Produktdetails
Trackliste
CD
1Improvisation Live:Don Cherry & Trilok Gurtu00:00:33
2Manteca00:04:36
3Jack Johnson/Black Satin00:09:38
4Cuckoo00:04:55
5Berchidda00:05:33
6Like Popcorn00:04:23
7Haunting00:05:15
8Universal Mother00:06:29
9Spellbound00:04:32
10All Blues00:06:41
11Cosmic Roundabout/Brown Rice00:04:39
12Thank You By Don Cherry00:00:15
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.05.2013

AUCH DAS NOCH

Von Ulrich Olshausen

Singen tut sie manchmal auch, mit einem leichten Hang zum Sprechgesang, gelegentlichen elektronischen Verfremdungen und Texten über Leidenschaft, Alleinsein und Fremdbestimmung. Die große Attraktion dieser CD von Monika Roscher, "Failure in Wonderland" (Enja), ist aber die Bigband. "Es sind die Brüche und Risse, die mich überraschen und berühren", sagt die noch nicht Dreißigjährige aus dem Landkreis Fürth, und daraus inszeniert sie hier ein spannungsgeladenes Klang-Theater voller bizarrer Abenteuer. Explosive Rock-Grooves werden von wilden, freien Soli überdacht, Cluster-Stürme toben ihre Dissonanzlust aus, kakophonische Massenaufmärsche beruhigen sich in minimalistisch flankierten Einsamkeitsstimmungen, liedhaften Episoden oder verdämmernden Illustrationen des Prinzips "Ende". Mit einem allerdings scheint Monika Roscher danebenzuliegen: mit ihrer Forderung "Perfektion gilt es zu vermeiden".

Trilok Gurtu spielt in den langen Begegnungen von indischer Musik und Jazz eine einmalige Rolle. Seit Kindesbeinen mit dem klassischen Tablaspiel befasst, hat er die Ästhetik der indischen Perkussion individualisiert und für den Jazz nutzbar gemacht und in unzähligen Verbindungen ein Heer von Bewunderern herangezogen. Für seine neue CD "Spellbound" (Moosicus Records/Indigo) hat er eine anrührende Idee mit riesigem Phantasie-Potential umgesetzt: Im Andenken an den 1995 gestorbenen Trompeter und Freund Don Cherry hat er zehn Stücke mit sieben verschiedenen Trompetern aufgenommen. Nils Petter Molvaer lehnt sich hier "trompetig" weit mehr aus dem Fenster als in seinen eigenen Projekten. Der Sarde Paolo Fresu bringt italienisches Melos und elektronische Klangfarben ins Spiel. Wie Indien und Rock-Jazz in der rhythmischen Basis vereint werden können und wie untrennbar die typische vokale Demonstration meist vertrackter Metren mit den Scats des Jazz in Gurtus "Gesang" zusammenkommen, ist hier besonders faszinierend. Der Höhepunkt ist Gurtus Version des Miles-Davis-Klassikers "All Blues", dem er einen Fünfertakt verpasst und in dem sich der junge amerikanische neokonservative Sturm-und-Drang-Star Ambrose Akinmusire und der aus der Klassik kommende Matthias Höfs nichts an beseelt heiterer Hypervirtuosität schuldig bleiben. Das Stück hat allerdings einen Fehler dieser hinreißenden CD: Es enthält das einzige Solo von Trilok Gurtu. Es dauert 45 Sekunden - mindestens zehn Minuten zu wenig.

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