Produktdetails
- Anzahl: 1 Audio CD
- Erscheinungstermin: 3. April 2009
- Hersteller: Warner Music Group Germany Hol / Parlophone Label Group (PLG),
- EAN: 5099969302022
- Artikelnr.: 26148492
CD | |||
1 | Glass | 00:04:32 | |
2 | Sleep Alone | 00:04:03 | |
3 | Moon and moon | 00:03:08 | |
4 | Daniel | 00:04:11 | |
5 | Peace Of Mind | 00:03:28 | |
6 | Siren Song | 00:04:58 | |
7 | Pearl's Dream | 00:04:45 | |
8 | Good love | 00:04:29 | |
9 | Two Planets | 00:04:47 | |
10 | Travelling Woman | 00:03:47 | |
11 | The Big Sleep | 00:02:53 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.09.2009Weiblicher Ziggy Stardust
Die mag selbst Scott Walker: Bat For Lashes
Eine neue E-Mail, Absender Scott Walker, Betreff: Feature. So oder so ähnlich darf man sich wohl die Mitteilung vorstellen, die Natasha Khan alias Bat For Lashes während der Arbeiten an ihrem jüngsten Album "Two Suns" erhielt. Der legendäre Crooner erklärte sich darin dazu bereit, mit Khan ein Duett zu singen, obgleich man sich nie begegnet war und auch nicht begegnen würde. Sämtlicher Austausch zwischen der englisch-pakistanischen Künstlerin und ihrem einsiedlerischen Gesangspartner fand über das Internet statt, eine Spur steuerte Walker also auch als elektronisch versandte Datei bei. Natasha Khan hatte sich größenwahnsinnig an ihn herangetraut, weil sie dessen Stimme beim Komponieren eines Stücks nicht aus dem Kopf bekommen hatte, und tatsächlich: Der alte Meister hatte Lust. Resultat der digitalen Freundschaft ist das letzte Stück der Platte, von einem Klavier ebenso spärlich wie großartig begleitet, es heißt "The Big Sleep".
"Two Suns" von Bat For Lashes ist ein merkwürdiges Album, von der Art, dass eine erste Beschreibung vielen Hörern kalte Schauer über den Rücken jagen und sie davon überzeugen wird, dass diese Musik nie gekauft werden darf. Man hört Achtziger-Synthesizer, Bongos, Reverb und Cembaloklänge, oft düster und bisweilen ätherisch. Die Texte kreisen um ein Alter Ego Natasha Khans mit dem Namen "Pearl", es folgen ein Ritter in kristallener Rüstung, Planetentänze, Sonnen, Monde, Zitate aus dem Alten Testament. Als Würze und Kontrast dazu allerdings auch Reverenzen an "Letzte Ausfahrt Brooklyn" von Hubert Selby und, Achtung, ein Liebeslied für Daniel LaRusso, die Hauptfigur des Filmmonuments "Karate Kid".
Das alles klingt in dieser Kombination ziemlich grauslich; der Eindruck leitet allerdings fehl, "Two Suns" ist etwas überaus Seltenes, ein gelungenes Konzeptalbum. Zunächst hatte Natasha Khan keineswegs vor, mit ihrer Musik eine Geschichte zu erzählen, es gab keine große Idee vorab. Wie es vor ihr jedoch schon vielen Kollegen ging, schlitterte sie über wiederkehrende Bilder und Themen, über die obsessive Bearbeitung bestimmter Erlebnisse in eine von eigensinnigen Tropen und Figuren geprägte Musikwelt hinein. In Interviews gab sie zu Protokoll, ihre Liebe zu Cindy Sherman und ihre Faszination für das alte, anrüchige New York der Drag Queens aus "Paris is Burning" hätten das musikalische Method Acting, das sie zunehmend betrieb, nicht gerade gebremst.
Am Ende eines langen Arbeitsprozesses zwischen Brooklyn und London stand Khan vor einem fertigen Album, das eine Liebesgeschichte erzählt von einem Mädchen namens Pearl, das in eine neue Welt kommt, dort eine große Liebe findet, am Ende aber trotzdem einsam stirbt, von den eigenen Dämonen gejagt. Das Ganze erinnert durchaus an eine feminine Version von Ziggy Stardust.
Wie bei Bowie gehen Texte, Narrative und Musik auch bei Khans Album ineinander auf, ohne sich gegenseitig die Luft zum Atmen zu nehmen. Jedes Stück ist stark genug, um auch alleine stehen zu können. Khans Stimme erinnert vor allem in den höheren Lagen an die von Kate Bush, deren Idiosynkrasien dem Album in vielerlei Hinsicht Pate gestanden haben dürften. Elektronisches und Akustisches stehen in den Songs gleichberechtigt nebeneinander. Es gibt Stücke, zu denen man tanzen möchte, und solche, die auch in glücklichen Paaren Liebeskummer auslösen werden.
