Produktdetails
- Anzahl: 1 Audio CD
- Erscheinungstermin: 21. April 2006
- Hersteller: Sony Music Entertainment Germa / J Records,
- EAN: 0828767177922
- Artikelnr.: 20814653
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
CD | |||
1 | Unpredictable (Main: Wildflower) | 00:03:39 | |
2 | Warm Bed | 00:03:53 | |
3 | DJ Play A Love Song | 00:04:18 | |
4 | With You (Dirty) | 00:04:20 | |
5 | Can I Take U Home (Main) | 00:04:15 | |
6 | Love Changes | 00:04:30 | |
7 | Extravaganza (Main Version) | 00:04:15 | |
8 | Three Letter Word (Kari) | 00:04:42 | |
9 | Get This Money | 00:04:31 | |
10 | VIP (Butterfly) | 00:03:54 | |
11 | Do What It Do | 00:04:03 | |
12 | Storm (Forecass) | 00:04:27 | |
13 | U Still Got It (Interlude) | 00:02:47 | |
14 | Heaven | 00:03:54 | |
15 | Wish U Were Here | 00:04:13 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.01.2006Ein Oscar macht noch keinen Peterson
Auf Platz 1 der amerikanischen Charts steht das Album eines Hollywoodstars: "Unpredictable" von Jamie Foxx
Es muß nicht immer eine Katastrophe sein, wenn Schauspieler Platten veröffentlichen. Kann aber. Wie im Falle des Hollywoodstars Jamie Foxx, der bei uns gerade im Kino als strenger Marine-Ausbilder in "Jarhead" zu sehen ist. Auch im Radio ist er oft zu hören, mit gepreßt hoher Stimme singt er den Refrain zu Kanye Wests schöner Hitsingle "Gold Digger", die übrigens auf einem Song von Ray Charles basiert ("I've got a woman"), den Foxx ja in der Film-Biographie "Ray" spielte, wofür er im vergangenen Jahr den Oscar bekam. Er war 2005 sogar noch für einen zweiten Oscar nominiert, für seine Rolle neben Tom Cruise in "Collateral". Und jetzt hat dieser Jamie Foxx auch noch eine eigene Platte veröffentlicht (bei uns bislang nur als Import zu bekommen), die in Amerika seit Wochen die Albumcharts anführt: "Unpredictable" heißt sie, und tatsächlich: Daß sie so schlecht sein würde, hatte man nicht vorhersehen können.
Mehr als eineinhalb Millionen Mal hat sie sich bislang verkauft; der Erfolgsproduzent Timbaland ist genauso beteiligt wie Mary J. Blige, Kanye West, Ludacris und wie sie nicht alle heißen, die Protagonisten der amerikanischen R&B-Charts. R&B - dieses Kürzel stand einmal für Musik, die in die Beine geht (Rhythm), aber dennoch Tiefe hat (Blues). Heute steht es für jede Form von schwarzer Musik, die nicht explizit Hip-Hop ist, also mit gesprochenen Texten. Über die Jahre verwässerte die Musikrichtung immer mehr, und das meiste, was heute so bezeichnet wird, ist einfach zum Davonlaufen. Das grausamste Beispiel aus der jüngsten Zeit war wohl die Musik zum inzwischen glücklicherweise aus dem Programm genommenen H&M-Werbespot, gesungen von der einst so großartigen Mary J. Blige. Es war ein opulentes Gejaule und Gejammere über einem nicht näher definierten langsamen Beat, mit treibenden Streichern und gehämmerten Klavierakkorden, eine Art Klageweiber-Opus für, wenn sie Glück hatten, Schwerhörige.
Ganz so unerträglich überladen klingt es bei Jamie Foxx nicht. Im besten Fall erinnert seine Musik entfernt an George Benson oder den G-Funk des frühen Snoop Doggy Dogg, sparsam instrumentiert, mit elektronischen, langsamen, synkopierten Beats und im Rhythmus eingesetzten Soundeffekten wie Ploppen oder Quieken, die dem ganzen wohl einen modernen Anstrich verleihen sollen. Im schlimmeren Fall klingt es, und das ist bei der Mehrzahl der fünfzehn Songs der Fall, nach den Stücken, die man auf den CDs von Missy Elliott immer ganz schnell weiterspielt. Nach diesen massageöltriefenden Schmusesongs, die Amerikaner offenbar besser ertragen können als wir. Songs, die damit beginnen, daß erst einmal jemand kräftig ausatmet. Ein Stöhnen, dem die Absicht des Künstlers, hier nun endlich einen Song zu machen, zu dem mehr Kinder gezeugt werden als zu Marvin Gayes "Sexual Healing", bei jedem "ooh" und jedem "ahh" überdeutlich anzuhören ist.
