musikalität ist ungebrochen. Zärtlich von Manierismen überhaucht, bleibt ihr Ausdruck allzeit wahrhaftig. Und noch ein Glück, am Rande bemerkt: Das (französische) Label Naïve ist mit dieser Produktion endlich dazu übergegangen, deutsche Übersetzungen ins Beiheft hineinzunehmen. Merci!
Auch Hans Werner Henze träumte seinen barocken Traum. Das war 1946, als er nach Heidelberg ging, um dort an der Kirchenmusikschule bei Wolfgang Fortner zu studieren, er war noch jung, der Krieg gerade vorbei. "Improvisationen für Cembalo, Altstimme und acht Soloinstrumente" heißt das Stück im Untertitel, offiziell: Apollo et Hyazinthus. In dem zugrundeliegenden Gedicht von Georg Trakl kommt verfallener Marmor der Ahnen vor. Es handelt sich um eine Kreuzung zwischen Kantate, Kammermusik, Orchesterlied und Instrumentalkonzert, die jetzt neu aufgenommen wurde vom Ensemble Horizonte in Bremen (Wergo/Note 1). Über weite Strecken präludiert altertümelnd das Cembalo, von der strengen Zwölftonreihe ist da fast nichts mehr zu merken. Erst nach fast vierzehn Minuten tritt die dunkle Altstimme von Nicole Pieper dazu: ein Abgesang.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Von Eleonore Büning
In diesen miesen Zeiten, da kein Nachbar mehr dem Nachbarn eine Heckenschere über den Zaun reichen mag, geschweige denn seine Doktorarbeit, nagt gleich am ersten Song des neuen Albums von Anne Sofie von Otter der Wurm des Zweifels: Ist das etwa ein Plagiat? Hatte nicht unlängst auch der Countertenor Philippe Jaroussky ebendiesen Titel "Si dolce è'l tormento" fast genau so swingmäßig und im Wiegeschritt vorgetragen, hatte nicht Christina Pluhar dazu das popmusikalische Päuklein traktiert, ihre Theorbe rhythmisierend, um klarzustellen: Claudio Monteverdi war der erste Popmusiker der Musikgeschichte? Aber nein: Die Otter hat so etwas nicht nötig! Noch nie jagte sie dem letzten Schrei hinterher, immer schon sang sie mit ihrer wandelbaren Mezzosopran-Stimme, was ihr selbst gerade wichtig erschien: spitzig-hitzige Händelkoloratur-Arien und dreist-dunkle Weill-Songs, schwedische Wiegenlieder und französische Mélodies, Folklore und Klassisches, nebeneinander, nacheinander, durcheinander. Und sie tat das schon, als das Wort "Crossover", das schon wieder aus der Mode ist, noch nicht mal erfunden war. "Sogno Barocco" heißt das neue Album von Anne Sofie von Otter (Naïve/Indigo). Sie singt, zum Teil im Duett mit Sandrine Piau und begleitet vom Ensemble Cappella Mediterranea, ein Programm mit Opernarien der seconda prattica, von Francesco Cavalli, Claudio Monteverdi und Luigi Rossi. Die Arienketten werden unterbrochen von volksmusikalisch inspirierten Tanzsätzen. Die Stimme der Otter ist in der Höhe leicht angehaucht, an den Enden manchmal brüchig; das tönt, wie sie da die großen Gefühle antiker Königinnen und Göttinnen darstellt, äußerst diesseitig, handfest und erotisch. Ihre Musikalität ist ungebrochen. Zärtlich von Manierismen überhaucht, bleibt ihr Ausdruck allzeit wahrhaftig. Und noch ein Glück, am Rande bemerkt: Das (französische) Label Naïve ist mit dieser Produktion endlich dazu übergegangen, deutsche Übersetzungen ins Beiheft hineinzunehmen. Merci!
Auch Hans Werner Henze träumte seinen barocken Traum. Das war 1946, als er nach Heidelberg ging, um dort an der Kirchenmusikschule bei Wolfgang Fortner zu studieren, er war noch jung, der Krieg gerade vorbei. "Improvisationen für Cembalo, Altstimme und acht Soloinstrumente" heißt das Stück im Untertitel, offiziell: Apollo et Hyazinthus. In dem zugrundeliegenden Gedicht von Georg Trakl kommt verfallener Marmor der Ahnen vor. Es handelt sich um eine Kreuzung zwischen Kantate, Kammermusik, Orchesterlied und Instrumentalkonzert, die jetzt neu aufgenommen wurde vom Ensemble Horizonte in Bremen (Wergo/Note 1). Über weite Strecken präludiert altertümelnd das Cembalo, von der strengen Zwölftonreihe ist da fast nichts mehr zu merken. Erst nach fast vierzehn Minuten tritt die dunkle Altstimme von Nicole Pieper dazu: ein Abgesang.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main