Produktdetails
- Anzahl: 2 Vinyls
- Erscheinungstermin: 8. April 2011
- Hersteller: Sony Music Entertainment Germany / Sony Music,
- EAN: 0886978449313
- Artikelnr.: 33096305
LP 1 | |||
1 | Bridge Burning | 00:04:46 | |
2 | Rope | 00:04:19 | |
3 | Dear Rosemary | 00:04:27 | |
4 | White Limo | 00:03:22 | |
5 | Arlandria | 00:04:28 | |
6 | These Days | 00:04:58 | |
LP 2 | |||
1 | Back & Forth | 00:03:52 | |
2 | A Matter Of Time | 00:04:36 | |
3 | Miss The Misery | 00:04:32 | |
4 | I Should Have Known | 00:04:16 | |
5 | Walk | 00:04:16 |
Frankfurter Allgemeine ZeitungEwiger Schreihals
Die Foo Fighters packt die Wut des Grunge
Dave Grohl mag Twitter nicht - zumindest hat der Sänger und Gitarrist der Foo Fighters das behauptet: "Verdammtes Twitter", schimpfte Grohl auf dem Musikportal contactmusic.com über den Miniblogdienst. "Das ist die größte Zeitverschwendung. Wenn die Leute stattdessen mal ihren Kopf aus ihrem Hintern bekämen, könnten sie rausgehen und etwas zustande bringen." Weil Grohl aber auch Geschäftsmann ist, weiß er ein Vermarktungsinstrument wie Twitter zu nutzen. Und so zwitscherte der offizielle Bandkanal auf der Internetseite der Band im Frühsommer 2010 natürlich die erste Nachricht von einem neuen Foo-Fighters-Album, und so ging es dann in schöner Regelmäßigkeit weiter in der Rubrik "Persönliche Kurznachrichten aus dem Aufnahmeraum", zu dem die Musiker Grohls Garage in Kalifornien umfunktioniert hatten: hier ein Foto, dort ein Schnipsel eines gerade aufgenommenen Songs - so lange, bis sich die Spannung aufs Album unter den Anhängern der Band ins Enorme gesteigert hatte.
Die gute Nachricht ist: Grohl und seine Bandkollegen haben trotz der Twitterei noch Zeit gehabt, ihre Köpfe aus ihren Hintern zu bekommen, und "Wasting Light" zustande gebracht. Das war gar nicht so leicht, gehören die Foo Fighters doch seit geraumer Zeit zu den erfolgreichsten Rockgruppen der Welt. Irgendwann gerieten der frühere Nirvana-Schlagzeuger Grohl und seine Mitmusikanten dann in die Superstar-Spirale: Best-Of-Album im protzig-silbernen Outfit. Zwei Konzerte im Wembley-Stadion mit einem wohl zweihundert Meter langen Laufsteg ins Publikum, auf dem Grohl in bester Glamrockmanier hin und her wetzte. Schließlich die Abstellung des Bandchefs Grohl in die Supergruppe "Them Crooked Vultures". Das Ende war eigentlich programmiert.
Zwar ist "Wasting Light" trotz der Drohkulisse der Auflösung nun ein neuer Anfang; die schlechte Nachricht ist aber, dass es einen ambivalenten Eindruck hinterlässt. Das Album ist wesentlich härter als sein Vorgänger "Echoes, Silence, Patience, Grace" (2007) und enthält druckvollere Gitarrenparts, was auch daran liegt, dass Pat Smear wieder mit dabei ist. Der einstige Nirvana-Tourneegitarrist war schon einmal in den Anfangsjahren bis 1997 Gitarrist bei den Foo Fighters und 2006 als Live-Unterstützung zurückgekehrt. Nun spielen also Grohl, Smear und Chris Shiflett Gitarre und schaffen zum Beispiel im Intro des knalligen Eröffnungsstücks "Bridge Is Burning" ein System aus achtzehn miteinander kommunizierenden Saiten. Überfrachtet sind die Songs dadurch nicht.
Doch rührt die Rauheit von "Wasting Light" auf der anderen Seite daher, dass Grohl an manchen Stellen dermaßen ins Mikrofon brüllt, dass man sich Sorgen um seine Stimmbänder machen muss. Das gehörte immer schon zu Grohls Repertoire, obwohl er es gar nicht nötig hat: Er hat eine gute Rockstimme und einen beachtlichen Tonumfang. Aber offenbar kann wohl kein Foo-Fighters-Album mehr erscheinen, ohne dass Grohl zum Schreihals wird. Der inzwischen 42 Jahre alte Musiker trägt offensichtlich auch lange nach dem Ende von Nirvana die Wut des jugendbewegten Grungers in sich.
Unmerklich legen sich die Foo Fighters damit ein Korsett an und machen sich auch verwechselbar - mit sich selbst. Zwar experimentieren die fünf Musiker rhythmisch, wie auf der ersten Single "Rope", und überraschen manchmal mit poly- bis kakophonen Intros, die dann doch noch zu lupenreinen Stadionrocknummern wie "Arlandria" führen. Doch bleiben sie am Ende eben doch die Foo Fighters: drei Gitarren, Schlagzeug, Bass und über allem Grohls herausgeschriener Ärger.
Dass die Band um sich und die eigene Vergangenheit kreist, hat sie anscheinend selbst gemerkt. Das Video zu "White Limo" erinnert an das Mentos-Reklame-Parodiefilmchen zum Titel "Big Me" aus dem Jahre 1996, endet aber so wie das Video zu ihrer vorletzten Single "Long Road To Ruin": Chauffiert von Motörhead-Chef Lemmy Kilmister, stürzt die Band in der namensgebenden weißen Limousine einen Abgrund hinunter. Doch der Absturz droht den Foo Fighters mit "Wasting Light" am Ende doch nicht. Aber ein richtiger Aufstieg in abwechslungsreichere musikalische Gefilde gelingt ihnen eben auch nicht.
