Produktdetails
- Anzahl: 1 Audio CD
- Erscheinungstermin: 27. März 2009
- Hersteller: 375 Media GmbH / ROUGH TRADE/BEGGARS GROUP / INDIGO,
- EAN: 0883870055628
- Artikelnr.: 26051314
- Herstellerkennzeichnung
- Beggars UK Ltd.
- 375 Media GmbH
- Schachthofstraße 36a
- 21079 Hamburg
- https://375media.com/
CD | |||
1 | Prelude (Track 1 from "THE HAZARDS OF LOVE") | 00:03:04 | |
2 | The Hazards Of Love 1 (The Prettiest Whistles Won't Wrestle The Thistle) | 00:04:18 | |
3 | A Bower Scene | 00:02:08 | |
4 | Won't Want For Love | 00:04:06 | |
5 | The Hazards Of Love 2 (Wager All) | 00:04:25 | |
6 | The Queen's Approach | 00:00:29 | |
7 | Isn't It A Lovely Night? | 00:03:38 | |
8 | The Wanting Comes In Waves / Repaid | 00:06:26 | |
9 | An Interlude (Track 8 from "THE HAZARDS OF LOVE") | 00:01:40 | |
10 | The Rake's Song | 00:03:15 | |
11 | The Abduction Of Margaret | 00:02:06 | |
12 | The Queen's Rebuke / The Crossing | 00:03:56 | |
13 | Annan Water | 00:05:11 | |
14 | Margaret In Captivity | 00:03:07 | |
15 | The Hazards Of Love 3 (Revenge!) | 00:03:21 | |
16 | The Wanting Comes In Waves (Reprise) | 00:01:30 | |
17 | The Hazards Of Love 4 (The Drowned) | 00:05:57 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.05.2009Zauberfeen
Zu viel Brimborium: Die Decemberists verheben sich
Ein Musical sollte es eigentlich werden. Doch Sänger, Gitarrist und Songwriter Colin Meloy musste alsbald feststellen, dass sein Arrangement auf der Bühne nicht funktionieren würde. Stattdessen wurde aus seiner Leidenschaft für balladesken Folk und uferlosen Prog-Rock das fünfte Studioalbum seiner Band The Decemberists, der seit jeher ein Hang zu Theatralik und großer Fabulierkunst anhaftet.
Schon auf dem Vorgängeralbum "The Crane Wife" berief man sich in einigen Kompositionen auf eine japanische Volkssage. Nun ließ sich das Quintett aus Portland für "The Hazards Of Love" offenbar von der gleichnamigen, 1966 erschienenen EP der britischen Folksängerin Anne Briggs inspirieren, um eine lange, vertrackte und märchenhafte Geschichte zu erzählen: von einem Tier, das seine Gestalt verändert; von einer schwangeren, untröstlichen Frau namens Margaret; von derem Geliebten William, der von einer eifersüchtigen Königin des Waldes aufgezogen wurde, und schließlich von einem lüsternen Lotterbuben, der seine drei Kinder, "three little pests", wie sie genannt werden, kaltblütig ermordete und Margaret entführen wird. Ausgerechnet dessen boshafter Auftritt, "The Rake's Song", wird zum eingängigsten Stück des Albums.
Die siebzehn Kompositionen des damit fast überdimensionierten neuen Albums "The Hazards Of Love" gehen teilweise unmerklich ineinander über, wobei eine zarte, akustische Gitarrenzupferei mit Cembalo-Auftakt und Bouzouki-Klängen im nächsten Moment von einem donnernden Hardrock-Intermezzo unterbrochen werden kann. Entsprechend der dramatischen Ausgangsidee treten zu Meloys schneidender Stimme weitere hinzu, so dass etwa die ätherische Becky Stark vom amerikanischen Quartett Lavender Diamond die Margaret mimt, während die Sängerin der Band My Brightest Diamond, Shara Worden, die Königin verkörpert.
Diese Rollenverteilung erleichtert zwar die Orientierung innerhalb der stets aparten und verschrobenen Texte, der von unzähligen Leitmotiven durchzogenen Handlung ist dennoch nur schwer zu folgen, weil die Decemberists schlichtweg zu viel musikalisches Brimborium veranstalten. Ihre knapp einstündige Independent-Oper inklusive seufzendem Streichereinsatz, Akkordeonschunkelei und Kinderchor wirkt daher oft überladen und barock, verkopft und aufdringlich parfümiert. Zwar hat Meloy sein Gespür für herzzerreißende Melodien auch hier nicht verloren, trotzdem gelingen ihm nur selten derart einschmeichelnde und packende Songs wie "The Wanting Comes in Waves / Repaid". Die komplexe literarische Struktur dieses neuerlichen Konzeptalbums mag die geringe Aufmerksamkeitsspanne einer auf Singledownloads fokussierten Generation herausfordern, aber warum in Tolkiens Namen muss es neben den Fährnissen der Liebe in eskapistischer Weise immer auch um Feen im Zauberwald gehen?
