Produktdetails
- Anzahl: 1 Audio CD
- Erscheinungstermin: 1. Januar 2012
- Hersteller: Naxos / OehmsClassics,
- Gesamtlaufzeit: 64 Min.
- EAN: 4260034865600
- Artikelnr.: 20835497
- Herstellerkennzeichnung
- NAXOS Deutschland Musik & Video Vertriebs-GmbH
- Gruber Str. 46b
- 85586 Poing
- info@naxos.de
CD | |||
1 | Auf einem Baum ein Kuckuck saß (bearb. von Kerschek) | 00:03:26 | |
2 | Der Mai ist gekommen (bearb. von Hawley) | 00:03:09 | |
3 | Rosestock Holderbüh (bearb. von Wittrich) | 00:02:00 | |
4 | Zu Regensburg auf der Kirchturmspitz (bearb. von Ochmann) | 00:04:12 | |
5 | Es klappert die Mühle (bearb. von Schmidl) | 00:03:03 | |
6 | Wenn alle Brünnlein fließen (bearb. von Heidloff) | 00:01:46 | |
7 | Mädle, ruck, ruck, ruck (bearb. Wittrich) | 00:02:23 | |
8 | Es geht ein dunkle Wolk herein (bearb. von Füting) | 00:03:07 | |
9 | Es, es, es und es (bearb. von Hawley) | 00:03:15 | |
10 | Wenn ich ein Vöglein wär (bearb. von Beckschäfer) | 00:02:52 | |
11 | Feinsliebchen, du sollst mir nicht barfuß gehn (bearb. von Friemel) | 00:03:13 | |
12 | Bunt sind schon die Wälder (bearb. von Buchenberg) | 00:01:37 | |
13 | Heißa Kathreinerle (bearb. von Mäntyjärvi) | 00:02:32 | |
14 | Ach, bittrer Winter (bearb. von Mäntyjärvi) | 00:02:45 | |
15 | Komm, lieber Mai (bearb. von Reißmann) | 00:02:35 | |
16 | Nun will der Lenz uns grüßen (bearb. von Lack) | 00:03:13 | |
17 | Der Kuckuck und der Esel (bearb. von Veen) | 00:02:54 | |
18 | Ein Jäger längs dem Weiher ging (bearb. von Kerschek) | 00:03:29 | |
19 | Kein schöner Land (bearb. von Braun) | 00:02:38 | |
20 | In stiller Nacht (bearb. von Hawley) | 00:02:22 | |
Weitere 2 Tracks anzeigen | |||
21 | Der Mond ist aufgegangen (bearb. von Huber) | 00:04:11 | |
22 | Guten Abend, gut' Nacht (bearb. von Beckmann) | 00:02:36 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.08.2006Bissele Falschheit is au wohl dabei
Die Wahrheit des Volkslieds liegt irgendwo zwischen Handwerk und Künstlichkeit, edelster Wunderhorn-Philologie und badischer Wirtshaushinterstube. So zumindest klingt es auf zwei neueren Aufnahmen an, den "Deutschen Volksliedern" der Singphoniker (Oehms Classics 548) mit klassisch-romantischem Liedgut von der Lorelei über den Lindenbaum bis zum Schnitter Tod und einer zweiten Sammlung mit neu arrangierten Liedern, in der die sechs Mitglieder von "Singer Pur" (Oehms Classics 560) etwas weiter ausschweifen, schwäbische Schmankerln ebenso zum besten geben wie Kinderlieder oder das Claudiussche "Der Mond ist aufgegangen".
Schwer haben es beide A-cappella-Gruppen: Lehnt sich das Volkslied doch einerseits zum Kollektiv, andererseits aber zur feierabendlichen Innerlichkeit hinüber, dem versteckt-verhuschten Individualbekenntnis zum Archetypischen. Außerdem ist das Repertoire belastet. Wenn "Singer Pur" ihre Sammlung "SOS - Save Our Songs!" nennen, kündet das von Marketing-Bewußtsein ebenso wie von der Vorsicht, sich am Volksliedgut nationalistisch zu verheben. Doch so hübsch es ist, sich die alten, neuen Lieder nun gleich dutzendweise offerieren zu lassen - ein wenig sängerisch-musikalische Osmose hätte den Ensembles gutgetan. Gern dürften sich die sechs Singphoniker-Männer etwas von der Intonationssicherheit ihres gemischten Kollegensextetts annehmen sowie von dessen lebhaftem Zugriff, der nicht nur daher rührt, daß "Singer Pur" neue Arrangements bringen, mit Maulwerkzeug-Intermezzi und Summ-Improvisation, Swing oder herzhaftem Ziegengemecker. Claudia Reinhards Sopran setzt den Stücken eine Goldspitze auf, an die sich die Tenorfarben darunter perfekt anschmiegen können. Dem oft recht schwerelos intonierenden obersten Singphoniker hingegen fehlt solcherart Anbindung, so daß der Eindruck entstehen kann, nicht sechs, sondern fünf Männer plus ein stimmlich hinwegfliegender Solist sängen bewußt an der Verschmelzung vorbei.
