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Produktdetails
Trackliste
CD
1I Still Have Faith In You00:05:11
2When You Danced With Me00:02:50
3Little Things00:03:08
4Don't Shut Me Down00:03:59
5Just A Notion00:03:32
6I Can Be That Woman00:04:02
7Keep An Eye On Dan00:04:05
8Bumblebee00:03:57
9No Doubt About It00:02:57
10Ode To Freedom00:03:32
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.11.2021

Eine Show ohne Samstagabend

Vierzig Jahre nach dem Ende von Abba erscheint eine neue Platte der Schweden. Mit perfekter Selbstimitation.

Abba sind zurück. Am Freitag ist das neue Studioalbum der vier Schweden erschienen, "Voyage" - vierzig Jahre nach dem letzten, "The Visitors" aus dem November 1981, das einen achtjährigen Marathon an Superhits ("Dancing Queen", "The Winner takes it all") und Superstress (Welttourneen, Trennungen) beendet hatte. Und weitere dreieinhalb, seit Björn Ulvaeus und Benny Andersson im April 2018 neue Songs mit Agnetha Fältskog und Anni-Frid Lyngstad angekündigt hatten. Die dann aber einfach nicht kommen wollten. Bis jetzt. Zwei von den zehn neuen kannte man schon etwas länger, das getragen-vielsagende "I still have faith in you" beispielsweise, die anderen werden bis Weihnachten in Millionen Haushalten rund um die Welt laufen, und vielleicht auch noch danach.

"Voyage" wurde geschrieben und produziert von Benny Andersson und Björn Ulvaeus, wie immer schon, und aufgenommen in Anderssons eigenem Stockholmer Studio. Agnetha Fältskog und Anni-Frid Lyngstad singen gemeinsam, Lied um Lied, unterstützt von Streichorchester, Kinderchor und einem ebenso klassischen Popbandsound, aus dem Anderssons Klavier herausragt, auch wie immer. Und eigentlich kann man von so einem Comeback-Album nicht mehr verlangen, als noch einmal diese beiden unvergleichlichen Frauenstimmen zusammen zu hören, wie sie Harmonien singen, die sich aus allen populären Traditionen des 20. Jahrhunderts bedienen, Volkslieder wie Disco, Musical und Rock. Dieser fast schon rücksichtslose Wille zur Vermischung, man könnte auch sagen: Integration aller denkbaren Erfolgsrezepte hat die Songs von Andersson und Ulvaeus so einzigartig gemacht. Was Abba interessierte, war nie Hipness. Wenn sie neue Stile adaptierten, kamen sie damit immer etwas zu spät, es ging nicht um Gegenwärtigkeit, sondern um weltumspannende Harmonie. Deswegen wirkten die Attacken auf Abba als Kitsch immer verfehlt - die meist von mittelalten Popkritikern kamen, wobei es auch mittelalte Popkritiker wie Lester Bangs waren, die Abbas Genie schon damals erkannten und rühmten.

Trotzdem, "Voyage" wirkt, als würde man vierzig Minuten lang Echos zuhören. Als würde eine Musicalband täuschend echt kopierte Abba-Songs täuschend echt kopieren. Das passt zwar irgendwie zum Konzept; Abba hat dieses neue Album für eine Jubiläumsshow in London aufgenommen, bei der im Mai 2022 Avatare der vier auf der Bühne die alten Hits und diese neuen Songs interpretieren sollen: Imitation und Upcycling sind immer wichtige Geschäftszweige von Abba gewesen, sie haben ein Musical aus ihren Hits gemacht, "Mamma Mia!", und dann daraus einen Film, und aus diesem Film dann einen zweiten, der den ersten imitierte. Und wer sollte etwas dagegen haben, wenn Abba sich selbst so genau verstehen, dass sie jetzt mühelos zehn Songs aufnehmen, bei denen man nicht merken würde, wenn Abba sie unter den Katalog ihrer größten und kleinsten Hits streuen würde.

Wenn aber etwas heraussticht aus den neuen Songs, dann sind es die folkloristischen Elemente, die stärker geworden sind, aus der Volksmusik waren alle vier gekommen, bevor sie sich 1972 zu Abba zusammentaten. Darin steckt vielleicht der Wunsch auf Gemeinsamkeit und Zusammenschluss, weltweit. "Voyage" wirkt wie Musik für ein internationales Showformat, dem aber der Samstagabend verloren gegangen ist, und es passt ziemlich gut, dass Ulvaeus und Andersson jetzt auch bei der Rückkehr von "Wetten, dass..?" bei Thomas Gottschalk auf dem Sofa sitzen werden. Nach dieser Platte wird Abba keine weitere mehr aufnehmen, das steht fest. Sie treten auf "Voyage" ab - auch mit einer Hymne auf den Kampf gegen den Klimawandel, "Bumblebee". Es wird im Sinne Abbas sein, dass die Welt inzwischen einer anderen Schwedin zuhört, Greta Thunberg, wann immer die auf die Bühne geht.

TOBIAS RÜTHER.

"Voyage", bei Universal

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