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Produktdetails
Trackliste
LP 1
1Born to lose00:04:01
2I know how to die00:03:20
3Get back in line00:03:36
4Devil's In My Head00:04:21
5Rock 'n' roll music00:04:25
LP 2
1Waiting for the snake00:03:42
2Brotherhood of man00:05:16
3Outlaw00:03:31
4I know what you need00:02:58
5Bye bye bitch bye bye00:04:04
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.12.2010

Lauter die Glocken
Motörhead machen wieder mächtigen Rock'n'Roll

Los Angeles liegt im Sterben. Ursache war eine Art schleichender Suizid: Die Stadt, die einmal das Prädikat "Rock Capital" verliehen bekam und davon seltsamerweise noch immer zehrt, hofierte einst ein paar der prächtigsten Exemplare aus dem Figurenfundus der modernen Pop- und vor allem Rockindustrie. Aber über allem Siechtum thront Ian "Lemmy" Kilmister, Bassist und Sänger der Band Motörhead. Der Wahl-Kalifornier (eigentlich kommt er, wie Robbie Williams, aus Stoke-on-Trent, England), der angeblich immer noch in einem Zwei-Zimmer-Apartment gegenüber dem Rainbow Bar & Grill wohnt, vereint viele Figuren aus dem etwas begrenzten Rock'n'Roll-Kabinett als gewaltiger Superlativ: der meiste Bourbon, die meisten Frauen, die härtesten Drogen, die lautesten Konzerte.

Ausgerechnet er hat mit Motörhead nun wieder ein Album herausgebracht, das als Herzschrittmacher für die LA-Szene fungieren könnte: "The Wörld Is Yours" ist, nun, da lässt sich einfach nicht drum herum reden, ein Motörhead-Album. Rock 'n' Roll also. Röck 'n' Roll auch - wenn's denn sein muss. Schnell jedenfalls, hart, dreckig, punkig und balladenfrei. Musik, die so nur an einem aufgedunsenen Ort wie Los Angeles entstehen kann. Die Songs tragen sinnfällige Titel wie "Born to Lose" (großer Auftaktprügler), "I Know How to Die" (großer Folgeprügler), "Brotherhood Of Man", "Outlaw" (beides große Mittelprügler) oder "Bye Bye Bitch Bye Bye" (Finale, prügelt auch). Die Melodien klingen wie eine Ladung rostigen Altmetalls in einem Betonmischer, die Gitarrenriffs und -soli waren das letzte Mal Ende der Achtziger modern. Grauenhaft, sollte man meinen. Tatsächlich ist "The Wörld Is Yours" ein mächtiges Rock 'n' Roll-Album und verschließt sich damit Fragen nach avantgardistischer Klangästhetik, kompositorischer Fortschrittlichkeit oder kluger Melodieführung. Groß wird die Musik, wenn sie die Kraft entwickelt, alle theoretischen Traktate mit einem einzigen wuchtigen Akkord wegzufegen. Und genau das gelingt. Das Album zeichnet sich durch den unbedingten Willen, den unbändigen Drang aus, die Nische "Everything louder than everything else" zu behaupten.

Das ist in seiner Präpotenz natürlich redundant oder reaktionär. Das verströmt mehr Testosteron als ein Rudel Australier auf dem Oktoberfest. Und selbstverständlich wirkt Lemmy gelegentlich wie ein alternder Tanzbär, wenn er skandiert, dass Rock 'n' Roll "die wahre Religion" sei. Aber wenn man überhaupt noch jemandem die Platitüden über Alkohol, Sex, Gewalt und Hass (die Themen dieses wie jedes anderen Motörhead-Albums) abnimmt, dann ihm.

Ob Lemmy Kilmister, der an Heiligabend fünfundsechzig wird, nun tatsächlich nur das macht, was er will, oder ob er seine Kunstfigur einfach nur bis zur Gänze ausspielt, ist dabei unerheblich. Ein Retter muss nicht unbedingt echt sein. Seine symbolische Kraft reicht aus.

JAKOB BIAZZA.

Motörhead, The Wörld Is Yours.

EMI 4984354

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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