Es ist nicht so, daß man bei Jamie Foxx' Musik nicht in Stimmung geriete - aber es ist eher eine Stimmung, sofort den CD-Spieler aus dem Fenster zu werfen, als eine, in der sich der Künstler angeblich selbst oft befindet: Bis auf ein Stück, das von seiner Großmutter handelt, und eines, das an seine Tochter gerichtet ist, handeln alle Songs von Sex. Und das nicht gerade subtil. Ein Beispiel aus dem Song "Do What It Do", zur besseren Veranschaulichung übersetzt: "Ich kann aus jeder Position arbeiten / vom Küchentisch auf den Schlafzimmerboden / und wenn wir erst mal unsere Kleider ausgezogen haben / schling deine Beine um meine Schultern / und es wird so, wie ich es dir gesagt habe." Oder, aus "Warm Bed": "Ich küsse dich unter deinem Nabel und reibe dich dann mit Öl ein / beiße in dein Ohr, bis du aufstehst / dann bringe ich dich dazu, dich umzudrehen und deine Zehen anzufassen / und was dann passiert, Girl / das weißt du schon." Oder, der Song heißt "Storm": "Girl, der Wettermann sagt, der Himmel ist bewölkt / genau hier zwischen deinen Schenkeln / schaue ich seit ungefähr einer Stunde nach Nieselregen (. . .) ich will, daß du auf mich regnest, yeah." Ein Song handelt gleich von Sexsucht - "Three Letter Word" heißt er (jenes endet natürlich auf x), das Problem wird wie folgt besungen: "Es geht so weit, daß ich es im Fernsehen sehe, wenn ich DVDs kaufe / neununddreißig neunundneunzig für die Neuerscheinungen / ich bin nicht stolz darauf, denn es kommt mir bei der Liebe in die Quere / und ich kann nichts dagegen tun / kann es nicht bezwingen", und dann, der Refrain: "Sex - die ganze Zeit / Sex - in meinem Kopf / Sex - wo immer ich gehe und stehe / Sex - ich versuche, es dir zu erzählen / Sex - es ist stärker als jede Droge oder Liebe / S. E. X. - ohhheee".
Glücklicherweise arbeitet Foxx auch weiterhin als Schauspieler - der Kinofilm "Miami Vice" ist gerade abgedreht (er spielt Tubbs, Colin Farrell die Rolle von Don Johnson); derzeit steht er neben Eddie Murphy und Beyoncé Knowles vor der Kamera. "Dreamgirls". Wird allerdings ein Musical. Gefährlich.
JOHANNA ADORJÁN
Jamie Foxx: "Unpredictable" (J Records).
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Auf Platz 1 der amerikanischen Charts steht das Album eines Hollywoodstars: "Unpredictable" von Jamie Foxx
Es muß nicht immer eine Katastrophe sein, wenn Schauspieler Platten veröffentlichen. Kann aber. Wie im Falle des Hollywoodstars Jamie Foxx, der bei uns gerade im Kino als strenger Marine-Ausbilder in "Jarhead" zu sehen ist. Auch im Radio ist er oft zu hören, mit gepreßt hoher Stimme singt er den Refrain zu Kanye Wests schöner Hitsingle "Gold Digger", die übrigens auf einem Song von Ray Charles basiert ("I've got a woman"), den Foxx ja in der Film-Biographie "Ray" spielte, wofür er im vergangenen Jahr den Oscar bekam. Er war 2005 sogar noch für einen zweiten Oscar nominiert, für seine Rolle neben Tom Cruise in "Collateral". Und jetzt hat dieser Jamie Foxx auch noch eine eigene Platte veröffentlicht (bei uns bislang nur als Import zu bekommen), die in Amerika seit Wochen die Albumcharts anführt: "Unpredictable" heißt sie, und tatsächlich: Daß sie so schlecht sein würde, hatte man nicht vorhersehen können.
