Richard Thompson

Sweet Warrior

• Audio CD

Produktdetails

• Anzahl: 1 Audio CD
• Erscheinungstermin: 31. Mai 2007
• Hersteller: Bertus Musikvertrieb GmbH / Proper,
• EAN: 0805520030328
• Artikelnr.: 22768976

Trackliste

CD
1	Needle and thread	00:04:43
2	I'll never give it up	00:03:22
3	Take care the road you choose	00:06:44
4	Mr. Stupid	00:03:53
5	Dad's gonna kill me	00:05:16
6	Poppy-Red	00:04:37
7	Bad monkey	00:05:13
8	Francesca	00:05:17
9	Too late to come fishing	00:04:36
10	Sneaky boy	00:02:59
11	She sang angels to rest	00:03:25
12	Johnny's far away	00:04:53
13	Guns are the tongues	00:07:27
14	Sunset song	00:05:38

Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.08.2007

Die Saiten liegen bloß
Kampf an allen Fronten: Richard Thompsons neues Album

Eine schlechte Platte hat er noch nie abgeliefert. Dabei hatte Richard Thompson in seiner vierzig Jahre andauernden Karriere, seit seinem ersten Auftritt mit "Fairport Convention" Ende Mai 1967, reichlich Gelegenheit dazu. Doch als Künstler der großen Weigerung, der von Furcht, Reue und Rebellion ein Lied zu singen weiß, besitzt Thompson eine einzelgängerische Präzision, die ihn über jede Mode erhaben macht. Das zeigt auch "Sweet Warrior", das neue Album des Achtundfünfzigjährigen.

Wie der Album-Titel schon anzeigt - er entstammt einem Sonnet von Edmund Spenser -, geht es um Kriege, um reale und metaphorische, um die Kämpfe im Irak und um den immerwährenden Geschlechterkrieg, um die kleinen Siege und großen Niederlagen auf dem Schlachtfeld der Liebe. Bei aller Tragik des Themas bekennt Thompson: "In all dem liegt eine merkwürdige Süße." Und so durchstreift er sein gewohnt düsteres Territorium aus unerwiderter Liebe, Untreue, Scheidung, Bosheit, Verrat und Tod. "Poppy-Red" etwa ist die Ode eines Witwers an die Verstorbene: "Now my love makes her bed / Where poppies grow over her head".

Einmal mehr lebt die Leuchtkraft von Thompsons Songs auch aus seinen subtilen Kehrtwendungen auf dem Gitarrengriffbrett: Seine Phrasierungskunst mischt keltische, spanische und arabische Melodien. Manchmal meint man auch die Dudelsack-Klänge Schottlands herauszuhören. Thompson entlockt seine irrlichternden Läufe zumeist offenen Stimmungen. Dabei hilft ihm seine einzigartige Hybrid-Picking-Technik: Mit einem Plektrum und drei Fingern gleichzeitig zupft er girlandengleiche Soli aus den Saiten. Dabei gleichen seine Halbton-Bendings - sehnsüchtige Tondehnungen - eher den Legato-Licks einer Pedal-Steel-Guitar als den Sounds einer E-Gitarre.

Mit Recht hat der "Rolling Stone" Richard Thompson in die Bestenliste der größten Gitarristen aller Zeiten gewählt. Auch dies stellt "Sweet Warrior", Thompsons erstes "elektrisches" Album seit vier Jahren, wieder unter Beweis. Inhaltlich steht die Anti-Kriegs-Nummer "Dad's Gonna Kill Me" im Zentrum. Sie handelt von der Paranoia eines jungen, verängstigten Soldaten, der sich auf seiner Patrouille in Bagdad (abgekürzt: "Dad"), plötzlich der eigenen Sterblichkeit bewusst wird: "I've got a wife, a kid, another on the way / I might get home if I can live through today." Natürlich trägt Thompson auch wieder seine persönlichen Dämonenkämpfe auf dem Album aus. Ein Beispiel ist das sarkastische "Mr. Stupid"-Lied, das durchaus auf den Phantomschmerz des Sängers nach der Trennung von seiner Frau Linda vor fünfundzwanzig Jahren anspielen könnte: "When your friends point out you're stuck with a Neandertal for an ex / Don't fret about it, darling, I still sign my names on checks." Immer ist Thompsons Bitterkeit durch Bissigkeit beglaubigt.

Das neue Album mit seinen folkloristischen Tönungen, den hart rollenden Rocknummern, streunenden Balladen, balsamischen Streicherarrangements und stechenden Bläsersätzen bündelt Thompsons Stärken auf eindrucksvolle Weise. Er hat sich einmal als "traditionell beeinflusster Rockmusiker" bezeichnet - wohl um dem Klischee vom braven Folkie zu entgehen. Vielleicht ist Thompson auch nur ein zu spät geborener Troubadour, der an seinem Anachronismus leidet. Wichtiger jedoch als alle Imagepflege ist seine Unnachgiebigkeit: "Ich mag keine Nostalgie. Die Maxime meiner Arbeit lautet: Schau niemals zurück - zumindest nicht zu oft!"

PETER KEMPER

Richard Thompson, Sweet Warrior. Proper Records 032 (Rough Trade)

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