Produktdetails
- Anzahl: 1 Audio CD
- Erscheinungstermin: 20. Januar 2012
- Hersteller: Harmonia Mundi GmbH / INTAKT REC,
- EAN: 7640120192006
- Artikelnr.: 34539506
- Herstellerkennzeichnung
- helikon harmonia mundi GmbH
- Zippelhaus 5a
- 20457 Hamburg
- HMGermany@pias.com
CD | |||
1 | To whom it may concern | 00:10:47 | |
2 | Hüben Ohne Drüben | 00:04:39 | |
3 | Scratching at the Tonhalle | 00:04:52 | |
4 | Jungle beat 3 - The train and the river | 00:05:49 | |
5 | Homage to Don Cherry | 00:03:59 | |
6 | Ida Lupino | 00:03:48 | |
7 | Four in one | 00:02:51 | |
8 | Bleu foncé | 00:04:18 | |
9 | Xaba | 00:04:24 | |
10 | Final ending | 00:05:50 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.04.2012Revolte, Utopie, Wagnis
Zürcher Solo-Triumph der Jazzpianistin Irène Schweizer
Von Ulrich Olshausen
Irène Schweizer ist Schweizerin und seit einem knappen halben Jahrhundert das sympathischste Aushängeschild des schweizerischen Jazz. So weit die Ortsbestimmung. Mit unzähmbarer Neugier hat sich die aus Schaffhausen stammende Pianistin auf die Herausforderungen des großen Umbruchs im amerikanischen Jazz der sechziger Jahre eigene Reime gemacht. Mit vielen Musikern, auch amerikanischen, hat sie den neuen Freiheiten Struktur gegeben, sie hat mitgewirkt bei der Gründung von Schallplattenfirmen und Festivals, war treibende Kraft in jeder Art von Experiment, Ansprechpartnerin auf allen einschlägigen Konzerten des Kontinents. "Unerschöpfliche Spielfreude" und "wilde Wagnisse" wurden ihr attestiert, gefeiert wurde sie als Mitglied des inneren Kreises der Berliner Free Music Production - "die 1968 als europäisches Echo auf die musikalische Befreiung des amerikanischen schwarzen Free Jazz entstand und aus dem riesigen Ideenvorrat an Emanzipation, Revolte und Utopie schöpfte", wie es Patrik Landolt beschreibt, ihr heutiger Produzent.
Dieser Tage wird Irène Schweizer einundsiebzig, und was sie auf ihren aktuellen CDs demonstriert, nennen wir mal Lebensstil: eine betörende, wundervolle Bilanz endloser Erfahrungen und Vorlieben, von Wanderungen und Rastplätzen. Man wird diesen Stil wohl ebenso gewachsener Weisheit zuschreiben können, wie der Erkenntnis, dass es längst keine Speerspitze einer avantgardistischen Entwicklung mehr gibt, nur unübersichtlich viele Verzweigungen. "Man könnte sagen, dass ich heute eine Vielzahl musikalischer Materialien vom freien Spiel aus interpretiere", so Schweizer. Das ist jetzt nachzuhören im Mitschnitt des triumphalen Solokonzertes, das sie letztes Jahr in der Tonhalle Zürich gab: "To Whom It May Concern". Mit höchstem Unterhaltungswert werden hier scheinbar disparate Elemente künstlerisch logisch an- und ineinander gefügt. Spielt da Arnold Schönberg den Blues? Überlegt sich Bach das nächste Fugenthema? Will Erroll Garner auch mal an sich erinnern? Schmollt Cecil Taylor, weil sein Einfluss nicht mehr so dominant ist wie am Anfang von Schweizers Karriere? Sanft-respektvoll geht sie mit Fremdkompositionen von Thelonious Monk, Carla Bley, Dollar Brand und anderen um. Auf dem Gebiet der großen Solo-Performer des Jazzklaviers liegt sie hier neben Keith Jarrett, aber nicht in derselben Schublade!
