Produktdetails
- Anzahl: 2 Audio CDs
- Erscheinungstermin: 1. Oktober 2021
- Hersteller: Inside Outmusic / Sony Music Entertainment,
- EAN: 0194398788326
- Artikelnr.: 62285318
CD 1 | |||
1 | The Ice Bridge | 00:07:01 | |
2 | Dare to Know | 00:06:00 | |
3 | Minus the Man | 00:05:35 | |
4 | Leave Well Alone | 00:08:06 | |
5 | The Western Edge | 00:04:26 | |
6 | Future Memories | 00:05:08 | |
7 | Music to My Ears | 00:04:41 | |
8 | A Living Island | 00:06:52 | |
CD 2 | |||
1 | Sister Sleeping Soul | 00:04:51 | |
2 | Mystery Tour | 00:03:33 | |
3 | Damaged World | 00:05:20 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.10.2021Solides Alterswerk
Yes sind auf "The Quest" ohne Gründer
Früher war das Alterswerk von Popmusikern langweilig. Das lag nicht daran, dass die Musiker alt waren, sondern dass sie aus einer Zeit stammten, die komplett erzählt war. Also keine interessanten neuen Scheiben gereifter Everly Brothers oder eines Chuck Berry mit grauen Schläfen. Das änderte sich mit dem Moment, in dem fantastische Songschreiber vom Schlage eines Dylan, McCartney oder Dr. John das Rentenalter erreichten. Beatle Paul schuf mit "New" vor acht Jahren ein Werk, das als eine der besten Britpop-Platten gelten müsste, wäre diese Kategorie nicht unter der Würde eines Ritters der britischen Majestät. Mit Mitte fünfzig hat sich Bob Dylan wiedergefunden und seither auch nicht mehr verloren. Und Dr. John hat vor seinem Tod eine eindrucksvolle Trilogie ("Mercenary"/"Tribal"/"Locked Down") hinterlassen. David Bowie und Deep Purple sind weitere Beispiele gelungener Alterswerke.
Wenn nun die Band Yes, neben Genesis und King Crimson die prototypische britische Progrockband, mit "The Quest" ihr zweiundzwanzigstes Studioalbum veröffentlicht, besteht die Hoffnung, noch einmal einen herauszuhauen. Aber wer ist überhaupt diese Yes-Formation? Das war in dieser Band immer etwas kompliziert. Einzige Konstante seit dem Start in London 1968 war Chris Squire. Der Mitgründer, einer der virtuosesten Bassisten der Rockgeschichte, hat den Bandnamen durch alle Personalquerelen hindurch aufrechterhalten und mit siebzehn verschiedenen Musikern eigene Yes-Inkarnationen aufleben lassen. Von "Time and a Word" über "Roundabout" bis zu "Owner of a Lonely Heart" und darüber hinaus.
Doch Squire ist 2015 an Leukämie gestorben. Geblieben sind der Gitarrist Steve Howe und der Drummer Alan White, die auch in glorreichen Zeiten der Siebziger dabei waren. Geoff Downes, Keyboarder mit etwas späterem Einstieg, und die relativen Neulinge Jon Davison (Gesang) und Billy Sherwood ergänzen das Quintett. Parallel dazu existierte ein alternativer Freundeskreis um Gründungsmitglied und Sänger Jon Anderson und den legendären Keyboarder Rick Wakeman, der sich aber durch seine Unbeständigkeit über fünf Jahrzehnte nicht nach der Ursprungsband benennen darf.
Ist es nun ein aufregendes Alterswerk oder ein Aufguss ohne den toten Veteranen, der alles zusammenhielt? "The Quest" ist ein Album geworden, das nicht unter das durchschnittliche Level der Yes-Veröffentlichungen fällt, aber auch nicht heraussticht. Geniestreiche à la "Close to the Edge" oder "Heart of the Sunrise" lassen sich schwer übertrumpfen. Howes Gitarre mäandert herrlich wie eh und je, White und Downes sind routinierte Progrocker, die mit einigem Können den nötigen Bombast herbeitrommeln und -orgeln können. Und Davison teilt mit dem abwesenden Anderson nicht nur den Vornamen, sondern auch die feminine Stimmfärbung. Das alles wirkt nicht bemüht, wenn auch die Synthie-Fanfare zu Beginn einen Schreck auslöst. Das achtminütige "Leave Well Alone" ist zum Beispiel ein sehr würdiger Moment.
Andererseits fragt man sich als Musikkonsument, wozu man nun noch ein zweiundzwanzigstes Yes-Album anschaffen sollte, wenn gleichzeitig eine jüngere Generation Prog-Verehrer von Sigur Rós über The Mars Volta bis zu . . . And You Will Know Us by the Trail of Dead längst zeitgenössischere Spielformen gefunden haben? Was diesen (mit Ausnahme Stephen Wilsons) im Vergleich abgeht, ist das filigrane Spiel der sehr talentierten Instrumentalisten. Der technisch ausgereifte vielstimmige Gesang, das variantenreiche Gitarrenspiel, das durch ruhigere wie lautere Passagen hindurch trägt, dazu die schon angesprochene dynamische Begleitung an Drums und Tasten sprachen schon immer für die Band. Ein beeindruckendes Alterswerk im Sinne eines unerwarteten Paukenschlags aber ist "The Quest" sicherlich nicht. Vielleicht kommen einige schöne Stunden bei Liveauftritten hinzu, aber die elektrisierende Wirkung, die gerade die Wiedervereinigung der drei Genesis-Musiker auslöst, wird das nicht haben. Dafür ist die Bandgeschichte zu unübersichtlich und die zentrale Figur nun nicht mehr dabei. PHILIPP KROHN
Yes: "The Quest".
