Produktdetails
- Anzahl: 1 Audio CD
- Erscheinungstermin: 16. Januar 2013
- Hersteller: Columbia / Sony Music Entertainment,
- Gesamtlaufzeit: 47 Min.
- EAN: 5099751612025
- Artikelnr.: 20180668
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
CD | |||
1 | Komm Mein Mädchen | 00:03:59 | |
2 | Ökostrom | 00:02:40 | |
3 | Hungriges Herz | 00:04:21 | |
4 | PRO Test | 00:06:19 | |
5 | Was Es Ist | 00:03:59 | |
6 | Hoffnung / Mit Diesem Trick | 00:04:30 | |
7 | Blaue Flecken | 00:03:29 | |
8 | Atze De Boe / Unsere Lieder (Express Mix) | 00:04:01 | |
9 | Rauschen | 00:05:11 | |
10 | Sonne | 00:04:32 | |
11 | Komm Her | 00:03:56 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.02.2004Aus deutschen Landen frisch ins Gesicht
Von der NPD gelobt, von Linken beschimpft: Ist die deutsche Rockband Mia ein Mißverständnis?
Am 16. Januar, ungefähr 24 Stunden nachdem die Berliner Rockband Mia beim Auftritt auf einer Studentendemo von Antifaschisten mit Eiern beworfen worden war, klopfte es beim Management der Band an der Tür. Unbekannte junge Leute gaben ein Paket ab. Darin lagen, ganz überraschend, Backwaren allerbester Qualität und eine Grußkarte: "Mit Eiern kann man so viel Besseres anfangen. Wir liefern den Beweis!" Den anonymen Freunden von Mia war eine semiotische Notoperation gelungen - Eier symbolisieren doch immer noch Geschmack und Wohlsein, solange sie nicht von Aktivisten gemein umgewertet werden, um Kulturschaffende zu demütigen.
Von solchen Umdeutungen wird hier noch ein paarmal die Rede sein, aber viel wichtiger: Wie um Gottes willen schafft man es heute, für so etwas Unerhebliches wie das Abspielen von Musik mit echten Landeiern beworfen zu werden? Mia haben es geschafft, weil sie ein Lied über Deutschland gemacht haben, ein Lied, in dem es darum geht, wie man als junger Deutscher ein unbelastetes Verhältnis zu seinem Heimatland finden kann. Mia haben auf der letzten Love Parade einen Blaskapellenzug angeführt, gekleidet in den Farben der deutschen Flagge. Sie sind in der Januar-Ausgabe der NPD-Parteizeitschrift "Deutsche Stimme" lobend erwähnt worden, weil sich hier angeblich "die Musikszene in Deutschland wieder ein Stückchen mehr von den politischen Vorgaben antideutscher Tugendwächter emanzipiert".
Um dieses Prachtexemplar analytischen Scharfsinns gesund auf die Welt zu bringen, mußte der NPD-Kolumnist freilich erst die Kommentare der bürgerlichen Medien abwarten. Die hatten schon letzten Herbst (als das Mia-Lied erschien) übereinstimmend geschrieben, daß sie Mias Auftreten kreuzdämlich fänden, doch linke Aktionsbüros und antifaschistische Online-Foren ließen den Fall nicht ruhen. Jetzt sind Mia auch noch für die Vorentscheidung zum "Grand Prix Eurovision" Mitte März nominiert worden, was bedeutet, daß sie vielleicht im Namen des deutschen Schlagers beim Finale in Istanbul spielen.
Das muß ein sehr gruseliges Lied sein, wenn es solche Umtriebe auslöst. Es heißt "Was es ist", und eine furchterregende Ahnung bestätigt sich gleich: Der Kehrreim stammt aus dem Werk des Gedichtemachers Erich Fried, "Es ist was es ist, sagt die Liebe". Zum heiteren Klavier erzählt die Mia-Sängerin, die sich Mieze nennt, von der Morgentoilette: "Ein Schluck vom schwarzen Kaffee macht mich wach, dein roter Mund berührt mich sacht. In diesem Augenblick, es klickt, geht die gelbe Sonne auf." Der Tag, der als deutsche Flagge heraufdämmert, entwickelt sich passabel: "Ich fühle, wie sich alles wandelt und wie ich selber ändern kann, was mich beengt in meinem Leben, denn mit Ändern fängt Geschichte an." Und dann: "Wohin es geht, das woll'n wir wissen, und betreten neues deutsches Land!" Eierwerf-Autonome haben oft keinen rechten Blick für die Feinheiten der Lyrik, aber hier kann man ihnen das verzeihen.
