Produktdetails
- Anzahl: 1 Audio CD
- Erscheinungstermin: 19. Februar 2016
- Hersteller: 375 Media GmbH / DEVILDUCK / INDIGO,
- EAN: 4015698004380
- Artikelnr.: 44228710
CD | |||
1 | Solicitor Returns | 00:01:38 | |
2 | Maria | 00:05:32 | |
3 | Personal | 00:03:09 | |
4 | I Bet It All | 00:04:50 | |
5 | Everything I Do Is Out | 00:03:04 | |
6 | Black East River | 00:04:20 | |
7 | Stand Up | 00:04:31 | |
8 | Bound To Her | 00:05:20 | |
9 | New York | 00:05:26 | |
10 | Muerte tranquila | 00:03:32 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.02.2016Was ein kleines Lied aushalten kann
Der britische "Folksong" hat mit dem deutschen "Volkslied" wenig zu tun. Das neueste Album von Christian Gerhaher heißt deshalb, kanalüberschreitend: "FolksLied" (BR Klassik/Naxos). Gerhaher fragt: "Wer sollten denn folk oder Volk schon sein, die so etwas schaffen?" Wichtiger sei die durch mündliche Tradition bedingte Veränderlichkeit der Volkslieder, was bestätigt wird auch von Goethe, der es einst allen Barden hinter die Ohren geschrieben hat: "Wer weiß nicht, was ein Lied auszustehen hat, wenn es durch den Mund des Volkes, und nicht etwa nur des ungebildeten, eine Weile durchgeht! Weshalb das hie und da aus fremdartigen Teilen Verbundene, ja, das Untergeschobene mit Dank anzunehmen!" Ein besonders herzwärmender Fall von Untergeschobenem sind die Bearbeitungen schottischer und walisischer Lieder von Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven, für Singstimme und Klaviertrio. Gerhahers Dreamteam in diesem Konzertmitschnitt aus dem Münchner Prinzregententheater sind der Pianist Gerold Huber sowie Anton Barachovsky (Violine) und Sebastian Klinger (Violoncello). Zu einigen Liedern gibt es sogar nachträglich unterlegte deutsche Texte, die wiederum, etwa von Hermann Löns, Fritz Wunderlich besonders gerne sang - weshalb Gerhaher als Hommage an den verehrten Tenor sechs davon ins Programm aufnahm, sich chamäleonartig in einen tiefergelegten Wunderlich verwandelnd, in schlicht-schluchzenden Pastellfarben, mit hellgrünem Schmelz. Das muss man gehört haben!
eeb
*
Nanu, kommt uns Matthew Logan Vasquez jetzt als Grunger? Er brüllt, als hätte er zehnmal so viel Schmerzen wie Kurt Cobain. Das ist schon nicht mehr sensibel, sondern jenseits dessen, was er als Singer/Songwriter mit Anhang, seiner Band Delta Spirit, bisher zu bieten hatte, auch wenn die jüngste, sehr gute Delta-Spirit-Platte "Into The Wide" (2014) schon in eine irgendwie durchgedrehte, auf jeden Fall erheblich härtere Richtung wies, während die davor (ohne Titel, 2012) sich vor allem durch Orientierungslosigkeit auszeichnete. Für sein erstes Soloalbum war ihm sein Name offenbar nicht mehr gut genug, es musste noch ein "Logan" in die Mitte. Wie man hört, ist er auch Vater geworden, das Kind heißt Thor. "Solicitor Returns" (Devilduck/Indigo) gehört aber zum Ansprechendsten, Zwingendsten, was in diesem Spätwinter ausgeliefert wird. Die oft schleppenden, sich in ihren schönsten Momenten in frenetisches Gebrüll steigernden Lieder, die in ihrer Qual und Dringlichkeit an manches aus der Grunge-Zeit denken lassen, sind fast alle zwingend. Und es klingt wie aus einem Guss, körnig und dicht, Vasquez spielt die Instrumente fast alle selbst. "Everything I Do Is Out", schreit er einmal. Solange er das auf diese Weise tut, hört man's mit schmerzlichem Vergnügen.
edo.
