„The Boss“ ist wieder da: Western Stars, das neue Album von Bruce Springsteen!
Mit über fünf Jahrzehnten und als einer der erfolgreichsten Musiker im Showbusiness hat Bruce Springsteen Generationen an Fans um sich geschart. Nun begeistert der weltbekannte Rockstar diese mit 13 brandneuen Song, für die er sich mit Pop-Musik aus der Anfangszeit seiner Karriere hat inspirieren hat lassen, auf seinem mittlerweile 19. Studioalbum.
Die Single-Auskopplung zu Hello Sunshine lieferte bereits vor einigen Monaten erste Eindrücke zum Sound des neuen Albums, doch nun ist es endlich soweit und Western Stars gibt es in vollem Umfang auf 2LPs zu hören.
Mit über fünf Jahrzehnten und als einer der erfolgreichsten Musiker im Showbusiness hat Bruce Springsteen Generationen an Fans um sich geschart. Nun begeistert der weltbekannte Rockstar diese mit 13 brandneuen Song, für die er sich mit Pop-Musik aus der Anfangszeit seiner Karriere hat inspirieren hat lassen, auf seinem mittlerweile 19. Studioalbum.
Die Single-Auskopplung zu Hello Sunshine lieferte bereits vor einigen Monaten erste Eindrücke zum Sound des neuen Albums, doch nun ist es endlich soweit und Western Stars gibt es in vollem Umfang auf 2LPs zu hören.
LP 1 | |||
1 | Hitch Hikin' | 00:03:35 | |
2 | The Wayfarer | 00:04:18 | |
3 | Tucson Train | 00:03:29 | |
4 | Western Stars | 00:04:39 | |
5 | Sleepy Joe's Cafe | 00:03:12 | |
6 | Drive Fast (The Stuntman) | 00:04:16 | |
LP 2 | |||
1 | Chasin' Wild Horses | 00:05:03 | |
2 | Sundown | 00:03:15 | |
3 | Somewhere North of Nashville | 00:01:53 | |
4 | Stones | 00:04:45 | |
5 | There Goes My Miracle | 00:04:03 | |
6 | Hello Sunshine | 00:03:54 | |
7 | Moonlight Motel | 00:04:17 |
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.07.2019Warten auf den Geist von Tom Joad
Dass es Genre-Kunst ist, macht Bruce Springsteens neues Album "Western Stars" (Columbia/Sony) durch den Titel und das einer alten Marlboro-Werbung ähnelnden Cover direkt klar; aber uns dies auch noch durch abgeschmackte Titel wie "Sleepy Joe's Cafe", "Sundown" oder "Hitch Hikin'" unter die Nase zu reiben, wäre wirklich nicht nötig gewesen. Zum Glück sind trotzdem ein paar hübsche Nummern darauf, und überraschenderweise scheint sich Springsteen teilweise wieder der Phase von "Tunnel of Love" (1987) anzunähern, mit viel Hall und Rockabilly-Charme, das steht ihm immer noch gut. Leider ist es klanglich jedoch kein Album aus einem Guss: Jeglicher Anflug von abgespeckter Tom-Joad-Romantik wird durch Synthesizerteppiche oft wieder zerstört. Warum nicht, wenn schon Fläche gewünscht ist, ständig zur Pedal-Steel-Gitarre greifen wie bei "Somewhere North of Nashville"? So muss man vielleicht einfach warten, bis Springsteen die Lieder für die nächste Netflix-Doku einspielt, allein mit Gitarre.
wiel
*
Der "Jüngling", den sich die Romantik erträumte, ist, wie Friedrich Nietzsche bemerkte, durch Robert Schumann "vollständig in Sang und Ton übersetzt worden". Zur Musikgestalt geworden ist er in Schumanns "Dichterliebe" (alpha classics) auf Gedichte von Heinrich Heines - dem traurigsten aller Liederzyklen über das Lebens- und Liebesgefühl der großen Verzweiflung. Der Tenor Julian Prégardien ist nicht hoch genug dafür zu rühmen, dass er weder die Rolle eines "edlen Zärtlings" übernimmt noch sich der "Trunkenboldigkeit des Gefühls" (Nietzsche) hingibt. In seinem plastisch artikulierten Singen verbinden sich lyrische Anmut und Süße mit dramatischer Energie. Selbst in schwärmerischen Liedern wird Heines Ironie spürbar: dass das überschwänglich Gesagte nicht unbedingt das Gemeinte ist. Mit seinem glänzenden, eigenwilligen Klavierpartner Eric Le Sage bettet er den Zyklus, der Konzert-Praxis um 1840 folgend, in einen Prolog und Epilog aus Klavierstücken und Liedern ein - auch zweistimmigen mit der wunderbaren Sopranistin Sandrine Piau. Sie sorgt im neunten Lied - "Wenn ich in deine Augen seh'" - für einen phantasmagorischen Moment: In der Phrase "Doch wenn du sprichst: Ich liebe Dich" erklingen bei "ich liebe dich" beider Stimmen.
