Produktdetails
- Anzahl: 2 Vinyls
- Erscheinungstermin: 9. November 2018
- Hersteller: Universal Vertrieb - A Divisio / Decca,
- Gesamtlaufzeit: 57 Min.
- EAN: 0602567925972
- Artikelnr.: 53839708
- Herstellerkennzeichnung
- Universal Music GmbH
- Mühlenstr. 25
- 10243 Berlin
- productsafety@umusic.com
LP 1 | |||
1 | Cantaloupe Island (Live At Capitol Studios, Los Angeles/ 2018) | 00:05:43 | |
2 | Don't Mess With Mister T (Live At Capitol Studios, Los Angeles/ 2018) | 00:04:34 | |
3 | My Baby Just Cares For Me (Live At Capitol Studios, Los Angeles/ 2018) | 00:05:15 | |
4 | Straighten Up And Fly Right (Live At Capitol Studios, Los Angeles/ 2018) | 00:03:13 | |
5 | Jeff Introduces Sarah Silverman (Live At Capitol Studios, Los Angeles/ 2018) | 00:03:02 | |
6 | Me And My Shadow (Live At Capitol Studios, Los Angeles/ 2018) | 00:04:08 | |
7 | Nostalgia In Times Square (Live At Capitol Studios, Los Angeles/ 2018) | 00:04:48 | |
LP 2 | |||
1 | It Never Entered My Mind (Live At Capitol Studios, Los Angeles/ 2018) | 00:06:05 | |
2 | Gee Baby (Ain't I Good To You) (Live At Capitol Studios, Los Angeles/ 2018) | 00:03:11 | |
3 | I Wish I Knew (How It Would Feel To Be Free) (Live At Capitol Studios, Los Angeles/ 2018) | 00:03:59 | |
4 | This Bitter Earth (Live At Capitol Studios, Los Angeles/ 2018) | 00:04:18 | |
5 | Come On-A-My House (Live At Capitol Studios, Los Angeles/ 2018) | 00:03:03 | |
6 | Caravan (Live At Capitol Studios, Los Angeles/ 2018) | 00:05:04 | |
7 | Good Nights (Live At Capitol Studios, Los Angeles/ 2018) | 00:01:06 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.11.201812. Im Hier und Jazz
Wenn man von Jeff Goldblums vielen Talenten nur das zur Schauspielerei kennt und wenn man dann zum ersten Mal, in der Zeitung, irgendwo im Internet, ein Foto von Goldblum sieht, wie er, grinsend und sichtlich gut gelaunt, an einem Klavier sitzt: Da kann es einem passieren, dass man erst mal denkt, aha, in seinem nächsten Film wird er anscheinend Donald Fagen spielen, so ähnlich sieht er ihm da. Ist natürlich Quatsch, weil Donald Fagen, der Komponist, Sänger, Keyboardspieler und das Meisterhirn der genialen Gruppe Steely Dan heute nur noch Nerds und Fachleuten bekannt ist. Und weil Goldblum Jahrgang 1952 ist, auch nur vier Jahre jünger als Fagen.
In Wahrheit also spielt Goldblum nicht Fagen, sondern Klavier. Jetzt kann man überall lesen, dass er das schon seit Jahren auch öffentlich tut, in Los Angeles, so wie Woody Allen einmal in der Woche in New York Klarinette spielt. Was natürlich die Frage aufwirft, ob Goldblum am Piano gut genug ist, um ein Album aufzunehmen - und wenn man das Album, "The Capitol Studio Sessions" heißt es, dann hört, wird nach spätestens zwei Songs völlig klar, dass das die absolut falsche Frage war. Der zweite Song ist Marvin Gayes "Don't Mess with Mister T.", Goldblum spielt die Akkorde, die vielleicht jeder halbwegs begabte Klavierspieler mit ein wenig Üben irgendwann greifen könnte, aber für den Groove, den das Stück hat, braucht es dann doch Talent, Genie vielleicht. Und dann spielt Till Brönner eines dieser Soli, die leicht, beschwingt, melodisch beginnen und zwischendurch ein unfassbares Tempo und eine nahezu unerreichte Virtuosität gewinnen, und wenn das Stück dann ausklingt, hört man Goldblum sagen: "Till Bronner, oh my God!"
Genauere Angaben zu Goldblums Können erübrigen sich: Er ist gut genug für Till Brönner, er hat einen guten Rhythmus und sehr gute Laune - und dass dieses Album mehr als nur eine fröhliche Jazzplatte ist, die man haben oder auch nicht haben kann: das hat diese Laune als Voraussetzung. Goldblum spielt eben die Sachen, die er mag, und weil er weder die Ambition hat, den Jazz neu zu erfinden, noch die, den Sound der alten Zeit zu rekonstruieren, weil er sich aber anscheinend sehr sicher ist, dass solche Gassenhauer wie "Cantaloupe Island" oder "Caravan" ihm heute noch genug zu sagen haben und genug abverlangen als Musiker: deshalb wirkt dieses Album so heutig, so zeitgemäß, letztlich moderner als der allseits so gelobte Kamasi Washington mit seinen pompösen Soundgebirgen.
