Produktdetails
- Anzahl: 2 Audio CDs
- Erscheinungstermin: 12. Dezember 2003
- Hersteller: POOL MUSIC & MEDIA SERVICE Gmb / MARTIN BUC,
- EAN: 4260031189792
- Artikelnr.: 20157451
CD 1 | |||
1 | Wie Schröder Das Nicht Zum Dauer-Programm Macht | 00:11:38 | |
2 | Dieter Bohlen Meets J. W. Goethe | 00:05:51 | |
3 | Love, L'amour Und Angela Tousjours | 00:05:29 | |
4 | Wie Machen Wir Die Oma Kalt? | 00:08:39 | |
5 | Warum Die Arbeitslosen Ruhig Mal Durchhängen Sollen | 00:03:45 | |
6 | Oskar - Des Schröders Letzte Basis | 00:06:32 | |
7 | Hätt' Ich 'nen Dackel, Hiesse Der Eichel | 00:11:01 | |
8 | Stoiber, Fischer, Koch: So Reiht Sich Loch An Loch | 00:09:03 | |
CD 2 | |||
1 | Ein Gutmensch Schämt Sich | 00:09:48 | |
2 | Wie Elvis Presley Den Anschlag Vom 11. September Plante | 00:06:24 | |
3 | Wie Satan Saddam Bush Den Kriegsgrund Klaute | 00:05:02 | |
4 | Helden - Recycling Von Vietnam Bis Zum Irak | 00:08:28 | |
5 | Böses Blut Für Gutes Öl | 00:07:26 | |
6 | Wie Die DDR Postum Zur Erogenen Zone Wurde | 00:07:28 | |
7 | Zugabe: Der Aufstand Auf Der MS Europa | 00:10:31 |
Frankfurter Allgemeine ZeitungSprung in der Schüssel
Martin Buchholz mit neuem Programm in der "Käs"
Das kann passieren. Ein neues Programm, neue Hoffnung, Aufbruchstimmung im Ensemble und dann: Blackout. Völliger Textausfall. Vor einem Jahr hat die neue Spielzeit im Parlament begonnen, doch das Ensemble kommt nicht in die Gänge. Der Kanzler hat sich bei seinen Versprechen versprochen, Eichel kann nichts versprechen, und das will er jetzt halten. Martin Buchholz ist folglich in bester Gesellschaft an diesem "deutschen Heimatabend" in der Frankfurter "Käs". Schließlich ist auch ihm mal wieder "nüscht eingefallen". Beste Voraussetzungen also, so lehrt die große Politik, für ein neues Programm, denn: "Die Idee hatte der Gerhard Schröder och schon." Und wie dieser hängt der Berliner Kabarettist an seinem Job: "Schmutzige Arbeiten müssen eben erledigt werden. Deshalb steh' ich ja hier."
Darum auch findet einer wie Buchholz nach wie vor sein Publikum. Denn nicht viele in der Kabarettlandschaft der Gegenwart bewältigen diese Aufgabe derart souverän, mit feinen Stichen und groben Hieben, kleineren und größeren Bosheiten und ohne Rücksicht auf Verluste. Buchholz, längst mit dem Deutschen Kleinkunstpreis und dem Deutschen Kabarettpreis ausgezeichnet, gehört zu jenen Kleinkünstlern, die ganz auf das Wort vertrauen, denen Sprache Material ist, in das sie sich mit solcher Lust versenken, daß es aufmerksamer Zuschauer bedarf, um nicht den Faden zu verlieren; die ihr Publikum fordern, statt es für dumm zu verkaufen, und schon das ist im Zeitalter der Comedy nicht wenig.
Wolfgang Neuss und Kurt Tucholsky sind seine immer wieder auch mal zitierten geistigen Väter, und von Aristoteles bis Schopenhauer borgt er sich seine Brücken, um zusammenzubringen, was nicht zusammengehört. Dabei spielt es keine Rolle, daß "The Miesest and the Fiesest of . . .", das Buchholz jetzt als Uraufführung in der "Käs" auf die Bühne brachte, ein aus älteren und neuen Texten gebauter Abend ist. Als Kabarettist vom alten Schlag weiß er, daß so manch alte Nummer noch nach Jahren funktioniert. Buchholz, auch hier ganz Traditionalist, braucht nach wie vor nichts als einen schwarzen Vorhang im Rücken, um in zwei Stunden den Finger in möglichst viele frische wie schlecht vernarbte Wunden zu legen.