JK
*
Dizzy Gillespie, aber auch Art Blakey, haben "A Night in Tunisia" einst in einen halsbrecherischen Höllenritt für Virtuosen verwandelt - da überrascht es, dass der amerikanische Vibraphonist David Friedman mit seinem Generation Quartet den Song als Auftakt zum Album "Flight" (Malletmuse Records MM03) als elegische Ballade spielt. Damit ist die Stimmung gesetzt für ein Programm, bei dem Friedman in Verbund mit der jungen Berliner Pianistin Clara Haberkamp, dem Schlagzeuger Thilo Weber und dem New Yorker und Neu-Berliner Bassisten Josh Ginsburg entspannte Klänge bevorzugt, was nicht heißt, dass vereinzelt - etwa in Friedmans "Snag" - das Tempo auch einmal angezogen wird. Doch die vorherrschende Gangart ist entschleunigter Natur, und dazu passen nicht nur Friedmans eigene Kompositionen, sondern auch amerikanische Standards wie "Poinciana" (das Ahmad Jamal immer gern gespielt hat) und "But Not For Me" neben seltener gespielten Schmankerln wie Al Dubins und Harry Warrens "Summer Night" oder Leonard Bernsteins "Lucky To Be Me". Friedman, der lange an der Berliner Universität der Künste unterrichtet hat, versteht sich blendend mit seinen ehemaligen Schülern Haberkamp und Weber - und die halten sich zurück, um den Meister glänzen zu lassen.
roth
*
"Schön sind die Fjorde, wenn Gott uns gutes Wetter leiht, das Heu grün ist und die Fische neu. Aber wenn der Winter kommt, kenne ich keinen schlimmeren Ort auf Erden, Mann und Tier dann sterben", heißt es in einem Gedicht von Látra-Björg, einer isländischen Dichterin des achtzehnten Jahrhunderts. Es ist zu einem Volkslied geworden. Der isländische Tenor Benedikt Kristjánsson eröffnet mit diesem Lied, unbegleitet, ganz seiner bestürzend schönen, felsquellklaren Stimme vertrauend, sein Debütalbum "Drang in die Ferne" (Genuin). Es vereint isländische Volkslieder mit Kunstliedern von Franz Schubert. Alexander Schmalcz entlockt dem Klavier beim "Jüngling an der Quelle" ein impressionistisches Wasserflimmern. Kristjánsson, geradlinig, mit tiefem Ernst den Empfindungen gegenüber, ist im Lied "Du bist die Ruh", neben der ausgezeichneten Intonation und dem fast überirdischen Legato, für seinen langen Atem zu bewundern. In der wiederholten Schlussstrophe steigert er die Lautstärke einmal bis zum höchsten Ton, nimmt sie bei der Wiederholung aber beherrscht zurück. Hier zeigt sich, in der ganzen Frische der Jugend, bereits ein großer, mutiger Gestalter des Singens.
jbm.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Dass es Genre-Kunst ist, macht Bruce Springsteens neues Album "Western Stars" (Columbia/Sony) durch den Titel und das einer alten Marlboro-Werbung ähnelnden Cover direkt klar; aber uns dies auch noch durch abgeschmackte Titel wie "Sleepy Joe's Cafe", "Sundown" oder "Hitch Hikin'" unter die Nase zu reiben, wäre wirklich nicht nötig gewesen. Zum Glück sind trotzdem ein paar hübsche Nummern darauf, und überraschenderweise scheint sich Springsteen teilweise wieder der Phase von "Tunnel of Love" (1987) anzunähern, mit viel Hall und Rockabilly-Charme, das steht ihm immer noch gut. Leider ist es klanglich jedoch kein Album aus einem Guss: Jeglicher Anflug von abgespeckter Tom-Joad-Romantik wird durch Synthesizerteppiche oft wieder zerstört. Warum nicht, wenn schon Fläche gewünscht ist, ständig zur Pedal-Steel-Gitarre greifen wie bei "Somewhere North of Nashville"? So muss man vielleicht einfach warten, bis Springsteen die Lieder für die nächste Netflix-Doku einspielt, allein mit Gitarre.