Obwohl: Das ist Popmusik, wo ja immer alles nicht so schlimm ist. Vor 25 Jahren sind linke Punks mit Hitler-Bärtchen durch die Städte marschiert, um ein paar Leute zu erschrecken, da könnte man doch auch Mia einfach ohne Pudding ins Bett schicken, und morgen wäre alles wieder gut. Mia, die der "Kultur-Spiegel" vor knapp zwei Jahren für eine "Crazy Berlin!"-Geschichte auf dem Titel hatte und die sich jetzt halt ein paar Gedanken über Deutschland machen. Warum sagt die Band nicht selbst, daß die Aufregung übertrieben sei, daß die Gießener Antifa ihre Anti-Mia-Handzettel umsonst gedruckt, das Leipziger Kulturzentrum ihnen umsonst den Auftritt gekündigt habe? Daß die Haß-Seite "Mia ist übel" umsonst ins Netz gestellt und jedes Ei umsonst geflogen sei, weil die Leute einen dummen Song zu ernst genommen haben?
Deshalb: Weil die Band davon überzeugt ist, mit dem Lied "Was es ist" einen besonderen Diskursbeitrag produziert zu haben. "Wann ist so was zum letzten Mal passiert?" fragt die 23jährige Mieze mit Blick auf die öffentlichen Tumulte. "Meine Spekulation ist: bei den Rolling Stones!"
Nach dem Konzert in Gießen habe man die Gegner aus dem Saal auf die Bühne geholt, "und am Ende ist rausgekommen, daß wir die gleichen Dinge wollen; daß es nur an den Vokabeln gescheitert ist. Daß die bestimmte Vokabeln anders als wir benützen würden, oder gar nicht."
Beim Schüleraustausch in den Vereinigten Staaten wurde die Mieze oft gefragt, woher sie komme. Aus Berlin, hat sie geantwortet, weil sie nicht Deutschland sagen mochte, und deshalb sei das ein sehr persönliches Lied: "So tolerant, wie ich anderen gegenüber bin, kann ich mir selbst gegenüber sein. Ich bin okay, egal aus welchem Land ich komme." Würden Mia denn auch beim Grand Prix in Istanbul in Schwarz-Rot-Gelb auftreten? Gitarrist Andreas sagt: "Nein. Wenn wir dort die Diskussion anregen wollten, müßten wir die europäische Fahne tragen." Stimmt, das würde in der Türkei sicher lebhafte Gespräche geben.
In Plattenläden wird die Sektion "Deutsche Interpreten" ja meistens dort versteckt, wo eh keiner vorbeikommt, was gemein ist. Hat nicht am Ende der deutsche Schlager die Mauer eingerissen, die Ostflut gestoppt, Millionen kleiner Sonjas und Jessicas aus dem Koma geweckt? Einfach Pop zu sein, das reicht deutschen Interpreten doch selten, und so haben Mia mal eben eine Grundsatzdebatte um Identitätssuche gestartet und ganz hoppla die deutschen Farben neu besetzt, mit was auch immer, das aber mit Gefühl.
Im Musiksender MTV sah man vorletzte Woche die Moderatoren in schwarz-rot-goldenen Trainingsjacken und Pullis mit dem Bundesadler, ein Anblick, den man sonst nur bei Grillpartys mit Bundeswehr-Reservisten hat, die ihr altes Zeug auftragen. "Ich nehme alte Symbole und lade sie mit neuer, positiver Bedeutung auf", sagt die Designerin Eva Gronbach zu dieser Kollektion. Wenn dann Reinhard Mey schon wieder die deutsche Radioquote fordert und der Jazzmusiker Klaus Doldinger in der "Süddeutschen" für eine "nationale Unterhaltungskultur" argumentiert - dann fühlt man sich plötzlich so deutsch, daß einem richtig schlecht werden kann davon. Was ab und zu nicht schadet.
