Produktdetails
- Anzahl: 2 Vinyls
- Erscheinungstermin: 7. April 2017
- Hersteller: Universal Vertrieb - A Divisio / Def Jam,
- Gesamtlaufzeit: 55 Min.
- EAN: 0602557079838
- Artikelnr.: 47800163
LP 1 | |||
1 | Phresh Out The Runway (Album Version) | 00:03:44 | |
2 | Diamonds (Album Version) | 00:03:46 | |
3 | Numb (Album Version) | 00:03:25 | |
4 | Pour It Up (Album Version) | 00:02:41 | |
5 | Loveeeeeee Song (Album Version) | 00:04:16 | |
6 | Jump (Album Version) | 00:04:24 | |
7 | Right Now (Album Version) | 00:03:02 | |
8 | What Now (Album Version) | 00:04:03 | |
LP 2 | |||
1 | Stay (Album Version) | 00:04:01 | |
2 | Nobody's Business (Album Version) | 00:03:36 | |
3 | Love Without Tragedy / Mother Mary (Album Version) | 00:06:59 | |
4 | Get It Over With (Album Version) | 00:03:32 | |
5 | No Love Allowed (Album Version) | 00:04:09 | |
6 | Lost In Paradise (Album Version) | 00:03:36 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.12.2012Hitzkopf vs. Härtefall
Zweimal R&B: Neues von Alicia Keys und Rihanna
Von Daniel Haas
Die eine singt von Feuer, Wärme und Kerzenlicht. Die andere von Diamanten und harter Währung. Pop und seine inszenierten Gefühle als Aggregatzustand: Auf ihren neuen Alben haben Alicia Keys und Rihanna die Metaphorik fest im Griff. Keys, das Soulpopwunderkind der nuller Jahre, Sängerin, Pianistin, Komponistin und Grammy-Abstauberin (zehn bislang), regelt schon im Titelsong die Temperaturstufe in höchste Höhen. "This Girl is on Fire" beschreibt die Frau als von sich selbst Entflammte. "Sie steht mit beiden Füßen auf der Erde und brennt alles nieder", so der Text. Mutmaßlich sind es alte Strukturen, die eingeäschert werden - Feminismus klang im Pop schon immer etwas ungenau.
Weil Liebe eine Frage der Hitze ist, werden in der Ballade "Fire We Make" erst Kerzen, dann Leiber entfacht. Im Song "Tears Always Win" treten Liebhaber gegen Bettdecken an, und natürlich kann selbst feinster Kaschmir nicht jene Wohligkeit erzeugen, die ein gutgebauter Männerkörper in Umarmung bereithält. In den Hitzebildern steckt eine bewährte Idee persönlicher Entwicklung: Du musst verbrennen, um zum Phönix deiner Geschichte zu werden. Der Sound, mit dem dieses Programm daherkommt, steht leider quer zum behaupteten Innovationswillen. In jedem zweiten Stück perlt das notorische Piano durch pseudoklassische Girlanden, dazu Geigen-Melancholie aus dem Geiste André Rieus und Beats aus dem Hiphop-Fundus der neunziger Jahre. Auch für Keys' Stimme ergibt sich kein schlüssiges Konzept: In den Balladen wird gehaucht, in den schnelleren Nummern gejohlt. Was in der Großstadthymne "Empire State of Mind" noch wie ein Kampfruf klang - "There's nothing you can't do / When you're in New Yooooork!" -, hat hier den Charme des virtuosen Zeterns. "This Girl ist on Fiaaaaa": Es klingt nach Presswehe, nicht nach Revolte.