wiel
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Der "Jüngling", den sich die Romantik erträumte, ist, wie Friedrich Nietzsche bemerkte, durch Robert Schumann "vollständig in Sang und Ton übersetzt worden". Zur Musikgestalt geworden ist er in Schumanns "Dichterliebe" (alpha classics) auf Gedichte von Heinrich Heines - dem traurigsten aller Liederzyklen über das Lebens- und Liebesgefühl der großen Verzweiflung. Der Tenor Julian Prégardien ist nicht hoch genug dafür zu rühmen, dass er weder die Rolle eines "edlen Zärtlings" übernimmt noch sich der "Trunkenboldigkeit des Gefühls" (Nietzsche) hingibt. In seinem plastisch artikulierten Singen verbinden sich lyrische Anmut und Süße mit dramatischer Energie. Selbst in schwärmerischen Liedern wird Heines Ironie spürbar: dass das überschwänglich Gesagte nicht unbedingt das Gemeinte ist. Mit seinem glänzenden, eigenwilligen Klavierpartner Eric Le Sage bettet er den Zyklus, der Konzert-Praxis um 1840 folgend, in einen Prolog und Epilog aus Klavierstücken und Liedern ein - auch zweistimmigen mit der wunderbaren Sopranistin Sandrine Piau. Sie sorgt im neunten Lied - "Wenn ich in deine Augen seh'" - für einen phantasmagorischen Moment: In der Phrase "Doch wenn du sprichst: Ich liebe Dich" erklingen bei "ich liebe dich" beider Stimmen.
JK
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Dizzy Gillespie, aber auch Art Blakey, haben "A Night in Tunisia" einst in einen halsbrecherischen Höllenritt für Virtuosen verwandelt - da überrascht es, dass der amerikanische Vibraphonist David Friedman mit seinem Generation Quartet den Song als Auftakt zum Album "Flight" (Malletmuse Records MM03) als elegische Ballade spielt. Damit ist die Stimmung gesetzt für ein Programm, bei dem Friedman in Verbund mit der jungen Berliner Pianistin Clara Haberkamp, dem Schlagzeuger Thilo Weber und dem New Yorker und Neu-Berliner Bassisten Josh Ginsburg entspannte Klänge bevorzugt, was nicht heißt, dass vereinzelt - etwa in Friedmans "Snag" - das Tempo auch einmal angezogen wird. Doch die vorherrschende Gangart ist entschleunigter Natur, und dazu passen nicht nur Friedmans eigene Kompositionen, sondern auch amerikanische Standards wie "Poinciana" (das Ahmad Jamal immer gern gespielt hat) und "But Not For Me" neben seltener gespielten Schmankerln wie Al Dubins und Harry Warrens "Summer Night" oder Leonard Bernsteins "Lucky To Be Me". Friedman, der lange an der Berliner Universität der Künste unterrichtet hat, versteht sich blendend mit seinen ehemaligen Schülern Haberkamp und Weber - und die halten sich zurück, um den Meister glänzen zu lassen.
roth
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"Schön sind die Fjorde, wenn Gott uns gutes Wetter leiht, das Heu grün ist und die Fische neu. Aber wenn der Winter kommt, kenne ich keinen schlimmeren Ort auf Erden, Mann und Tier dann sterben", heißt es in einem Gedicht von Látra-Björg, einer isländischen Dichterin des achtzehnten Jahrhunderts. Es ist zu einem Volkslied geworden. Der isländische Tenor Benedikt Kristjánsson eröffnet mit diesem Lied, unbegleitet, ganz seiner bestürzend schönen, felsquellklaren Stimme vertrauend, sein Debütalbum "Drang in die Ferne" (Genuin). Es vereint isländische Volkslieder mit Kunstliedern von Franz Schubert. Alexander Schmalcz entlockt dem Klavier beim "Jüngling an der Quelle" ein impressionistisches Wasserflimmern. Kristjánsson, geradlinig, mit tiefem Ernst den Empfindungen gegenüber, ist im Lied "Du bist die Ruh", neben der ausgezeichneten Intonation und dem fast überirdischen Legato, für seinen langen Atem zu bewundern. In der wiederholten Schlussstrophe steigert er die Lautstärke einmal bis zum höchsten Ton, nimmt sie bei der Wiederholung aber beherrscht zurück. Hier zeigt sich, in der ganzen Frische der Jugend, bereits ein großer, mutiger Gestalter des Singens.
jbm.
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