Die Hamburger Band Tocotronic fand kürzlich eines ihrer Lieder auf einer Mix-CD wieder, die den geistesschwachen Titel "Heimatkult - German Liedgut" trug, und erklärte sicherheitshalber auf ihrer Website: "Wir weigern uns, uns und unsere Musik unter solche Begriffe subsumieren zu lassen, zumal nahezu alle unsere Stücke in fachchinesisch geschrieben wurden." Auch die Leute vom Mia-Management zeigen sich im Gespräch als harmlose Hippie-Punks, denen die Deutschland-Frage nicht so wichtig gewesen sei, bevor die Medien sich darauf stürzten. Das TV-Magazin "Polylux" habe ein Interview mit ihnen völlig sinnentstellt, in einem Bericht der linken Zeitung "Jungle World" über das Konzert mit den Eierwerfern seien die Fakten so frisiert worden, daß die Demo-Veranstalter hinterher selbst eine Gegendarstellung veröffentlichten. Bei der Plattenfirma Sony heißt es, Mia hätten sich durch den Wirbel zum kommerziellen Top-Thema entwickelt.
Deutschtümelei muß man den jungen Bedeutungsaufladern und Umbewertern in den schwarz-rot-gelben Miniröcken auch gar nicht vorwerfen. Eher ihren schlampigen, ahnungslosen Umgang mit den Zeichen, die sie so gerne bemühen: Sie sagen, man solle sie verstehen, wie man will und wie man sich als junger, verwirrter Deutscher so fühlt - aber bitte nicht falsch. Zum Konzert im Berliner "Taucher"-Club, das Mia einen Monat nach dem Eier-Ereignis geben, sind wieder Störer erschienen, mit einem handgemalten "Deutschland, halt's Maul!"-Transparent. Sie sind spät dran. Als sie es geschafft haben, das Plakat über den Köpfen der Menge an den Balkon zu montieren, hat die Band schon die Bühne verlassen. Im exakt selben Moment geht hinten an der Bar das Flaschenbier aus.
JOACHIM HENTSCHEL
Das neue Mia-Album "Stille Post" erscheint am 8. März bei Sony. Die Grand-Prix-Vorentscheidung läuft am 19. März in der ARD.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Von der NPD gelobt, von Linken beschimpft: Ist die deutsche Rockband Mia ein Mißverständnis?
Am 16. Januar, ungefähr 24 Stunden nachdem die Berliner Rockband Mia beim Auftritt auf einer Studentendemo von Antifaschisten mit Eiern beworfen worden war, klopfte es beim Management der Band an der Tür. Unbekannte junge Leute gaben ein Paket ab. Darin lagen, ganz überraschend, Backwaren allerbester Qualität und eine Grußkarte: "Mit Eiern kann man so viel Besseres anfangen. Wir liefern den Beweis!" Den anonymen Freunden von Mia war eine semiotische Notoperation gelungen - Eier symbolisieren doch immer noch Geschmack und Wohlsein, solange sie nicht von Aktivisten gemein umgewertet werden, um Kulturschaffende zu demütigen.
Von solchen Umdeutungen wird hier noch ein paarmal die Rede sein, aber viel wichtiger: Wie um Gottes willen schafft man es heute, für so etwas Unerhebliches wie das Abspielen von Musik mit echten Landeiern beworfen zu werden? Mia haben es geschafft, weil sie ein Lied über Deutschland gemacht haben, ein Lied, in dem es darum geht, wie man als junger Deutscher ein unbelastetes Verhältnis zu seinem Heimatland finden kann. Mia haben auf der letzten Love Parade einen Blaskapellenzug angeführt, gekleidet in den Farben der deutschen Flagge. Sie sind in der Januar-Ausgabe der NPD-Parteizeitschrift "Deutsche Stimme" lobend erwähnt worden, weil sich hier angeblich "die Musikszene in Deutschland wieder ein Stückchen mehr von den politischen Vorgaben antideutscher Tugendwächter emanzipiert".