Wenn man selber diese Musik mag, dann klingt die Platte wie eine Party, zu der man auch eingeladen ist. Wenn man bei dem Wörtchen Jazz an ernsthafte ältere Herrschaften denkt, die es unter einem Siebenvierteltakt nicht machen und eine Scheu vor allem haben, was grooven und swingen könnte; wenn man also lieber eine Musik auflegt, die jugendlich klingt: dann kann einen der 66-jährige Goldblum vielleicht vom Jazz überzeugen. Sarah Silverman singt im Duett mit Goldblum "Me and My Shadow". Haley Reinhart macht Scherze über "My Baby Just Cares for Me" und singt den alten Hit zugleich so cool, als ob er erst gestern komponiert worden wäre. Imelda May singt "This Bitter Earth" mit großer Intensität. Und immer wieder Till Brönner, der auf seinen Soloplatten ja stets eine große Scheu davor hat, den Leuten mit seiner Virtuosität auf den Wecker zu gehen. Und der sich hier traut, mal so richtig zu zeigen, was er kann, scheinbar mühelos, als wäre ihm dieses Können nur zugeflogen; als wunderte er sich selbst noch mehr als Jeff Goldblum über die irren Soli, welche die Trompete hier spielt.
Und wenn doch ein Wunsch offen bleibt, dann ist es der: dass Goldblum auf seinem nächsten Album einen Song von Steely Dan covert. "Babylon Sisters" vielleicht?
cls
Jeff Goldblum & The Mildred Snitzer Orchestra: "The Capitol Studio Sessions" (Decca/Universal)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wenn man von Jeff Goldblums vielen Talenten nur das zur Schauspielerei kennt und wenn man dann zum ersten Mal, in der Zeitung, irgendwo im Internet, ein Foto von Goldblum sieht, wie er, grinsend und sichtlich gut gelaunt, an einem Klavier sitzt: Da kann es einem passieren, dass man erst mal denkt, aha, in seinem nächsten Film wird er anscheinend Donald Fagen spielen, so ähnlich sieht er ihm da. Ist natürlich Quatsch, weil Donald Fagen, der Komponist, Sänger, Keyboardspieler und das Meisterhirn der genialen Gruppe Steely Dan heute nur noch Nerds und Fachleuten bekannt ist. Und weil Goldblum Jahrgang 1952 ist, auch nur vier Jahre jünger als Fagen.
In Wahrheit also spielt Goldblum nicht Fagen, sondern Klavier. Jetzt kann man überall lesen, dass er das schon seit Jahren auch öffentlich tut, in Los Angeles, so wie Woody Allen einmal in der Woche in New York Klarinette spielt. Was natürlich die Frage aufwirft, ob Goldblum am Piano gut genug ist, um ein Album aufzunehmen - und wenn man das Album, "The Capitol Studio Sessions" heißt es, dann hört, wird nach spätestens zwei Songs völlig klar, dass das die absolut falsche Frage war. Der zweite Song ist Marvin Gayes "Don't Mess with Mister T.", Goldblum spielt die Akkorde, die vielleicht jeder halbwegs begabte Klavierspieler mit ein wenig Üben irgendwann greifen könnte, aber für den Groove, den das Stück hat, braucht es dann doch Talent, Genie vielleicht. Und dann spielt Till Brönner eines dieser Soli, die leicht, beschwingt, melodisch beginnen und zwischendurch ein unfassbares Tempo und eine nahezu unerreichte Virtuosität gewinnen, und wenn das Stück dann ausklingt, hört man Goldblum sagen: "Till Bronner, oh my God!"
Genauere Angaben zu Goldblums Können erübrigen sich: Er ist gut genug für Till Brönner, er hat einen guten Rhythmus und sehr gute Laune - und dass dieses Album mehr als nur eine fröhliche Jazzplatte ist, die man haben oder auch nicht haben kann: das hat diese Laune als Voraussetzung. Goldblum spielt eben die Sachen, die er mag, und weil er weder die Ambition hat, den Jazz neu zu erfinden, noch die, den Sound der alten Zeit zu rekonstruieren, weil er sich aber anscheinend sehr sicher ist, dass solche Gassenhauer wie "Cantaloupe Island" oder "Caravan" ihm heute noch genug zu sagen haben und genug abverlangen als Musiker: deshalb wirkt dieses Album so heutig, so zeitgemäß, letztlich moderner als der allseits so gelobte Kamasi Washington mit seinen pompösen Soundgebirgen.
Wenn man selber diese Musik mag, dann klingt die Platte wie eine Party, zu der man auch eingeladen ist. Wenn man bei dem Wörtchen Jazz an ernsthafte ältere Herrschaften denkt, die es unter einem Siebenvierteltakt nicht machen und eine Scheu vor allem haben, was grooven und swingen könnte; wenn man also lieber eine Musik auflegt, die jugendlich klingt: dann kann einen der 66-jährige Goldblum vielleicht vom Jazz überzeugen. Sarah Silverman singt im Duett mit Goldblum "Me and My Shadow". Haley Reinhart macht Scherze über "My Baby Just Cares for Me" und singt den alten Hit zugleich so cool, als ob er erst gestern komponiert worden wäre. Imelda May singt "This Bitter Earth" mit großer Intensität. Und immer wieder Till Brönner, der auf seinen Soloplatten ja stets eine große Scheu davor hat, den Leuten mit seiner Virtuosität auf den Wecker zu gehen. Und der sich hier traut, mal so richtig zu zeigen, was er kann, scheinbar mühelos, als wäre ihm dieses Können nur zugeflogen; als wunderte er sich selbst noch mehr als Jeff Goldblum über die irren Soli, welche die Trompete hier spielt.
Und wenn doch ein Wunsch offen bleibt, dann ist es der: dass Goldblum auf seinem nächsten Album einen Song von Steely Dan covert. "Babylon Sisters" vielleicht?
cls
Jeff Goldblum & The Mildred Snitzer Orchestra: "The Capitol Studio Sessions" (Decca/Universal)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main