Produktdetails
- Anzahl: 1 Audio CD
- Erscheinungstermin: 27. Januar 2012
- Hersteller: ROUGH TRADE / City Slang,
- EAN: 4250506803285
- Artikelnr.: 34527283
CD | |||
1 | Clear Eye Clouded Mind | 00:03:40 | |
2 | Waiting For Something | 00:03:35 | |
3 | When I Was Young | 00:05:18 | |
4 | Jules And Jim | 00:04:24 | |
5 | The Moon Is Calling | 00:03:08 | |
6 | Teenage Dreams | 00:03:47 | |
7 | Looking Through | 00:03:59 | |
8 | Let The Fight Do The Fighting | 00:03:16 | |
9 | No Snow On The Mountain | 00:04:03 | |
10 | The Future | 00:03:01 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.05.2012Lebenskrisenstolperer und Gegenwartsverweigerer
Generation Greenberg: Nada Surf suchen verlorene Zeit
Von Thorsten Gräbe
Attraktivität ist alles. Um den größten Fisch im Teich zu angeln, musst du so attraktiv sein wie möglich. Achte auf makellose und saubere Haare. Solchen Rat gab Matthew Caws der Jugend in "Popular", dem Hit seiner Band Nada Surf. Für den amerikanischen College-Rock der Neunziger war das satirische Motivations-Mantra ein Meilenstein wie die Nerd-Bekenntnisse zu Kiss-Postern und zwölfseitigen Rollenspielwürfeln, die Rivers Cuomo bei Weezer sang.
Dem charmant krachigen Debüt "High/Low" (1996) folgten von "The Proximity Effect" (1998) bis "Lucky" (2008) vier Alben, mit denen Caws, Bassist Daniel Lorca und Drummer Ira Elliot zu einem mal energischen, mal elegischen Gitarrenpop fanden. Schön und traurig wie Salinger-Storys erzählten die Songs von Menschen, die zwischen Zuversicht und Zweifel meistens zum zweiten neigen und die in Filmen gespielt werden müssten von Owen Wilson oder Ben Stiller, etwa so, wie Stiller in "Greenberg" die Titelfigur spielt: als Lebenskrisenstolperer und Gegenwartsverweigerer, der mit Anfang vierzig noch nicht über die gescheiterten Beziehungs- und Bandträume seiner Studienzeit hinweg ist.
Auf "The Stars Are Indifferent To Astronomy", dem neuen Album von Nada Surf, heißt es in einem Refrain: "It's never too late for teenage dreams". Vielleicht muss man die drei Mitt- bis Spätvierziger zur "Generation Greenberg" zählen, zumal nicht nur das verhalten optimistische "Teenage Dreams" davon handelt, was die Erinnerung mit einem macht. "Let the Fight Do the Fighting" malt einen Moment des Glücks - trunkenes Herumalbern auf nachtleerer Straße -, der sich als vergangen erweist; mit Cello und Trompete biegt der sentimentale Dreiminüter gen Gegenwart ab.
Als weiterer Gitarrist ergänzt Doug Gillard, einst bei Guided By Voices, das Trio. Der geschwinde Auftakt "Clear Eye Clouded Mind" scheint sogar die Pronomen zu beschleunigen, wenn Caws sie Zeile um Zeile nach vorn zieht: "Of course I'm supposed to work I / come from the hills I / find and eat food I" - et cetera. Auch "Waiting for Something" und "Looking Through" tragen dazu bei, dass es nach dem blassen, irgendwie beliebigen "Lucky" diesmal dringlicher zugeht.
"Let Go" (2002) bleibt die beste Platte, an die hier "When I Was Young" erinnert, das Caws zart zur Gitarre beginnt, ehe sich Schlagzeug und Bass dazuschleichen und das Stück zur großen, sehnsüchtigen Gitarrengeste ausholt wie damals der neonschimmernde Barheuler "Killian's Red". Bei "Looking Through" klingt "Hyperspace" an, vom schwierigen zweiten Album "The Proximity Effect", das die Plattenfirma in Amerika nicht veröffentlichte, weil sie darauf keinen Nachfolgehit zu "Popular" hörte.