Um dieses Prachtexemplar analytischen Scharfsinns gesund auf die Welt zu bringen, mußte der NPD-Kolumnist freilich erst die Kommentare der bürgerlichen Medien abwarten. Die hatten schon letzten Herbst (als das Mia-Lied erschien) übereinstimmend geschrieben, daß sie Mias Auftreten kreuzdämlich fänden, doch linke Aktionsbüros und antifaschistische Online-Foren ließen den Fall nicht ruhen. Jetzt sind Mia auch noch für die Vorentscheidung zum "Grand Prix Eurovision" Mitte März nominiert worden, was bedeutet, daß sie vielleicht im Namen des deutschen Schlagers beim Finale in Istanbul spielen.
Das muß ein sehr gruseliges Lied sein, wenn es solche Umtriebe auslöst. Es heißt "Was es ist", und eine furchterregende Ahnung bestätigt sich gleich: Der Kehrreim stammt aus dem Werk des Gedichtemachers Erich Fried, "Es ist was es ist, sagt die Liebe". Zum heiteren Klavier erzählt die Mia-Sängerin, die sich Mieze nennt, von der Morgentoilette: "Ein Schluck vom schwarzen Kaffee macht mich wach, dein roter Mund berührt mich sacht. In diesem Augenblick, es klickt, geht die gelbe Sonne auf." Der Tag, der als deutsche Flagge heraufdämmert, entwickelt sich passabel: "Ich fühle, wie sich alles wandelt und wie ich selber ändern kann, was mich beengt in meinem Leben, denn mit Ändern fängt Geschichte an." Und dann: "Wohin es geht, das woll'n wir wissen, und betreten neues deutsches Land!" Eierwerf-Autonome haben oft keinen rechten Blick für die Feinheiten der Lyrik, aber hier kann man ihnen das verzeihen.
Obwohl: Das ist Popmusik, wo ja immer alles nicht so schlimm ist. Vor 25 Jahren sind linke Punks mit Hitler-Bärtchen durch die Städte marschiert, um ein paar Leute zu erschrecken, da könnte man doch auch Mia einfach ohne Pudding ins Bett schicken, und morgen wäre alles wieder gut. Mia, die der "Kultur-Spiegel" vor knapp zwei Jahren für eine "Crazy Berlin!"-Geschichte auf dem Titel hatte und die sich jetzt halt ein paar Gedanken über Deutschland machen. Warum sagt die Band nicht selbst, daß die Aufregung übertrieben sei, daß die Gießener Antifa ihre Anti-Mia-Handzettel umsonst gedruckt, das Leipziger Kulturzentrum ihnen umsonst den Auftritt gekündigt habe? Daß die Haß-Seite "Mia ist übel" umsonst ins Netz gestellt und jedes Ei umsonst geflogen sei, weil die Leute einen dummen Song zu ernst genommen haben?
Deshalb: Weil die Band davon überzeugt ist, mit dem Lied "Was es ist" einen besonderen Diskursbeitrag produziert zu haben. "Wann ist so was zum letzten Mal passiert?" fragt die 23jährige Mieze mit Blick auf die öffentlichen Tumulte. "Meine Spekulation ist: bei den Rolling Stones!"
Nach dem Konzert in Gießen habe man die Gegner aus dem Saal auf die Bühne geholt, "und am Ende ist rausgekommen, daß wir die gleichen Dinge wollen; daß es nur an den Vokabeln gescheitert ist. Daß die bestimmte Vokabeln anders als wir benützen würden, oder gar nicht."
