Produktdetails
- Anzahl: 1 Audio CD
- Erscheinungstermin: 3. Juni 2004
- Hersteller: Bertus Musikvertrieb GmbH / YEP ROC,
- EAN: 0634457203327
- Artikelnr.: 20043044
- Herstellerkennzeichnung
- Bertus Musikvertrieb
- Akeleibaan 59
- 2908 KA Capelle aan den Ijssel, NL
- service@bertus.com
CD | |||
1 | 14 Shades of Green | ||
2 | Kierkegaard | ||
3 | Sound You Hear | ||
4 | Insomnia | ||
5 | Ride | ||
6 | In Spanish Harlem | ||
7 | And I Love Her | ||
8 | Alive | ||
9 | K Jam | ||
10 | Travels in the South | ||
11 | There's a Love | ||
12 | Leap of Faith |
Süd bei Südwest: Chris Stamey meldet sich entspannt zurück
Der Mann rief sie heim nach Chapel Hill in North Carolina, und alle kamen: Ryan Adams, die Country-Pop-Newcomerin Tift Merrit, Ex-"REM"-Produzent Don Dixon und Ben Folds, der seinem Trio "Ben Folds Five" kurz den Rücken kehrte, um auch Pate zu stehen bei der musikalischen Wiedergeburt des Solokünstlers Chris Stamey. Allesamt mehr oder weniger stark in Stameys amerikanischer Heimat North Carolina verwurzelte Mitspieler, die mit dabeisein wollten, wenn die Singer-Songwriter-Vaterfigur nach viel zu langer Pause mit dem Album "Travels In The South" zum Aufbruch in musikalisch sonnigere Gefilde bläst.
Jahrelang hatte Stamey sich nämlich in lichtarmen Studios hinters Mischpult verschanzt, um den Produktionen von "Thad Cockrell", "Hazeldine" oder Ryan Adams' Ex-Band "Whiskeytown" den letzten Schliff zu verpassen. Doch nun, mehr als zehn Jahre nach seinem letzten Album "Fireworks", meldet sich einer der Großen des sogenannten Alternativ-Pop zurück. Und der Amerikaner, der Anfang der achtziger Jahre als Mitstreiter der Formation "The Db's" aufhorchen ließ und sich zudem als kongenialer "Mavericks"-Partner von Peter Holsapple in die Jahrbücher des Pop musizierte, überrascht mit zwölf ausgereiften, wunderbar entspannten Liedern, Aufnahmen, deren Spektrum von Reminiszenzen an Brion Wilson bis zu Steve Winwood und den "Beatles" reicht.
Dabei gibt Stamey, zusätzlich unterstützt von seiner Hausband um Jan Gunderman und Jon Wurster, von der ersten Sekunde an mächtig Gas: Das Geräusch eines vorüberdonnernden Jets fegt durch die Gehörgänge, "14 Shades of Green", der knackig treibende Auftaktsong, zeigt an, wo es auf den folgenden gut fünfzig Minuten langgeht: Richtung Power-Pop der Marke "unfrisiert". So frönt Samey, der sich als ebenso exzellenter wie spielfreudiger Solo-Gitarrist erweist, angespornt von seinen illustren Mitstreitern, ganz seiner Vorliebe für zupackenden, schnörkellosen Rock-Pop. Dieser Umstand verleiht dem Album eine rauhe wilde Schönheit, die sich in dem forcierten, an die Allstar-Combo "Travelling Wilburys" erinnernden "The Sound You Hear" ebenso offenbart wie in dem schäumenden "Ride". Doch der mittlerweile Fünfzigjährige, dessen eigentümlich junge, klare Stimme einem Stück wie dem an den gleichnamigen Beatles-Klassiker gemahnenden "And I Love Her" seinen fast zuckrigen, watteweichen Schmelz verleiht, kann auch anders. So tritt in dem nachdenklich-verhaltenen "In Spanish Harlem" augenblicklich alles Rockige hinter eine traumverloren gezupfte Akustikgitarre zurück, bis Stameys fragendes Organ sich darüber erhebt, ein lässig geklimpertes Jazz-Piano den Aufbruch signalisiert und das an den alten, gleich betitelten Phil-Spector-Song erinnernde Stück ins Rollen kommt.
So mischt der alte Fuchs Stamey Soul-, Jazz- und samtige Balladenversatzstücke mit kernigem West-Coast-Rock zu einem virtuos arrangierten Album, das ganz ungeniert mal den Schmusekurs wie in dem lagerfeuertauglichen Titelstück fährt, mal den durch stürmische Klanggewitter. Das Rückcover signalisiert als Reiseziel einen wolkenlos blauen Himmel. Kein schlechter Ort für einen, der die Fähigkeit zur Langmut hat.
PETER HENNING.
Chris Stamey, Travels In The South. Yep Roc Records/Yep 2033
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