Und dennoch nimmt auch die Seriosität der Singphoniker ein, ihr unerschütterliches Bekenntnis zu den vertrauten Sätzen eines Brahms, Silcher oder Reger, dessen "Ich hab' die Nacht geträumet / Wohl einen schweren Traum" zu den schönsten Stücken der Aufnahme gehört. Schwellenwerke sind es, die die Singphoniker präsentieren, auf dem feinen Grat zwischen Natur und Kunst befindlich, um den grundsätzlich traurigen Ton wissend, der schon der Dichtung innezuwohnen scheint, so oder so: Zwischen den Liedgruppen, die mit "Liebesgedanken", "Glück", "Abschied" und "Trennung" überschrieben sind, besteht kein großer Affektunterschied - daß, wer singt, auch automatisch fröhlich sei, ist wohl eine Erfindung der Neuzeit. Und wenn Brahms "un a bissele Falschheit / is au wohl dabei!" (beim Liebesgeständnis) setzt, gleichmütig und ohne jeden Regersche Harmonik-Aufregung, so eben, als habe er doch von nichts und niemand eine Ahnung: Dann ist das schlauer, als der Text selbst es vorgibt zu sein. Klüger sicherlich auch als die immer neu hervorschießenden, komischen Singideen in den Arrangements von "Singer Pur". Als vorläufiger Glanzpunkt beim Umgang mit dem Volkslied bleibt derweil deren Brahmssches "Wiegenlied" in Erinnerung. Heike Beckmanns Bearbeitung klingt so herrlich nach Fernsehshow, nach falschem Glitzer, der dennoch tief und so wahr wird, daß man am Ende versucht ist, an die Rettung des Volkslieds zu glauben.
CHRISTIANE TEWINKEL
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Wahrheit des Volkslieds liegt irgendwo zwischen Handwerk und Künstlichkeit, edelster Wunderhorn-Philologie und badischer Wirtshaushinterstube. So zumindest klingt es auf zwei neueren Aufnahmen an, den "Deutschen Volksliedern" der Singphoniker (Oehms Classics 548) mit klassisch-romantischem Liedgut von der Lorelei über den Lindenbaum bis zum Schnitter Tod und einer zweiten Sammlung mit neu arrangierten Liedern, in der die sechs Mitglieder von "Singer Pur" (Oehms Classics 560) etwas weiter ausschweifen, schwäbische Schmankerln ebenso zum besten geben wie Kinderlieder oder das Claudiussche "Der Mond ist aufgegangen".
Schwer haben es beide A-cappella-Gruppen: Lehnt sich das Volkslied doch einerseits zum Kollektiv, andererseits aber zur feierabendlichen Innerlichkeit hinüber, dem versteckt-verhuschten Individualbekenntnis zum Archetypischen. Außerdem ist das Repertoire belastet. Wenn "Singer Pur" ihre Sammlung "SOS - Save Our Songs!" nennen, kündet das von Marketing-Bewußtsein ebenso wie von der Vorsicht, sich am Volksliedgut nationalistisch zu verheben. Doch so hübsch es ist, sich die alten, neuen Lieder nun gleich dutzendweise offerieren zu lassen - ein wenig sängerisch-musikalische Osmose hätte den Ensembles gutgetan. Gern dürften sich die sechs Singphoniker-Männer etwas von der Intonationssicherheit ihres gemischten Kollegensextetts annehmen sowie von dessen lebhaftem Zugriff, der nicht nur daher rührt, daß "Singer Pur" neue Arrangements bringen, mit Maulwerkzeug-Intermezzi und Summ-Improvisation, Swing oder herzhaftem Ziegengemecker. Claudia Reinhards Sopran setzt den Stücken eine Goldspitze auf, an die sich die Tenorfarben darunter perfekt anschmiegen können. Dem oft recht schwerelos intonierenden obersten Singphoniker hingegen fehlt solcherart Anbindung, so daß der Eindruck entstehen kann, nicht sechs, sondern fünf Männer plus ein stimmlich hinwegfliegender Solist sängen bewußt an der Verschmelzung vorbei.
Und dennoch nimmt auch die Seriosität der Singphoniker ein, ihr unerschütterliches Bekenntnis zu den vertrauten Sätzen eines Brahms, Silcher oder Reger, dessen "Ich hab' die Nacht geträumet / Wohl einen schweren Traum" zu den schönsten Stücken der Aufnahme gehört. Schwellenwerke sind es, die die Singphoniker präsentieren, auf dem feinen Grat zwischen Natur und Kunst befindlich, um den grundsätzlich traurigen Ton wissend, der schon der Dichtung innezuwohnen scheint, so oder so: Zwischen den Liedgruppen, die mit "Liebesgedanken", "Glück", "Abschied" und "Trennung" überschrieben sind, besteht kein großer Affektunterschied - daß, wer singt, auch automatisch fröhlich sei, ist wohl eine Erfindung der Neuzeit. Und wenn Brahms "un a bissele Falschheit / is au wohl dabei!" (beim Liebesgeständnis) setzt, gleichmütig und ohne jeden Regersche Harmonik-Aufregung, so eben, als habe er doch von nichts und niemand eine Ahnung: Dann ist das schlauer, als der Text selbst es vorgibt zu sein. Klüger sicherlich auch als die immer neu hervorschießenden, komischen Singideen in den Arrangements von "Singer Pur". Als vorläufiger Glanzpunkt beim Umgang mit dem Volkslied bleibt derweil deren Brahmssches "Wiegenlied" in Erinnerung. Heike Beckmanns Bearbeitung klingt so herrlich nach Fernsehshow, nach falschem Glitzer, der dennoch tief und so wahr wird, daß man am Ende versucht ist, an die Rettung des Volkslieds zu glauben.
CHRISTIANE TEWINKEL
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main