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Produktdetails
  • Herstellerkennzeichnung
  • Beggars UK Ltd.
  • 375 Media GmbH
  • Schachthofstraße 36a
  • 21079 Hamburg
  • 375media.com
Trackliste
CD
1Lust in the movies00:03:06
2Once and never again00:02:59
3Only lovers left alive00:03:59
4Giddy Stratospheres00:05:08
5In the company of women00:02:40
6Heaven Help The New Girl00:03:54
7Separated by motorways00:02:20
8You could have both00:04:48
9Swallow tattoo00:02:31
10Weekend without makeup00:04:11
11Madame Ray00:03:31
12A knife for the girls00:05:08
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.11.2006

Sinn und Stimme: "The Long Blondes"

Popmusik ist einfach immer noch schneller als alles andere. Auch im Falle der "Long Blondes", einem jungen Quintett aus Sheffield. Seit Monaten schon wird die Girl/Boy-Band als musikalische Erlösung von allem Übel gefeiert, dabei erscheint ihr Debüt erst in dieser Woche. Doch sind "The Long Blondes" in der Tat ein Glücksfall: sie sind geheimnisvoll, eingängig, so hypereklektisch, daß sie zwangsläufig ureigen klingen, sie sehen großartig aus - und sie haben in der sechsundzwanzigjährigen Kate Jackson eine Frontfrau, für die man als junger Mensch vermutlich gerne seinen Verstand aufgibt. Mit all diesen Zutaten schaffen sie etwas, was nur große Bands vollbringen können: Sie lassen jeden einzelnen Hörer glauben, daß sie nur für ihn spielten. Auch wenn rechts und links Hunderte andere individuell Berührte auf- und abspringen. Nennen wir es den "Smiths"-Effekt.

Beim ersten Hören klingt das Debütalbum "Someone To Drive You Home" einfach nur wie die ziemlich gute Platte einer ziemlich guten Band. Beim zweiten Durchlauf explodiert das Album. Wie machen diese fünf Ungestümen das - und was bitte machen sie genau?

Ein kreischendes Feedback eröffnet das Album. Kennt man ja eigentlich. Der Song zum Kreischen aber, "Lost In The Movies", ist ein ungehörter, herrlich stumpfer Klopper mit todsicherem Instinkt für Anspannungs- und Loslaß-Effekte. Irgendwann setzt Kate Jacksons Stimme ein. Man muß sie nur kurz hören und weiß: Dieses Mädchen ist anders als die meisten anderen. Sein dunkles Organ klingt ein bißchen nach Chrissie Hynde, ein bißchen nach Dusty Springfield. Jedenfalls klingt sie wie derzeit nichts anderes. Es ist eine geheimnisvolle, eine ernste, eine verführerische Stimme, die Respekt einflößt - was ja auch nicht alle Tage vorkommt.

Man kann alle Einflüsse zurückverfolgen, sicher. Doch die Spur endet nie vor den vielbesuchten Haustüren der üblichen Verdächtigen. Nicht bei Dylan, nicht bei den "Beatles", nicht bei irgendwelchen Frühachtziger-Gestalten und auch nicht, ausatmen, bei "U2", vor deren Pforte in letzter Zeit mancher herumlungert. Die "Long Blondes" lenken ihre Hörer statt dessen auf dunkle Waldwege, die in den verwunschenen Tann der Sechziger führen - zu den Girlgroups, zu Dusty Springfield, zu Nico oder zu Nancy Sinatra. Aber auch zu Schauspielerinnen wie Diana Dors oder der von Kate Jackson aufs Albumcover gepinselten Faye Dunaway. Überhaupt, die Plattencover: Auch wenn es bislang erst eine Handvoll Singles gab - man erkennt ein Cover der "Long Blondes", so wie man ein "Smiths"- oder ein "Belle & Sebastian"-Cover erkennt: Wie bei den beiden genannten und überhaupt bei vielen großen Bands läuft eine ständige Sechziger-Referenzspur mit. Stil und Attitüde dieser aufregendsten Pop-Dekade werden hier als Ausgangspunkt für dunkle, wavige Discosongs und schrabbelige Punk-Pop-Kracher genutzt.

Eins ist sicher: Die "Long Blondes" stehen in der Tradition der ganz großen Pop-Sinnstifter der letzten dreißig Jahre, von Bands wie "Blondie", "The Smiths" oder "Pulp". Sie geben uns in Zeiten allgemeiner Mittelmäßigkeit den Glauben an die Kraft von Popmusik zurück. Zumindest für die Länge eines Albums. Aber sicher ist auch: Man wird sie schon sehr bald mit vielen anderen Menschen teilen müssen.

ERIC PFEIL

The Long Blondes, Someone To Drive You Home LC 11965 Sanctuary (Rough Trade)

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