Mehr als eineinhalb Millionen Mal hat sie sich bislang verkauft; der Erfolgsproduzent Timbaland ist genauso beteiligt wie Mary J. Blige, Kanye West, Ludacris und wie sie nicht alle heißen, die Protagonisten der amerikanischen R&B-Charts. R&B - dieses Kürzel stand einmal für Musik, die in die Beine geht (Rhythm), aber dennoch Tiefe hat (Blues). Heute steht es für jede Form von schwarzer Musik, die nicht explizit Hip-Hop ist, also mit gesprochenen Texten. Über die Jahre verwässerte die Musikrichtung immer mehr, und das meiste, was heute so bezeichnet wird, ist einfach zum Davonlaufen. Das grausamste Beispiel aus der jüngsten Zeit war wohl die Musik zum inzwischen glücklicherweise aus dem Programm genommenen H&M-Werbespot, gesungen von der einst so großartigen Mary J. Blige. Es war ein opulentes Gejaule und Gejammere über einem nicht näher definierten langsamen Beat, mit treibenden Streichern und gehämmerten Klavierakkorden, eine Art Klageweiber-Opus für, wenn sie Glück hatten, Schwerhörige.
Ganz so unerträglich überladen klingt es bei Jamie Foxx nicht. Im besten Fall erinnert seine Musik entfernt an George Benson oder den G-Funk des frühen Snoop Doggy Dogg, sparsam instrumentiert, mit elektronischen, langsamen, synkopierten Beats und im Rhythmus eingesetzten Soundeffekten wie Ploppen oder Quieken, die dem ganzen wohl einen modernen Anstrich verleihen sollen. Im schlimmeren Fall klingt es, und das ist bei der Mehrzahl der fünfzehn Songs der Fall, nach den Stücken, die man auf den CDs von Missy Elliott immer ganz schnell weiterspielt. Nach diesen massageöltriefenden Schmusesongs, die Amerikaner offenbar besser ertragen können als wir. Songs, die damit beginnen, daß erst einmal jemand kräftig ausatmet. Ein Stöhnen, dem die Absicht des Künstlers, hier nun endlich einen Song zu machen, zu dem mehr Kinder gezeugt werden als zu Marvin Gayes "Sexual Healing", bei jedem "ooh" und jedem "ahh" überdeutlich anzuhören ist.
Es ist nicht so, daß man bei Jamie Foxx' Musik nicht in Stimmung geriete - aber es ist eher eine Stimmung, sofort den CD-Spieler aus dem Fenster zu werfen, als eine, in der sich der Künstler angeblich selbst oft befindet: Bis auf ein Stück, das von seiner Großmutter handelt, und eines, das an seine Tochter gerichtet ist, handeln alle Songs von Sex. Und das nicht gerade subtil. Ein Beispiel aus dem Song "Do What It Do", zur besseren Veranschaulichung übersetzt: "Ich kann aus jeder Position arbeiten / vom Küchentisch auf den Schlafzimmerboden / und wenn wir erst mal unsere Kleider ausgezogen haben / schling deine Beine um meine Schultern / und es wird so, wie ich es dir gesagt habe." Oder, aus "Warm Bed": "Ich küsse dich unter deinem Nabel und reibe dich dann mit Öl ein / beiße in dein Ohr, bis du aufstehst / dann bringe ich dich dazu, dich umzudrehen und deine Zehen anzufassen / und was dann passiert, Girl / das weißt du schon." Oder, der Song heißt "Storm": "Girl, der Wettermann sagt, der Himmel ist bewölkt / genau hier zwischen deinen Schenkeln / schaue ich seit ungefähr einer Stunde nach Nieselregen (. . .) ich will, daß du auf mich regnest, yeah." Ein Song handelt gleich von Sexsucht - "Three Letter Word" heißt er (jenes endet natürlich auf x), das Problem wird wie folgt besungen: "Es geht so weit, daß ich es im Fernsehen sehe, wenn ich DVDs kaufe / neununddreißig neunundneunzig für die Neuerscheinungen / ich bin nicht stolz darauf, denn es kommt mir bei der Liebe in die Quere / und ich kann nichts dagegen tun / kann es nicht bezwingen", und dann, der Refrain: "Sex - die ganze Zeit / Sex - in meinem Kopf / Sex - wo immer ich gehe und stehe / Sex - ich versuche, es dir zu erzählen / Sex - es ist stärker als jede Droge oder Liebe / S. E. X. - ohhheee".
Glücklicherweise arbeitet Foxx auch weiterhin als Schauspieler - der Kinofilm "Miami Vice" ist gerade abgedreht (er spielt Tubbs, Colin Farrell die Rolle von Don Johnson); derzeit steht er neben Eddie Murphy und Beyoncé Knowles vor der Kamera. "Dreamgirls". Wird allerdings ein Musical. Gefährlich.
JOHANNA ADORJÁN
Jamie Foxx: "Unpredictable" (J Records).
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main