Und eine neue Ensemble-CD von Irène Schweizer gibt es auch noch: Im European Quartet ihres Landsmannes, des Saxophonisten Jürg Wickihalder, spielt sie ihre Fähigkeiten hitzig antreibender Dialoge, zarter Kommentare mit Furor und Feingefühl aus ("Jump"/Intakt). Hier darf sie auch mal ganz normal über konventioneller Rhythmusgruppe swingen.
Irène Schweizer, To Whom It May Concern.
Intakt 200 (harmonia mundi)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Zürcher Solo-Triumph der Jazzpianistin Irène Schweizer
Von Ulrich Olshausen
Irène Schweizer ist Schweizerin und seit einem knappen halben Jahrhundert das sympathischste Aushängeschild des schweizerischen Jazz. So weit die Ortsbestimmung. Mit unzähmbarer Neugier hat sich die aus Schaffhausen stammende Pianistin auf die Herausforderungen des großen Umbruchs im amerikanischen Jazz der sechziger Jahre eigene Reime gemacht. Mit vielen Musikern, auch amerikanischen, hat sie den neuen Freiheiten Struktur gegeben, sie hat mitgewirkt bei der Gründung von Schallplattenfirmen und Festivals, war treibende Kraft in jeder Art von Experiment, Ansprechpartnerin auf allen einschlägigen Konzerten des Kontinents. "Unerschöpfliche Spielfreude" und "wilde Wagnisse" wurden ihr attestiert, gefeiert wurde sie als Mitglied des inneren Kreises der Berliner Free Music Production - "die 1968 als europäisches Echo auf die musikalische Befreiung des amerikanischen schwarzen Free Jazz entstand und aus dem riesigen Ideenvorrat an Emanzipation, Revolte und Utopie schöpfte", wie es Patrik Landolt beschreibt, ihr heutiger Produzent.
Dieser Tage wird Irène Schweizer einundsiebzig, und was sie auf ihren aktuellen CDs demonstriert, nennen wir mal Lebensstil: eine betörende, wundervolle Bilanz endloser Erfahrungen und Vorlieben, von Wanderungen und Rastplätzen. Man wird diesen Stil wohl ebenso gewachsener Weisheit zuschreiben können, wie der Erkenntnis, dass es längst keine Speerspitze einer avantgardistischen Entwicklung mehr gibt, nur unübersichtlich viele Verzweigungen. "Man könnte sagen, dass ich heute eine Vielzahl musikalischer Materialien vom freien Spiel aus interpretiere", so Schweizer. Das ist jetzt nachzuhören im Mitschnitt des triumphalen Solokonzertes, das sie letztes Jahr in der Tonhalle Zürich gab: "To Whom It May Concern". Mit höchstem Unterhaltungswert werden hier scheinbar disparate Elemente künstlerisch logisch an- und ineinander gefügt. Spielt da Arnold Schönberg den Blues? Überlegt sich Bach das nächste Fugenthema? Will Erroll Garner auch mal an sich erinnern? Schmollt Cecil Taylor, weil sein Einfluss nicht mehr so dominant ist wie am Anfang von Schweizers Karriere? Sanft-respektvoll geht sie mit Fremdkompositionen von Thelonious Monk, Carla Bley, Dollar Brand und anderen um. Auf dem Gebiet der großen Solo-Performer des Jazzklaviers liegt sie hier neben Keith Jarrett, aber nicht in derselben Schublade!
Und eine neue Ensemble-CD von Irène Schweizer gibt es auch noch: Im European Quartet ihres Landsmannes, des Saxophonisten Jürg Wickihalder, spielt sie ihre Fähigkeiten hitzig antreibender Dialoge, zarter Kommentare mit Furor und Feingefühl aus ("Jump"/Intakt). Hier darf sie auch mal ganz normal über konventioneller Rhythmusgruppe swingen.
Irène Schweizer, To Whom It May Concern.
Intakt 200 (harmonia mundi)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main