Stets hat er sein Publikum fest im Griff, wird es, eben noch ausgelassen oder dezent aufbegehrend, plötzlich mucksmäuschenstill, bevor ein gezielter Hieb allererster Güte gegen Politiker jeglicher Couleur oder maßvolle Publikumsbeschimpfung wieder für befreites Lachen im Saal sorgen. Und wenn er mit seiner "vaterländischen Erektionsschwäche" auf der Suche nach der deutschen Identität von den Römern und dem Limes zum Mauerfall, der Wiedervereinigung zum "germanischen Ursprung" genannten "gemeinsamen Sprung in der Schüssel" der Deutschen hechtet, um schließlich in die semantischen Untiefen des Grundgesetzes einzutauchen ("Eigentlich müßte es ,alle Menschen sind gleich gültig' heißen"), dann klingt das womöglich abenteuerlich, ist aber nicht nur unterhaltsam, sondern auch gekonnt. Und komisch.
CHRISTOPH SCHÜTTE
Weitere Vorstellungen vom 24. bis 26. sowie vom 29. Oktober bis 2. November, jeweils um 20 Uhr, sonntags um 19 Uhr.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Martin Buchholz mit neuem Programm in der "Käs"
Das kann passieren. Ein neues Programm, neue Hoffnung, Aufbruchstimmung im Ensemble und dann: Blackout. Völliger Textausfall. Vor einem Jahr hat die neue Spielzeit im Parlament begonnen, doch das Ensemble kommt nicht in die Gänge. Der Kanzler hat sich bei seinen Versprechen versprochen, Eichel kann nichts versprechen, und das will er jetzt halten. Martin Buchholz ist folglich in bester Gesellschaft an diesem "deutschen Heimatabend" in der Frankfurter "Käs". Schließlich ist auch ihm mal wieder "nüscht eingefallen". Beste Voraussetzungen also, so lehrt die große Politik, für ein neues Programm, denn: "Die Idee hatte der Gerhard Schröder och schon." Und wie dieser hängt der Berliner Kabarettist an seinem Job: "Schmutzige Arbeiten müssen eben erledigt werden. Deshalb steh' ich ja hier."
Darum auch findet einer wie Buchholz nach wie vor sein Publikum. Denn nicht viele in der Kabarettlandschaft der Gegenwart bewältigen diese Aufgabe derart souverän, mit feinen Stichen und groben Hieben, kleineren und größeren Bosheiten und ohne Rücksicht auf Verluste. Buchholz, längst mit dem Deutschen Kleinkunstpreis und dem Deutschen Kabarettpreis ausgezeichnet, gehört zu jenen Kleinkünstlern, die ganz auf das Wort vertrauen, denen Sprache Material ist, in das sie sich mit solcher Lust versenken, daß es aufmerksamer Zuschauer bedarf, um nicht den Faden zu verlieren; die ihr Publikum fordern, statt es für dumm zu verkaufen, und schon das ist im Zeitalter der Comedy nicht wenig.
Wolfgang Neuss und Kurt Tucholsky sind seine immer wieder auch mal zitierten geistigen Väter, und von Aristoteles bis Schopenhauer borgt er sich seine Brücken, um zusammenzubringen, was nicht zusammengehört. Dabei spielt es keine Rolle, daß "The Miesest and the Fiesest of . . .", das Buchholz jetzt als Uraufführung in der "Käs" auf die Bühne brachte, ein aus älteren und neuen Texten gebauter Abend ist. Als Kabarettist vom alten Schlag weiß er, daß so manch alte Nummer noch nach Jahren funktioniert. Buchholz, auch hier ganz Traditionalist, braucht nach wie vor nichts als einen schwarzen Vorhang im Rücken, um in zwei Stunden den Finger in möglichst viele frische wie schlecht vernarbte Wunden zu legen.
Stets hat er sein Publikum fest im Griff, wird es, eben noch ausgelassen oder dezent aufbegehrend, plötzlich mucksmäuschenstill, bevor ein gezielter Hieb allererster Güte gegen Politiker jeglicher Couleur oder maßvolle Publikumsbeschimpfung wieder für befreites Lachen im Saal sorgen. Und wenn er mit seiner "vaterländischen Erektionsschwäche" auf der Suche nach der deutschen Identität von den Römern und dem Limes zum Mauerfall, der Wiedervereinigung zum "germanischen Ursprung" genannten "gemeinsamen Sprung in der Schüssel" der Deutschen hechtet, um schließlich in die semantischen Untiefen des Grundgesetzes einzutauchen ("Eigentlich müßte es ,alle Menschen sind gleich gültig' heißen"), dann klingt das womöglich abenteuerlich, ist aber nicht nur unterhaltsam, sondern auch gekonnt. Und komisch.
CHRISTOPH SCHÜTTE
Weitere Vorstellungen vom 24. bis 26. sowie vom 29. Oktober bis 2. November, jeweils um 20 Uhr, sonntags um 19 Uhr.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main