*
Es ist keine geringe Leistung, David Bowies größtem Hit "Let's Dance" ein neues musikalisches Gewand zu verpassen. Der Trompeter Joo Kraus verlegt die ikonische Nummer, deren Original durch die knallige Produktion von Nile Rodgers längst zu einem Erkennungszeichen der achtziger Jahre geworden ist, im Verbund mit der SWR Big Band kurzerhand nach New Orleans. Ein leichtfüßigerer Second-Line-Beat von Schlagzeuger Guido Jöris und das charmant schillernde Arrangement von Ralf Schmid sorgen jedenfalls für einen vergnüglichen neuen Blick auf das vermeintliche Schlachtross. Auf "Public Jazz Society" (Skip/Soulfood) rückt das Stuttgarter Großensemble weiteren Klassikern mit teils überraschenden Resultaten auf den Pelz: "Scarborough Fair" klingt trotz Rap immer noch weich, aber anders; Ravels "Bolero" wird durch einen veränderten Rhythmus etwas von seinem manischen Sex-Drive genommen; und Michael Jacksons "Don't Stop Til You Get Enough" überzeugt durch eine geschlossene Mannschaftsleistung.
roth
*
Der volle, tiefensatte Cembaloklang von Philippe Grisvard ist eine rubinrote Verheißung der Leidenschaft, die Johannes Pramsohler an der Barockvioline sofort einlöst: Sein schmerzhaft verdichteter Ton - bohrend in der Tiefe, flehend in der Höhe - brennt auf der Seele wie Salz auf der Haut. So beginnt eine Sonate in c-Moll, die man dem Werkverzeichnis von Johann Sebastian Bach zugeordnet hat, die aber wahrscheinlich vom Konzertmeister der sächsischen Hofkapelle Johann Georg Pisendel stammt. "Bach & Entourage" (audax/raumklang) heißt das fesselnde Album, das Musik versammelt, die Bach beeindruckt hat oder von ihm beeinflusst ist. Ersteinspielungen einer Sonate von Bachs Schüler Johann Ludwig Krebs und einer weiteren von Johann Gottlieb Graun, dem Konzertmeister Friedrichs des Großen, sind darunter. Die Giga mit Variationen aus der Solosonate in a-Moll von Pisendel wetteifert spieltechnisch mit dem Orkan, den Bach selbst in seiner berühmten Chaconne d-Moll entfesselt hat. Der Mittelsatz der Krebs-Sonate stürzt sich in harmonische Abenteuer, zu denen nur Bach seine Schüler ermutigt hat. Pramsohler und Grisvard reißen uns jäh hinein.
jbm.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der britische "Folksong" hat mit dem deutschen "Volkslied" wenig zu tun. Das neueste Album von Christian Gerhaher heißt deshalb, kanalüberschreitend: "FolksLied" (BR Klassik/Naxos). Gerhaher fragt: "Wer sollten denn folk oder Volk schon sein, die so etwas schaffen?" Wichtiger sei die durch mündliche Tradition bedingte Veränderlichkeit der Volkslieder, was bestätigt wird auch von Goethe, der es einst allen Barden hinter die Ohren geschrieben hat: "Wer weiß nicht, was ein Lied auszustehen hat, wenn es durch den Mund des Volkes, und nicht etwa nur des ungebildeten, eine Weile durchgeht! Weshalb das hie und da aus fremdartigen Teilen Verbundene, ja, das Untergeschobene mit Dank anzunehmen!" Ein besonders herzwärmender Fall von Untergeschobenem sind die Bearbeitungen schottischer und walisischer Lieder von Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven, für Singstimme und Klaviertrio. Gerhahers Dreamteam in diesem Konzertmitschnitt aus dem Münchner Prinzregententheater sind der Pianist Gerold Huber sowie Anton Barachovsky (Violine) und Sebastian Klinger (Violoncello). Zu einigen Liedern gibt es sogar nachträglich unterlegte deutsche Texte, die wiederum, etwa von Hermann Löns, Fritz Wunderlich besonders gerne sang - weshalb Gerhaher als Hommage an den verehrten Tenor sechs davon ins Programm aufnahm, sich chamäleonartig in einen tiefergelegten Wunderlich verwandelnd, in schlicht-schluchzenden Pastellfarben, mit hellgrünem Schmelz. Das muss man gehört haben!