Inside Out Music 194398788326 (Sony)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Yes sind auf "The Quest" ohne Gründer
Früher war das Alterswerk von Popmusikern langweilig. Das lag nicht daran, dass die Musiker alt waren, sondern dass sie aus einer Zeit stammten, die komplett erzählt war. Also keine interessanten neuen Scheiben gereifter Everly Brothers oder eines Chuck Berry mit grauen Schläfen. Das änderte sich mit dem Moment, in dem fantastische Songschreiber vom Schlage eines Dylan, McCartney oder Dr. John das Rentenalter erreichten. Beatle Paul schuf mit "New" vor acht Jahren ein Werk, das als eine der besten Britpop-Platten gelten müsste, wäre diese Kategorie nicht unter der Würde eines Ritters der britischen Majestät. Mit Mitte fünfzig hat sich Bob Dylan wiedergefunden und seither auch nicht mehr verloren. Und Dr. John hat vor seinem Tod eine eindrucksvolle Trilogie ("Mercenary"/"Tribal"/"Locked Down") hinterlassen. David Bowie und Deep Purple sind weitere Beispiele gelungener Alterswerke.
Wenn nun die Band Yes, neben Genesis und King Crimson die prototypische britische Progrockband, mit "The Quest" ihr zweiundzwanzigstes Studioalbum veröffentlicht, besteht die Hoffnung, noch einmal einen herauszuhauen. Aber wer ist überhaupt diese Yes-Formation? Das war in dieser Band immer etwas kompliziert. Einzige Konstante seit dem Start in London 1968 war Chris Squire. Der Mitgründer, einer der virtuosesten Bassisten der Rockgeschichte, hat den Bandnamen durch alle Personalquerelen hindurch aufrechterhalten und mit siebzehn verschiedenen Musikern eigene Yes-Inkarnationen aufleben lassen. Von "Time and a Word" über "Roundabout" bis zu "Owner of a Lonely Heart" und darüber hinaus.
Doch Squire ist 2015 an Leukämie gestorben. Geblieben sind der Gitarrist Steve Howe und der Drummer Alan White, die auch in glorreichen Zeiten der Siebziger dabei waren. Geoff Downes, Keyboarder mit etwas späterem Einstieg, und die relativen Neulinge Jon Davison (Gesang) und Billy Sherwood ergänzen das Quintett. Parallel dazu existierte ein alternativer Freundeskreis um Gründungsmitglied und Sänger Jon Anderson und den legendären Keyboarder Rick Wakeman, der sich aber durch seine Unbeständigkeit über fünf Jahrzehnte nicht nach der Ursprungsband benennen darf.
Ist es nun ein aufregendes Alterswerk oder ein Aufguss ohne den toten Veteranen, der alles zusammenhielt? "The Quest" ist ein Album geworden, das nicht unter das durchschnittliche Level der Yes-Veröffentlichungen fällt, aber auch nicht heraussticht. Geniestreiche à la "Close to the Edge" oder "Heart of the Sunrise" lassen sich schwer übertrumpfen. Howes Gitarre mäandert herrlich wie eh und je, White und Downes sind routinierte Progrocker, die mit einigem Können den nötigen Bombast herbeitrommeln und -orgeln können. Und Davison teilt mit dem abwesenden Anderson nicht nur den Vornamen, sondern auch die feminine Stimmfärbung. Das alles wirkt nicht bemüht, wenn auch die Synthie-Fanfare zu Beginn einen Schreck auslöst. Das achtminütige "Leave Well Alone" ist zum Beispiel ein sehr würdiger Moment.
Andererseits fragt man sich als Musikkonsument, wozu man nun noch ein zweiundzwanzigstes Yes-Album anschaffen sollte, wenn gleichzeitig eine jüngere Generation Prog-Verehrer von Sigur Rós über The Mars Volta bis zu . . . And You Will Know Us by the Trail of Dead längst zeitgenössischere Spielformen gefunden haben? Was diesen (mit Ausnahme Stephen Wilsons) im Vergleich abgeht, ist das filigrane Spiel der sehr talentierten Instrumentalisten. Der technisch ausgereifte vielstimmige Gesang, das variantenreiche Gitarrenspiel, das durch ruhigere wie lautere Passagen hindurch trägt, dazu die schon angesprochene dynamische Begleitung an Drums und Tasten sprachen schon immer für die Band. Ein beeindruckendes Alterswerk im Sinne eines unerwarteten Paukenschlags aber ist "The Quest" sicherlich nicht. Vielleicht kommen einige schöne Stunden bei Liveauftritten hinzu, aber die elektrisierende Wirkung, die gerade die Wiedervereinigung der drei Genesis-Musiker auslöst, wird das nicht haben. Dafür ist die Bandgeschichte zu unübersichtlich und die zentrale Figur nun nicht mehr dabei. PHILIPP KROHN
Yes: "The Quest".
Inside Out Music 194398788326 (Sony)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main