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Autorenporträt
Jason Mraz

Ende des letzten Jahrhunderts trieb sich ein obskurer junger Mann in Virginia und im Großraum New York herum, der mit seinen ungleichen Augen und der obligatorischen Kappe auf dem Kopf schnell zum Gespräch der Gegend wurde. Man begegnete ihm vor allem in Kaffeehäusern, in denen er kleine, aber feine Songs zum besten gab, die von einer eindrucksvollen Melange aus Folk, Pop und Country lebten und das Publikum sofort in ihren Bann zogen. Sein Name: JASON MRAZ, seine Stimme: von einer einzigartigen Klarheit und mit außergewöhnlichem Umfang.

1999 ging JASON MRAZ nach Kalifornien. Dort gab es unter anderem mehr Kaffeehäuser, in denen er spielen konnte. Mit Songs wie Remedy und You And I Both wurde er bald zur lokalen Berühmtheit, und nach und nach wurde man auf den Mann mit dem unüberhörbaren Talent aufmerksam. Schließlich boten Elektra JASON MRAZ einen Deal an, dem stante pede ein Album folgte: Waiting For My Rocket To Come, das es bis auf Platz 55 der Billboard-Charts schaffte und von John Alagía (Dave Matthews Band) produziert wurde. Im Jahre 2004 hatte der Kaffeehaus-Barde es schließlich geschafft: Die CD/DVD Tonight, Not Again, aufgenommen in Milwaukee, zeigte den Mann in einer großen Halle. JASON MRAZ meisterte das große Publikum mit Bravour und erreichte mit dem Mitschnitt sogar die Top-50 der Billboard-Top-200.
Trackliste
CD
1You and I both00:03:39
2I'll do anything00:03:11
3The remedy (I won't worry)00:04:16
4Who needs shelter00:03:12
5Curbside prophet00:03:34
6Sleep all day00:04:56
7Too much food00:03:41
8Absolutely zero00:05:39
9On love, in sadness00:03:28
10No stopping us00:03:18
11The boy's gone00:04:15
12Tonight, not again00:04:49
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.12.2003

Das ist kein Perverser
Er will die Welt nur lachen sehen: Der Akustik-Pop von Jason Mraz

Wann immer man die Protagonisten der neueren, derzeit wieder ganz massiv expandierenden amerikanischen Singer-Songwriter-Generation nach ihren Wurzeln befragt, fällt ein Name: Dave Matthews. Jason Mraz beispielsweise, dessen nahezu perfekt von dem ehemaligen Matthews-Produzenten John Alagia produziertes erstes Album "Waiting For My Rocket To Come" jetzt auch hierzulande erscheint, nennt Matthews neben Sade oder Björk seinen Ziehvater.

Jahrelang tourte der frühreife Gitarrist aus dem Süden Kaliforniens mit seinen Eigenkompositionen, die zwischen Beck, Jack Johnson und der erlesenen Tristesse der "Counting Crows" oszillieren, durch die Coffeeshops von San Diego. Was er zu bieten hatte, waren reibungslos gut funktionierende Popsongs, die ungeniert ihre Anleihen verrieten: ein bißchen "Coldplay", ein bißchen "Travis" und jede Menge jener zuverlässig wirkenden Singer-Songwriter-Grundausstattung, mit der nicht nur Adam Green, sondern auch jemand wie Tim Burgess, Ex-Sänger der "Charlatans", zu einer vielversprechenden Solo-Karriere ansetzt.

Doch Mraz, den es nach einem kurzen Gastspiel an der New Yorker Musical und Dramatic Academy zurück auf die Straße und nach Virginia zog, macht seinen unverhohlenen musikalischen Eklektizismus mit scheinbar unbändiger Verspieltheit, mit Verve und einer erstaunlichen Vielseitigkeit seiner Arrangements wett. Songs wie das melancholisch balladeske "Absolutely Zero", das übersprudelnd lebensfrohe "You & I Both" oder das soulig-treibende, mit straffen Bläsersätzen à la "Earth Wind & Fire" grundierte "No Stopping Us" demonstrieren seine verblüffende Bandbreite. Doch der fünfundzwanzigjährige Amerikaner, dessen Album sich in den Vereinigten Staaten bereits mehr als sechshunderttausendmal verkauft hat, ist mehr als das bloße Abziehbild seiner arrivierteren Kollegen, kein kalifornisches Double im Kleinformat. Vielmehr bietet sein überaus variabler Akustik-Pop die scheinbar ideale Verbindung von Munterkeit und verspielter Nachdenklichkeit; eine Melange, die wie geschaffen zu sein scheint für das große Publikum, das Tiefsinn dauerhaft bekanntlich nur dosiert goutiert.

Bereits die Auskoppelung der ersten Single "The Remedy (I Won't Worry)" brachte den Straßenmusikanten ins Vorprogramm von Jewel während deren letzter Amerika-Tournee und auf die vorderen Plätze der US-Charts. Denn den bisweilen verdächtig reibungslosen Songs zu lauschen bedeutet, das junge heutige Amerika stellvertretend sprechen oder, besser, singen zu hören: Träume von einem scheinbar noch immer ungebrochenen Glauben an die eigene Größe.

"Freud nach zu urteilen, bin ich ein Perverser", läßt Jason Mraz etwas kokett in einer Mitteilung seiner Plattenfirma verlauten. "Aber ich liebe es, diese Welt lächeln zu sehen." So handeln seine musikalischen Grenzgänge denn von einem scheinbar unerschöpflichen, uramerikanischen Frohsinn, dessen Ausdruck man juvenil, naiv oder hinterwäldlerisch nennen mag; ansteckend aber wirkt er auf jeden Fall.

PETER HENNING

Jason Mraz, Waiting For My Rocket To Come. Elektra 62829 (Warner)

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