Beim Schüleraustausch in den Vereinigten Staaten wurde die Mieze oft gefragt, woher sie komme. Aus Berlin, hat sie geantwortet, weil sie nicht Deutschland sagen mochte, und deshalb sei das ein sehr persönliches Lied: "So tolerant, wie ich anderen gegenüber bin, kann ich mir selbst gegenüber sein. Ich bin okay, egal aus welchem Land ich komme." Würden Mia denn auch beim Grand Prix in Istanbul in Schwarz-Rot-Gelb auftreten? Gitarrist Andreas sagt: "Nein. Wenn wir dort die Diskussion anregen wollten, müßten wir die europäische Fahne tragen." Stimmt, das würde in der Türkei sicher lebhafte Gespräche geben.
In Plattenläden wird die Sektion "Deutsche Interpreten" ja meistens dort versteckt, wo eh keiner vorbeikommt, was gemein ist. Hat nicht am Ende der deutsche Schlager die Mauer eingerissen, die Ostflut gestoppt, Millionen kleiner Sonjas und Jessicas aus dem Koma geweckt? Einfach Pop zu sein, das reicht deutschen Interpreten doch selten, und so haben Mia mal eben eine Grundsatzdebatte um Identitätssuche gestartet und ganz hoppla die deutschen Farben neu besetzt, mit was auch immer, das aber mit Gefühl.
Im Musiksender MTV sah man vorletzte Woche die Moderatoren in schwarz-rot-goldenen Trainingsjacken und Pullis mit dem Bundesadler, ein Anblick, den man sonst nur bei Grillpartys mit Bundeswehr-Reservisten hat, die ihr altes Zeug auftragen. "Ich nehme alte Symbole und lade sie mit neuer, positiver Bedeutung auf", sagt die Designerin Eva Gronbach zu dieser Kollektion. Wenn dann Reinhard Mey schon wieder die deutsche Radioquote fordert und der Jazzmusiker Klaus Doldinger in der "Süddeutschen" für eine "nationale Unterhaltungskultur" argumentiert - dann fühlt man sich plötzlich so deutsch, daß einem richtig schlecht werden kann davon. Was ab und zu nicht schadet.
Die Hamburger Band Tocotronic fand kürzlich eines ihrer Lieder auf einer Mix-CD wieder, die den geistesschwachen Titel "Heimatkult - German Liedgut" trug, und erklärte sicherheitshalber auf ihrer Website: "Wir weigern uns, uns und unsere Musik unter solche Begriffe subsumieren zu lassen, zumal nahezu alle unsere Stücke in fachchinesisch geschrieben wurden." Auch die Leute vom Mia-Management zeigen sich im Gespräch als harmlose Hippie-Punks, denen die Deutschland-Frage nicht so wichtig gewesen sei, bevor die Medien sich darauf stürzten. Das TV-Magazin "Polylux" habe ein Interview mit ihnen völlig sinnentstellt, in einem Bericht der linken Zeitung "Jungle World" über das Konzert mit den Eierwerfern seien die Fakten so frisiert worden, daß die Demo-Veranstalter hinterher selbst eine Gegendarstellung veröffentlichten. Bei der Plattenfirma Sony heißt es, Mia hätten sich durch den Wirbel zum kommerziellen Top-Thema entwickelt.
Deutschtümelei muß man den jungen Bedeutungsaufladern und Umbewertern in den schwarz-rot-gelben Miniröcken auch gar nicht vorwerfen. Eher ihren schlampigen, ahnungslosen Umgang mit den Zeichen, die sie so gerne bemühen: Sie sagen, man solle sie verstehen, wie man will und wie man sich als junger, verwirrter Deutscher so fühlt - aber bitte nicht falsch. Zum Konzert im Berliner "Taucher"-Club, das Mia einen Monat nach dem Eier-Ereignis geben, sind wieder Störer erschienen, mit einem handgemalten "Deutschland, halt's Maul!"-Transparent. Sie sind spät dran. Als sie es geschafft haben, das Plakat über den Köpfen der Menge an den Balkon zu montieren, hat die Band schon die Bühne verlassen. Im exakt selben Moment geht hinten an der Bar das Flaschenbier aus.
JOACHIM HENTSCHEL
Das neue Mia-Album "Stille Post" erscheint am 8. März bei Sony. Die Grand-Prix-Vorentscheidung läuft am 19. März in der ARD.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main