MARTIN GROPP
Foo Fighters,
Wasting Light
Columbia Records 4962362
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Foo Fighters packt die Wut des Grunge
Dave Grohl mag Twitter nicht - zumindest hat der Sänger und Gitarrist der Foo Fighters das behauptet: "Verdammtes Twitter", schimpfte Grohl auf dem Musikportal contactmusic.com über den Miniblogdienst. "Das ist die größte Zeitverschwendung. Wenn die Leute stattdessen mal ihren Kopf aus ihrem Hintern bekämen, könnten sie rausgehen und etwas zustande bringen." Weil Grohl aber auch Geschäftsmann ist, weiß er ein Vermarktungsinstrument wie Twitter zu nutzen. Und so zwitscherte der offizielle Bandkanal auf der Internetseite der Band im Frühsommer 2010 natürlich die erste Nachricht von einem neuen Foo-Fighters-Album, und so ging es dann in schöner Regelmäßigkeit weiter in der Rubrik "Persönliche Kurznachrichten aus dem Aufnahmeraum", zu dem die Musiker Grohls Garage in Kalifornien umfunktioniert hatten: hier ein Foto, dort ein Schnipsel eines gerade aufgenommenen Songs - so lange, bis sich die Spannung aufs Album unter den Anhängern der Band ins Enorme gesteigert hatte.
Die gute Nachricht ist: Grohl und seine Bandkollegen haben trotz der Twitterei noch Zeit gehabt, ihre Köpfe aus ihren Hintern zu bekommen, und "Wasting Light" zustande gebracht. Das war gar nicht so leicht, gehören die Foo Fighters doch seit geraumer Zeit zu den erfolgreichsten Rockgruppen der Welt. Irgendwann gerieten der frühere Nirvana-Schlagzeuger Grohl und seine Mitmusikanten dann in die Superstar-Spirale: Best-Of-Album im protzig-silbernen Outfit. Zwei Konzerte im Wembley-Stadion mit einem wohl zweihundert Meter langen Laufsteg ins Publikum, auf dem Grohl in bester Glamrockmanier hin und her wetzte. Schließlich die Abstellung des Bandchefs Grohl in die Supergruppe "Them Crooked Vultures". Das Ende war eigentlich programmiert.
Zwar ist "Wasting Light" trotz der Drohkulisse der Auflösung nun ein neuer Anfang; die schlechte Nachricht ist aber, dass es einen ambivalenten Eindruck hinterlässt. Das Album ist wesentlich härter als sein Vorgänger "Echoes, Silence, Patience, Grace" (2007) und enthält druckvollere Gitarrenparts, was auch daran liegt, dass Pat Smear wieder mit dabei ist. Der einstige Nirvana-Tourneegitarrist war schon einmal in den Anfangsjahren bis 1997 Gitarrist bei den Foo Fighters und 2006 als Live-Unterstützung zurückgekehrt. Nun spielen also Grohl, Smear und Chris Shiflett Gitarre und schaffen zum Beispiel im Intro des knalligen Eröffnungsstücks "Bridge Is Burning" ein System aus achtzehn miteinander kommunizierenden Saiten. Überfrachtet sind die Songs dadurch nicht.
Doch rührt die Rauheit von "Wasting Light" auf der anderen Seite daher, dass Grohl an manchen Stellen dermaßen ins Mikrofon brüllt, dass man sich Sorgen um seine Stimmbänder machen muss. Das gehörte immer schon zu Grohls Repertoire, obwohl er es gar nicht nötig hat: Er hat eine gute Rockstimme und einen beachtlichen Tonumfang. Aber offenbar kann wohl kein Foo-Fighters-Album mehr erscheinen, ohne dass Grohl zum Schreihals wird. Der inzwischen 42 Jahre alte Musiker trägt offensichtlich auch lange nach dem Ende von Nirvana die Wut des jugendbewegten Grungers in sich.
Unmerklich legen sich die Foo Fighters damit ein Korsett an und machen sich auch verwechselbar - mit sich selbst. Zwar experimentieren die fünf Musiker rhythmisch, wie auf der ersten Single "Rope", und überraschen manchmal mit poly- bis kakophonen Intros, die dann doch noch zu lupenreinen Stadionrocknummern wie "Arlandria" führen. Doch bleiben sie am Ende eben doch die Foo Fighters: drei Gitarren, Schlagzeug, Bass und über allem Grohls herausgeschriener Ärger.
Dass die Band um sich und die eigene Vergangenheit kreist, hat sie anscheinend selbst gemerkt. Das Video zu "White Limo" erinnert an das Mentos-Reklame-Parodiefilmchen zum Titel "Big Me" aus dem Jahre 1996, endet aber so wie das Video zu ihrer vorletzten Single "Long Road To Ruin": Chauffiert von Motörhead-Chef Lemmy Kilmister, stürzt die Band in der namensgebenden weißen Limousine einen Abgrund hinunter. Doch der Absturz droht den Foo Fighters mit "Wasting Light" am Ende doch nicht. Aber ein richtiger Aufstieg in abwechslungsreichere musikalische Gefilde gelingt ihnen eben auch nicht.
MARTIN GROPP
Foo Fighters,
Wasting Light
Columbia Records 4962362
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main