Dass es Nada Surf, 1992 gegründet, trotz der Label-Scherereien seit zwanzig Jahren gibt, lässt manche Anleihe beim eigenen Werk verzeihen. Andere Gruppen wollen einem zu solchen Anlässen bloß Lieder verkaufen, die man eh schon hat, und packen alibihalber ein, zwei Füllstücke dazu, entweder schnell noch gestrickt oder dunnemals liegengeblieben und nun kurz aufgebügelt. Insofern wäre "The Stars Are Indifferent To Astronomy" ein Best-of-Album eigener Art: ganz aus neuen Liedern nämlich.
Nada Surf, The Stars Are Indifferent To Astronomy.
City Slang 50010 (Universal)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Generation Greenberg: Nada Surf suchen verlorene Zeit
Von Thorsten Gräbe
Attraktivität ist alles. Um den größten Fisch im Teich zu angeln, musst du so attraktiv sein wie möglich. Achte auf makellose und saubere Haare. Solchen Rat gab Matthew Caws der Jugend in "Popular", dem Hit seiner Band Nada Surf. Für den amerikanischen College-Rock der Neunziger war das satirische Motivations-Mantra ein Meilenstein wie die Nerd-Bekenntnisse zu Kiss-Postern und zwölfseitigen Rollenspielwürfeln, die Rivers Cuomo bei Weezer sang.
Dem charmant krachigen Debüt "High/Low" (1996) folgten von "The Proximity Effect" (1998) bis "Lucky" (2008) vier Alben, mit denen Caws, Bassist Daniel Lorca und Drummer Ira Elliot zu einem mal energischen, mal elegischen Gitarrenpop fanden. Schön und traurig wie Salinger-Storys erzählten die Songs von Menschen, die zwischen Zuversicht und Zweifel meistens zum zweiten neigen und die in Filmen gespielt werden müssten von Owen Wilson oder Ben Stiller, etwa so, wie Stiller in "Greenberg" die Titelfigur spielt: als Lebenskrisenstolperer und Gegenwartsverweigerer, der mit Anfang vierzig noch nicht über die gescheiterten Beziehungs- und Bandträume seiner Studienzeit hinweg ist.
Auf "The Stars Are Indifferent To Astronomy", dem neuen Album von Nada Surf, heißt es in einem Refrain: "It's never too late for teenage dreams". Vielleicht muss man die drei Mitt- bis Spätvierziger zur "Generation Greenberg" zählen, zumal nicht nur das verhalten optimistische "Teenage Dreams" davon handelt, was die Erinnerung mit einem macht. "Let the Fight Do the Fighting" malt einen Moment des Glücks - trunkenes Herumalbern auf nachtleerer Straße -, der sich als vergangen erweist; mit Cello und Trompete biegt der sentimentale Dreiminüter gen Gegenwart ab.
Als weiterer Gitarrist ergänzt Doug Gillard, einst bei Guided By Voices, das Trio. Der geschwinde Auftakt "Clear Eye Clouded Mind" scheint sogar die Pronomen zu beschleunigen, wenn Caws sie Zeile um Zeile nach vorn zieht: "Of course I'm supposed to work I / come from the hills I / find and eat food I" - et cetera. Auch "Waiting for Something" und "Looking Through" tragen dazu bei, dass es nach dem blassen, irgendwie beliebigen "Lucky" diesmal dringlicher zugeht.
"Let Go" (2002) bleibt die beste Platte, an die hier "When I Was Young" erinnert, das Caws zart zur Gitarre beginnt, ehe sich Schlagzeug und Bass dazuschleichen und das Stück zur großen, sehnsüchtigen Gitarrengeste ausholt wie damals der neonschimmernde Barheuler "Killian's Red". Bei "Looking Through" klingt "Hyperspace" an, vom schwierigen zweiten Album "The Proximity Effect", das die Plattenfirma in Amerika nicht veröffentlichte, weil sie darauf keinen Nachfolgehit zu "Popular" hörte.
Dass es Nada Surf, 1992 gegründet, trotz der Label-Scherereien seit zwanzig Jahren gibt, lässt manche Anleihe beim eigenen Werk verzeihen. Andere Gruppen wollen einem zu solchen Anlässen bloß Lieder verkaufen, die man eh schon hat, und packen alibihalber ein, zwei Füllstücke dazu, entweder schnell noch gestrickt oder dunnemals liegengeblieben und nun kurz aufgebügelt. Insofern wäre "The Stars Are Indifferent To Astronomy" ein Best-of-Album eigener Art: ganz aus neuen Liedern nämlich.
Nada Surf, The Stars Are Indifferent To Astronomy.
City Slang 50010 (Universal)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main