"Two Suns" ist unverstellte, geradlinige Popmusik, mit überaus eingängigen Refrains ebenso ausgestattet wie mit sehr eigensinnigen Momenten. Das Geheimnis der Platte liegt darin, dass es Khan von den ersten Takten an gelingt, einen eigenen Klang, eine schlüssige Logik zu entwickeln, die den Hang zum Bombast irgendwie doch in einen klaren und präzisen Rahmen kriegt. So reibt man sich nach den letzten Tönen erstaunt die Augen, und dann hat man verstanden, warum sogar Scott Walker zugesagt hat.
ALARD VON KITTLITZ
Bat For Lashes, Two Suns. Astralwerks 2246912 (EMI)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die mag selbst Scott Walker: Bat For Lashes
Eine neue E-Mail, Absender Scott Walker, Betreff: Feature. So oder so ähnlich darf man sich wohl die Mitteilung vorstellen, die Natasha Khan alias Bat For Lashes während der Arbeiten an ihrem jüngsten Album "Two Suns" erhielt. Der legendäre Crooner erklärte sich darin dazu bereit, mit Khan ein Duett zu singen, obgleich man sich nie begegnet war und auch nicht begegnen würde. Sämtlicher Austausch zwischen der englisch-pakistanischen Künstlerin und ihrem einsiedlerischen Gesangspartner fand über das Internet statt, eine Spur steuerte Walker also auch als elektronisch versandte Datei bei. Natasha Khan hatte sich größenwahnsinnig an ihn herangetraut, weil sie dessen Stimme beim Komponieren eines Stücks nicht aus dem Kopf bekommen hatte, und tatsächlich: Der alte Meister hatte Lust. Resultat der digitalen Freundschaft ist das letzte Stück der Platte, von einem Klavier ebenso spärlich wie großartig begleitet, es heißt "The Big Sleep".
"Two Suns" von Bat For Lashes ist ein merkwürdiges Album, von der Art, dass eine erste Beschreibung vielen Hörern kalte Schauer über den Rücken jagen und sie davon überzeugen wird, dass diese Musik nie gekauft werden darf. Man hört Achtziger-Synthesizer, Bongos, Reverb und Cembaloklänge, oft düster und bisweilen ätherisch. Die Texte kreisen um ein Alter Ego Natasha Khans mit dem Namen "Pearl", es folgen ein Ritter in kristallener Rüstung, Planetentänze, Sonnen, Monde, Zitate aus dem Alten Testament. Als Würze und Kontrast dazu allerdings auch Reverenzen an "Letzte Ausfahrt Brooklyn" von Hubert Selby und, Achtung, ein Liebeslied für Daniel LaRusso, die Hauptfigur des Filmmonuments "Karate Kid".
Das alles klingt in dieser Kombination ziemlich grauslich; der Eindruck leitet allerdings fehl, "Two Suns" ist etwas überaus Seltenes, ein gelungenes Konzeptalbum. Zunächst hatte Natasha Khan keineswegs vor, mit ihrer Musik eine Geschichte zu erzählen, es gab keine große Idee vorab. Wie es vor ihr jedoch schon vielen Kollegen ging, schlitterte sie über wiederkehrende Bilder und Themen, über die obsessive Bearbeitung bestimmter Erlebnisse in eine von eigensinnigen Tropen und Figuren geprägte Musikwelt hinein. In Interviews gab sie zu Protokoll, ihre Liebe zu Cindy Sherman und ihre Faszination für das alte, anrüchige New York der Drag Queens aus "Paris is Burning" hätten das musikalische Method Acting, das sie zunehmend betrieb, nicht gerade gebremst.
Am Ende eines langen Arbeitsprozesses zwischen Brooklyn und London stand Khan vor einem fertigen Album, das eine Liebesgeschichte erzählt von einem Mädchen namens Pearl, das in eine neue Welt kommt, dort eine große Liebe findet, am Ende aber trotzdem einsam stirbt, von den eigenen Dämonen gejagt. Das Ganze erinnert durchaus an eine feminine Version von Ziggy Stardust.
Wie bei Bowie gehen Texte, Narrative und Musik auch bei Khans Album ineinander auf, ohne sich gegenseitig die Luft zum Atmen zu nehmen. Jedes Stück ist stark genug, um auch alleine stehen zu können. Khans Stimme erinnert vor allem in den höheren Lagen an die von Kate Bush, deren Idiosynkrasien dem Album in vielerlei Hinsicht Pate gestanden haben dürften. Elektronisches und Akustisches stehen in den Songs gleichberechtigt nebeneinander. Es gibt Stücke, zu denen man tanzen möchte, und solche, die auch in glücklichen Paaren Liebeskummer auslösen werden.
"Two Suns" ist unverstellte, geradlinige Popmusik, mit überaus eingängigen Refrains ebenso ausgestattet wie mit sehr eigensinnigen Momenten. Das Geheimnis der Platte liegt darin, dass es Khan von den ersten Takten an gelingt, einen eigenen Klang, eine schlüssige Logik zu entwickeln, die den Hang zum Bombast irgendwie doch in einen klaren und präzisen Rahmen kriegt. So reibt man sich nach den letzten Tönen erstaunt die Augen, und dann hat man verstanden, warum sogar Scott Walker zugesagt hat.
ALARD VON KITTLITZ
Bat For Lashes, Two Suns. Astralwerks 2246912 (EMI)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main