eeb
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Nanu, kommt uns Matthew Logan Vasquez jetzt als Grunger? Er brüllt, als hätte er zehnmal so viel Schmerzen wie Kurt Cobain. Das ist schon nicht mehr sensibel, sondern jenseits dessen, was er als Singer/Songwriter mit Anhang, seiner Band Delta Spirit, bisher zu bieten hatte, auch wenn die jüngste, sehr gute Delta-Spirit-Platte "Into The Wide" (2014) schon in eine irgendwie durchgedrehte, auf jeden Fall erheblich härtere Richtung wies, während die davor (ohne Titel, 2012) sich vor allem durch Orientierungslosigkeit auszeichnete. Für sein erstes Soloalbum war ihm sein Name offenbar nicht mehr gut genug, es musste noch ein "Logan" in die Mitte. Wie man hört, ist er auch Vater geworden, das Kind heißt Thor. "Solicitor Returns" (Devilduck/Indigo) gehört aber zum Ansprechendsten, Zwingendsten, was in diesem Spätwinter ausgeliefert wird. Die oft schleppenden, sich in ihren schönsten Momenten in frenetisches Gebrüll steigernden Lieder, die in ihrer Qual und Dringlichkeit an manches aus der Grunge-Zeit denken lassen, sind fast alle zwingend. Und es klingt wie aus einem Guss, körnig und dicht, Vasquez spielt die Instrumente fast alle selbst. "Everything I Do Is Out", schreit er einmal. Solange er das auf diese Weise tut, hört man's mit schmerzlichem Vergnügen.
edo.
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Es ist keine geringe Leistung, David Bowies größtem Hit "Let's Dance" ein neues musikalisches Gewand zu verpassen. Der Trompeter Joo Kraus verlegt die ikonische Nummer, deren Original durch die knallige Produktion von Nile Rodgers längst zu einem Erkennungszeichen der achtziger Jahre geworden ist, im Verbund mit der SWR Big Band kurzerhand nach New Orleans. Ein leichtfüßigerer Second-Line-Beat von Schlagzeuger Guido Jöris und das charmant schillernde Arrangement von Ralf Schmid sorgen jedenfalls für einen vergnüglichen neuen Blick auf das vermeintliche Schlachtross. Auf "Public Jazz Society" (Skip/Soulfood) rückt das Stuttgarter Großensemble weiteren Klassikern mit teils überraschenden Resultaten auf den Pelz: "Scarborough Fair" klingt trotz Rap immer noch weich, aber anders; Ravels "Bolero" wird durch einen veränderten Rhythmus etwas von seinem manischen Sex-Drive genommen; und Michael Jacksons "Don't Stop Til You Get Enough" überzeugt durch eine geschlossene Mannschaftsleistung.
roth
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Der volle, tiefensatte Cembaloklang von Philippe Grisvard ist eine rubinrote Verheißung der Leidenschaft, die Johannes Pramsohler an der Barockvioline sofort einlöst: Sein schmerzhaft verdichteter Ton - bohrend in der Tiefe, flehend in der Höhe - brennt auf der Seele wie Salz auf der Haut. So beginnt eine Sonate in c-Moll, die man dem Werkverzeichnis von Johann Sebastian Bach zugeordnet hat, die aber wahrscheinlich vom Konzertmeister der sächsischen Hofkapelle Johann Georg Pisendel stammt. "Bach & Entourage" (audax/raumklang) heißt das fesselnde Album, das Musik versammelt, die Bach beeindruckt hat oder von ihm beeinflusst ist. Ersteinspielungen einer Sonate von Bachs Schüler Johann Ludwig Krebs und einer weiteren von Johann Gottlieb Graun, dem Konzertmeister Friedrichs des Großen, sind darunter. Die Giga mit Variationen aus der Solosonate in a-Moll von Pisendel wetteifert spieltechnisch mit dem Orkan, den Bach selbst in seiner berühmten Chaconne d-Moll entfesselt hat. Der Mittelsatz der Krebs-Sonate stürzt sich in harmonische Abenteuer, zu denen nur Bach seine Schüler ermutigt hat. Pramsohler und Grisvard reißen uns jäh hinein.
jbm.
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