Man darf allerdings jetzt schon darauf gespannt sein, wie die Decemberists ihr unfreiwilliges Lesedrama, das am Ende dabei herausgekommen ist, demnächst auf der Konzertbühne inszenieren werden - eigentlich ja ein Ding der Unmöglichkeit.
ALEXANDER MÜLLER.
The Decemberists, The Hazards Of Love. Rough Trade 1517159 (Indigo)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Zu viel Brimborium: Die Decemberists verheben sich
Ein Musical sollte es eigentlich werden. Doch Sänger, Gitarrist und Songwriter Colin Meloy musste alsbald feststellen, dass sein Arrangement auf der Bühne nicht funktionieren würde. Stattdessen wurde aus seiner Leidenschaft für balladesken Folk und uferlosen Prog-Rock das fünfte Studioalbum seiner Band The Decemberists, der seit jeher ein Hang zu Theatralik und großer Fabulierkunst anhaftet.
Schon auf dem Vorgängeralbum "The Crane Wife" berief man sich in einigen Kompositionen auf eine japanische Volkssage. Nun ließ sich das Quintett aus Portland für "The Hazards Of Love" offenbar von der gleichnamigen, 1966 erschienenen EP der britischen Folksängerin Anne Briggs inspirieren, um eine lange, vertrackte und märchenhafte Geschichte zu erzählen: von einem Tier, das seine Gestalt verändert; von einer schwangeren, untröstlichen Frau namens Margaret; von derem Geliebten William, der von einer eifersüchtigen Königin des Waldes aufgezogen wurde, und schließlich von einem lüsternen Lotterbuben, der seine drei Kinder, "three little pests", wie sie genannt werden, kaltblütig ermordete und Margaret entführen wird. Ausgerechnet dessen boshafter Auftritt, "The Rake's Song", wird zum eingängigsten Stück des Albums.
Die siebzehn Kompositionen des damit fast überdimensionierten neuen Albums "The Hazards Of Love" gehen teilweise unmerklich ineinander über, wobei eine zarte, akustische Gitarrenzupferei mit Cembalo-Auftakt und Bouzouki-Klängen im nächsten Moment von einem donnernden Hardrock-Intermezzo unterbrochen werden kann. Entsprechend der dramatischen Ausgangsidee treten zu Meloys schneidender Stimme weitere hinzu, so dass etwa die ätherische Becky Stark vom amerikanischen Quartett Lavender Diamond die Margaret mimt, während die Sängerin der Band My Brightest Diamond, Shara Worden, die Königin verkörpert.
Diese Rollenverteilung erleichtert zwar die Orientierung innerhalb der stets aparten und verschrobenen Texte, der von unzähligen Leitmotiven durchzogenen Handlung ist dennoch nur schwer zu folgen, weil die Decemberists schlichtweg zu viel musikalisches Brimborium veranstalten. Ihre knapp einstündige Independent-Oper inklusive seufzendem Streichereinsatz, Akkordeonschunkelei und Kinderchor wirkt daher oft überladen und barock, verkopft und aufdringlich parfümiert. Zwar hat Meloy sein Gespür für herzzerreißende Melodien auch hier nicht verloren, trotzdem gelingen ihm nur selten derart einschmeichelnde und packende Songs wie "The Wanting Comes in Waves / Repaid". Die komplexe literarische Struktur dieses neuerlichen Konzeptalbums mag die geringe Aufmerksamkeitsspanne einer auf Singledownloads fokussierten Generation herausfordern, aber warum in Tolkiens Namen muss es neben den Fährnissen der Liebe in eskapistischer Weise immer auch um Feen im Zauberwald gehen?
Man darf allerdings jetzt schon darauf gespannt sein, wie die Decemberists ihr unfreiwilliges Lesedrama, das am Ende dabei herausgekommen ist, demnächst auf der Konzertbühne inszenieren werden - eigentlich ja ein Ding der Unmöglichkeit.
ALEXANDER MÜLLER.
The Decemberists, The Hazards Of Love. Rough Trade 1517159 (Indigo)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main