Auf Rihannas neuer Platte "Unapologetic" geht es anders zu: Sägende Synthesizer klammern sich an stolpernde Beats. Arabische Flöten treffen auf Computerspielgefiepe. Wummernder Bombast aus dem Drumcomputer zu Geigerdräuen und -schäumen, als träumte Barbie von Richard Wagner. Nicht in Hitze-, sondern in Härtegraden misst dieses Album sein Sujet: "Wir sind schön wie Diamanten am Himmel" lautet der Refrain von "Diamonds". Es wird viel mit Brillanten und Kristallen hantiert. "Kannst du mir sagen, wo das verdammte Badesalz ist?", fragt Gastrapper Eminem mit grimmigem Humor: "Ich will keinen Asphalt mehr schnupfen."
Die größte Verhärtung liegt im Ummünzen des Subjekts zur Ware, das weiß Rihanna, mit 27 Millionen Twitter-Fans und 63 Millionen Facebook-Freunden ein amtierender Megastar der digitalen Moderne. Deshalb geht es neben Klunkern auch viel um Geld. "Ich sehe nur noch Dollarzeichen", heißt es einmal oder: "Let's make out in this Lexus / There's no other love like this." Die Liebe ist nur so gut wie die Marke, deren Siegel sie trägt. Dass Rihanna diesen Song ausgerechnet mit Chris Brown einspielte, verweist möglicherweise auf Pathologisches, ganz sicher aber auf die Regeln der Aufmerksamkeitsökonomie: Brown hatte die Sängerin vor drei Jahren übel misshandelt. Jetzt ein Abtanzduett "Ain't nobody's Business" zu nennen, nachdem die Weltpresse jedes noch so kleine Detail des Beziehungsdramas kolportiert hat, ist eine der Pointen dieser Platte.
Alicia Keys und Rihanna sind Konkurrentinnen, nicht nur im Kampf um Zielgruppenkontakte und Umsätze, sie malen sich als Stars auch mit widersprechenden Agenden aus. Keys stellt sich dar im Glauben an die Widerständigkeit von Kunst; das Begleitheft zur CD zeigt sie mit strenger Divenfrisur vor dem Piano als Insignie artistischer Autonomie. Rihanna erscheint auf Pressefotos mit mürrischem Görenblick oder gefletschten Zähnen. Auf dem Cover der Platte posiert sie nackt, den Körper übermalt mit Begriffen. "Fun" ist da zu lesen, "Fearless" und "Victory", die Schlagwörter eines Marketings, das auch auf Cola oder Abenteuerreisen anzuwenden wäre. Sie hat sich natürlich auch auf diese Form der Verwertung einen Reim gemacht. "I love the way you lie, girl", heißt es im Song "Numb". Kälter und härter kann man es nicht sagen.
Alicia Keys,
Girl on Fire.
RCA 88765416372 (Sony Music)
Rihanna,
Unapologetic.
Def Jam 0602537220748 (Universal)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Zweimal R&B: Neues von Alicia Keys und Rihanna
Von Daniel Haas
Die eine singt von Feuer, Wärme und Kerzenlicht. Die andere von Diamanten und harter Währung. Pop und seine inszenierten Gefühle als Aggregatzustand: Auf ihren neuen Alben haben Alicia Keys und Rihanna die Metaphorik fest im Griff. Keys, das Soulpopwunderkind der nuller Jahre, Sängerin, Pianistin, Komponistin und Grammy-Abstauberin (zehn bislang), regelt schon im Titelsong die Temperaturstufe in höchste Höhen. "This Girl is on Fire" beschreibt die Frau als von sich selbst Entflammte. "Sie steht mit beiden Füßen auf der Erde und brennt alles nieder", so der Text. Mutmaßlich sind es alte Strukturen, die eingeäschert werden - Feminismus klang im Pop schon immer etwas ungenau.
