Produktdetails
- Anzahl: 1 Audio CD
- Erscheinungstermin: 30. September 2016
- Hersteller: Edel Music & Entertainment CD / DVD / Musik Produktion Schwarzwald,
- EAN: 4029759114260
- Artikelnr.: 45510763
CD | |||
1 | Conversation 1 | 00:06:00 | |
2 | Pinocchio's dream | 00:03:18 | |
3 | Pinoccho's dance | 00:03:18 | |
4 | Don't forget | 00:06:22 | |
5 | Choro do Portina | 00:04:05 | |
6 | Broken city | 00:04:02 | |
7 | Laura | 00:04:59 | |
8 | Fingerprints | 00:08:01 | |
9 | A strange sunrise | 00:03:35 | |
10 | X-ray | 00:03:40 | |
11 | Flip-flop | 00:02:01 | |
12 | Autumn leaves | 00:03:25 | |
13 | Dexter's tune | 00:03:11 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.01.2017Unterschätzt nicht die Zweiblättrigen
Warum setzt der Jazz kaum auf Oboe und Fagott? Zwei schöne Ausnahmen.
In der Bezeichnung "Doppelrohrblattinstrument" hat "Rohr" nicht die übliche Bedeutung eines von Flüssigkeiten oder Luft durchflossenen, ausgedehnten zylindrischen Gebildes. In der Musik bezieht sie sich auf das Schilfrohr, aus dem die Schwingung erzeugenden Teile des Mundstücks der meisten Holzblasinstrumente gefertigt sind: Die aus einem Stück bestehenden sind die der Familie der Klarinetten und Saxophone; die aus zwei Teilen mit nahezu wissenschaftlicher Sensibilität gefertigten und mit ständigen Schabe-Arbeiten bei Laune gehaltenen Werkstücke sind die Schwingungserzeuger der Oboen und Fagotte und ihrer Familien (übrigens auch beim Dudelsack).
Im Jazz spielen die Zweiblättrigen kaum eine Rolle, wahrscheinlich, weil sie zu empfindlich sind und sich nicht für die jazztypischen Ausbrüche und Individualfarben eignen. Schöne Ausnahmen gibt es gleichwohl. Die Gruppe Oregon hat in Gestalt von Paul McCandless den wohl weltweit am besten wahrgenommenen Oboisten mit Jazzbegeisterung; bei der Fagott-Fraktion ist das der Amerikaner Michael Rabinowitz.
Dass es auch in der aktuellen Produktion zum Glück einige Ausnahmen von der Regel gibt, beweist der deutsche Klarinettist Rolf Kühn mit seinem neuen Werk: "Spotlights" heißt es. Der Mann ist 87 Jahre alt, und nichts hat bei ihm gelitten: Noch immer ist da der markig satte Klang in allen Lagen seines Instruments und die anstrengungslose Virtuosität, die einem wundersamen Gestaltenreichtum der Erzählkultur dient. Die Musik swingt lustvoll, bleibt dramatisch stehen, hat den Bebop im Blut, schießt bunte Schrapnells in den Himmel. Von einem "Herzensexperiment unterschiedlicher musikalischer Welten" spricht der Begleittext und meint damit die Begegnung von Rolf Kühn mit dem Solo-Oboisten der Berliner Philharmoniker Albrecht Mayer, leider nur in zwei Stücken.
Für beide sei die Evergreen-Ballade "Laura" hergenommen. In feinen Umspielungen wird das Thema aus der Taufe gehoben und gleich wieder zur Improvisation freigegeben, vom Bass (Oliver Potratz) kaum merkbar begleitet. Kühn ist der Erste, Albrecht Mayer der Zweite, mit wunderbar großem Ton und registerartig eingesetztem Zwerchfell-Vibrato, wie es als so subtiles Ausdrucksmittel wohl nur ein Sinfoniker gelernt hat (und mit bewusst trainiertem Kraftaufwand pflegt). Es geht weiter mit Tanz und Besinnung, Schaukelspielen zwischen klassischer und Jazzphrasierung, Anspielungen des Themas, kadenzartigen Soli, Staccato und Legato, textlosen Märchenerzählungen mit viel Lust, Technik und Handlung. Diese Aufnahme präsentiert eine neue Hybrid-Kammermusik allerfeinster Klangkunst und Inspiration.
Der amerikanische Bassist, Komponist und Sänger Jeff Denson überlässt auf seinem jüngsten Werk "Concentric Circles" die am spürbarsten ins Ohr gehende melodische Arbeit tatsächlich dem Fagott, gespielt von dem natürlich auch aus der Klassik kommenden Paul Hanson, einem Weltreisenden zwischen Stilen, Lehraufträgen, gewagten Besetzungen und Elektro-Experimenten. Ein Kritiker entdeckte Schlangenbeschwörung, den Mittleren Osten und Hiphop-Elemente in seinem Stil. Herrlich sein füllig lyrischer Ton, seine virtuose Beweglichkeit in allen Funktionen, die ihm Jeff Denson in seinen sehr abwechslungsreichen und anspruchsvollen Kompositionen zugedacht hat. In denen sorgt das Instrument für die vorwärtstreibende Themendefinition in Stücken mit komplexen Rock-Grooves ebenso faszinierend wie als bestimmende Farbe in den Balladen.
"Paul ist nicht nur ein Hypervirtuose, sondern wohl auch der weltbeste Improvisator am Fagott", sagt Bandleader Denson über seinen Mitmusiker. Das klingt etwas anmaßend, aber in diesem Fall kann man das ohne großes Risiko nur sagen. Denn nicht nur die sozusagen losgelassene Improvisation nur mit Rhythmusgruppe gelingt Hanson blendend, sondern auch kleine freie Duette mit ihrem diffizilen Give and Take. So wie die Veröffentlichung von Rolf Kühn und Albrecht Mayer ist auch diese hier ein erstaunliches Unikat auf dem Markt der Neuerscheinungen.
