So "hochorginell" wie "gelungen" bewertet Michael Gielen, der Mahler-versierte Dirigent dieser Einspielung mit dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, den Eröffnungssatz von Mahlers erster Sinfonie. "Dass sich ein Komponist der Öffentlichkeit präsentiert mit der Negation des Prinzips eines ersten Sinfoniesatzes, das ist unglaublich wagemutig" (zum Zeitpunkt der Uraufführung, 1889, war Mahler gerade seit einem Jahr Operndirektor). Wagemutig auch die ursprüngliche, später zurückgenommene Fünfsätzigkeit der Sinfonie. Themen aus volkstümlichen wie aus eigenen Liedern finden sich in ihr. Ein "Programm" aus Titeln und Erklärungen fügte er auf Bitten von Freunden bei, strich es aber wieder aus Angst vor Missverständnissen und aufgrund der Erkenntnis, dass eine Beschreibung musikalischer Inhalte durch Worte immer unzureichend ist - zumal wenn sie derartige Dimensionen haben: "Was ist das für eine Welt, welche solche Klänge und Gestalten als Widerbild auswirft! So was wie der Trauermarsch und der darauf ausbrechende Sturm erscheint mir wie eine brennende Klage gegen den Schöpfer!" (Mahler). Dazu die beiden Ives-Stücke, die der Komponist - entgegen der späteren Konzertpraxis - als zusammengehörig empfunden hat: das New York-Porträt in einer heißen Sommernacht, samt Hochbahn und Jazz-Anklängen, und die "Contemplation of a serious manner", die die von der Trompete gestellte "ewige Frage nach der Existenz" unbeantwortet lassen muss...