Weil Liebe eine Frage der Hitze ist, werden in der Ballade "Fire We Make" erst Kerzen, dann Leiber entfacht. Im Song "Tears Always Win" treten Liebhaber gegen Bettdecken an, und natürlich kann selbst feinster Kaschmir nicht jene Wohligkeit erzeugen, die ein gutgebauter Männerkörper in Umarmung bereithält. In den Hitzebildern steckt eine bewährte Idee persönlicher Entwicklung: Du musst verbrennen, um zum Phönix deiner Geschichte zu werden. Der Sound, mit dem dieses Programm daherkommt, steht leider quer zum behaupteten Innovationswillen. In jedem zweiten Stück perlt das notorische Piano durch pseudoklassische Girlanden, dazu Geigen-Melancholie aus dem Geiste André Rieus und Beats aus dem Hiphop-Fundus der neunziger Jahre. Auch für Keys' Stimme ergibt sich kein schlüssiges Konzept: In den Balladen wird gehaucht, in den schnelleren Nummern gejohlt. Was in der Großstadthymne "Empire State of Mind" noch wie ein Kampfruf klang - "There's nothing you can't do / When you're in New Yooooork!" -, hat hier den Charme des virtuosen Zeterns. "This Girl ist on Fiaaaaa": Es klingt nach Presswehe, nicht nach Revolte.
Auf Rihannas neuer Platte "Unapologetic" geht es anders zu: Sägende Synthesizer klammern sich an stolpernde Beats. Arabische Flöten treffen auf Computerspielgefiepe. Wummernder Bombast aus dem Drumcomputer zu Geigerdräuen und -schäumen, als träumte Barbie von Richard Wagner. Nicht in Hitze-, sondern in Härtegraden misst dieses Album sein Sujet: "Wir sind schön wie Diamanten am Himmel" lautet der Refrain von "Diamonds". Es wird viel mit Brillanten und Kristallen hantiert. "Kannst du mir sagen, wo das verdammte Badesalz ist?", fragt Gastrapper Eminem mit grimmigem Humor: "Ich will keinen Asphalt mehr schnupfen."
Die größte Verhärtung liegt im Ummünzen des Subjekts zur Ware, das weiß Rihanna, mit 27 Millionen Twitter-Fans und 63 Millionen Facebook-Freunden ein amtierender Megastar der digitalen Moderne. Deshalb geht es neben Klunkern auch viel um Geld. "Ich sehe nur noch Dollarzeichen", heißt es einmal oder: "Let's make out in this Lexus / There's no other love like this." Die Liebe ist nur so gut wie die Marke, deren Siegel sie trägt. Dass Rihanna diesen Song ausgerechnet mit Chris Brown einspielte, verweist möglicherweise auf Pathologisches, ganz sicher aber auf die Regeln der Aufmerksamkeitsökonomie: Brown hatte die Sängerin vor drei Jahren übel misshandelt. Jetzt ein Abtanzduett "Ain't nobody's Business" zu nennen, nachdem die Weltpresse jedes noch so kleine Detail des Beziehungsdramas kolportiert hat, ist eine der Pointen dieser Platte.
Alicia Keys und Rihanna sind Konkurrentinnen, nicht nur im Kampf um Zielgruppenkontakte und Umsätze, sie malen sich als Stars auch mit widersprechenden Agenden aus. Keys stellt sich dar im Glauben an die Widerständigkeit von Kunst; das Begleitheft zur CD zeigt sie mit strenger Divenfrisur vor dem Piano als Insignie artistischer Autonomie. Rihanna erscheint auf Pressefotos mit mürrischem Görenblick oder gefletschten Zähnen. Auf dem Cover der Platte posiert sie nackt, den Körper übermalt mit Begriffen. "Fun" ist da zu lesen, "Fearless" und "Victory", die Schlagwörter eines Marketings, das auch auf Cola oder Abenteuerreisen anzuwenden wäre. Sie hat sich natürlich auch auf diese Form der Verwertung einen Reim gemacht. "I love the way you lie, girl", heißt es im Song "Numb". Kälter und härter kann man es nicht sagen.
Alicia Keys,
Girl on Fire.
RCA 88765416372 (Sony Music)
Rihanna,
Unapologetic.
Def Jam 0602537220748 (Universal)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main