ULRICH OLSHAUSEN
Rolf Kühn:
"Spotlights".
MPS (Edel)
Jeff Denson Quartet:
"Concentric Circles".
Ridgeway Records
(Galileo Music
Communication)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Warum setzt der Jazz kaum auf Oboe und Fagott? Zwei schöne Ausnahmen.
In der Bezeichnung "Doppelrohrblattinstrument" hat "Rohr" nicht die übliche Bedeutung eines von Flüssigkeiten oder Luft durchflossenen, ausgedehnten zylindrischen Gebildes. In der Musik bezieht sie sich auf das Schilfrohr, aus dem die Schwingung erzeugenden Teile des Mundstücks der meisten Holzblasinstrumente gefertigt sind: Die aus einem Stück bestehenden sind die der Familie der Klarinetten und Saxophone; die aus zwei Teilen mit nahezu wissenschaftlicher Sensibilität gefertigten und mit ständigen Schabe-Arbeiten bei Laune gehaltenen Werkstücke sind die Schwingungserzeuger der Oboen und Fagotte und ihrer Familien (übrigens auch beim Dudelsack).
Im Jazz spielen die Zweiblättrigen kaum eine Rolle, wahrscheinlich, weil sie zu empfindlich sind und sich nicht für die jazztypischen Ausbrüche und Individualfarben eignen. Schöne Ausnahmen gibt es gleichwohl. Die Gruppe Oregon hat in Gestalt von Paul McCandless den wohl weltweit am besten wahrgenommenen Oboisten mit Jazzbegeisterung; bei der Fagott-Fraktion ist das der Amerikaner Michael Rabinowitz.
Dass es auch in der aktuellen Produktion zum Glück einige Ausnahmen von der Regel gibt, beweist der deutsche Klarinettist Rolf Kühn mit seinem neuen Werk: "Spotlights" heißt es. Der Mann ist 87 Jahre alt, und nichts hat bei ihm gelitten: Noch immer ist da der markig satte Klang in allen Lagen seines Instruments und die anstrengungslose Virtuosität, die einem wundersamen Gestaltenreichtum der Erzählkultur dient. Die Musik swingt lustvoll, bleibt dramatisch stehen, hat den Bebop im Blut, schießt bunte Schrapnells in den Himmel. Von einem "Herzensexperiment unterschiedlicher musikalischer Welten" spricht der Begleittext und meint damit die Begegnung von Rolf Kühn mit dem Solo-Oboisten der Berliner Philharmoniker Albrecht Mayer, leider nur in zwei Stücken.
Für beide sei die Evergreen-Ballade "Laura" hergenommen. In feinen Umspielungen wird das Thema aus der Taufe gehoben und gleich wieder zur Improvisation freigegeben, vom Bass (Oliver Potratz) kaum merkbar begleitet. Kühn ist der Erste, Albrecht Mayer der Zweite, mit wunderbar großem Ton und registerartig eingesetztem Zwerchfell-Vibrato, wie es als so subtiles Ausdrucksmittel wohl nur ein Sinfoniker gelernt hat (und mit bewusst trainiertem Kraftaufwand pflegt). Es geht weiter mit Tanz und Besinnung, Schaukelspielen zwischen klassischer und Jazzphrasierung, Anspielungen des Themas, kadenzartigen Soli, Staccato und Legato, textlosen Märchenerzählungen mit viel Lust, Technik und Handlung. Diese Aufnahme präsentiert eine neue Hybrid-Kammermusik allerfeinster Klangkunst und Inspiration.
Der amerikanische Bassist, Komponist und Sänger Jeff Denson überlässt auf seinem jüngsten Werk "Concentric Circles" die am spürbarsten ins Ohr gehende melodische Arbeit tatsächlich dem Fagott, gespielt von dem natürlich auch aus der Klassik kommenden Paul Hanson, einem Weltreisenden zwischen Stilen, Lehraufträgen, gewagten Besetzungen und Elektro-Experimenten. Ein Kritiker entdeckte Schlangenbeschwörung, den Mittleren Osten und Hiphop-Elemente in seinem Stil. Herrlich sein füllig lyrischer Ton, seine virtuose Beweglichkeit in allen Funktionen, die ihm Jeff Denson in seinen sehr abwechslungsreichen und anspruchsvollen Kompositionen zugedacht hat. In denen sorgt das Instrument für die vorwärtstreibende Themendefinition in Stücken mit komplexen Rock-Grooves ebenso faszinierend wie als bestimmende Farbe in den Balladen.
"Paul ist nicht nur ein Hypervirtuose, sondern wohl auch der weltbeste Improvisator am Fagott", sagt Bandleader Denson über seinen Mitmusiker. Das klingt etwas anmaßend, aber in diesem Fall kann man das ohne großes Risiko nur sagen. Denn nicht nur die sozusagen losgelassene Improvisation nur mit Rhythmusgruppe gelingt Hanson blendend, sondern auch kleine freie Duette mit ihrem diffizilen Give and Take. So wie die Veröffentlichung von Rolf Kühn und Albrecht Mayer ist auch diese hier ein erstaunliches Unikat auf dem Markt der Neuerscheinungen.
ULRICH OLSHAUSEN
Rolf Kühn:
"Spotlights".
MPS (Edel)
Jeff Denson Quartet:
"Concentric Circles".
Ridgeway Records
(Galileo Music
Communication)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main