Produktdetails
- Anzahl: 1 Audio CD
- Erscheinungstermin: 1. Mai 2015
- Hersteller: The Orchard (Membran) / Xtra Mile,
- EAN: 5060091556249
- Artikelnr.: 42193043
CD | |||
1 | Everglades | 00:02:45 | |
2 | Broad Street | 00:03:09 | |
3 | Calm In The Corner | 00:03:13 | |
4 | Seer | 00:02:36 | |
5 | '87 Broadcast | 00:02:41 | |
6 | Hellfire | 00:04:48 | |
7 | The Better Option | 00:03:30 | |
8 | Neighborhoods | 00:03:55 | |
9 | For J | 00:03:19 | |
10 | Lucknow To Birmingham | 00:03:19 | |
11 | We Were Just Kids | 00:02:22 |
Frankfurter Allgemeine ZeitungMal was Ruhiges zum Kuscheln
Das Vornamenskürzel PJ kommt in der Unterhaltungsmusik nicht oft vor. Man kennt, vielleicht noch, den alten Rabauken PJ Proby, der in den Sechzigern England mit seinen Schlüpfrigkeiten die Schamesröte ins vereinigte Gesicht trieb, und natürlich die Nervensäge PJ Harvey. PJ Bond dagegen kennt man wahrscheinlich nicht. Unlängst war er in Deutschland unterwegs, naturgemäß in kleinen Lokalitäten. Aber das könnte sich ändern, wenn sich erst herumgesprochen hat, welche Singer-Songwriter-Kostbarkeit sein neues Album ist, das zweite erst über die volle Distanz und unter eigenem Namen: Auf "Where Were You?" (Xtra Mile Records), das perfekt ausbalanciert ist zwischen Sensitivität und gebremstem Rockertum, stimmt er so erhabene Klagen an wie Jackson Browne in seiner großen Zeit - überragend hier das Lied "Hellfire" - und geht bei Bedarf deftiger zur Sache, wie Bob Seger einst auf "Night Moves". PJ Bond: Wie gesagt, der Mann ist fast unbekannt (genauso wie sein Bruder Brian, mit dem er eine sehr schöne Platte gemacht hat); aber sein ungewöhnlich klares Musikantentum wird noch von sich reden machen.
edo.
*
Am 28. Juni dieses Jahres tauchte die Geigerin Anne-Sophie Mutter im "heute-journal" auf, dem Nachrichtenmagazin des ZDF. Von nachrichtlichem Wert war, dass sie zum ersten Mal ein Clubkonzert gegeben hatte: in der "Neuen Heimat" Berlin, mit ihrer Klassikcombo "Mutter's Virtuosi". Nun stellte sich heraus, dass der nachrichtliche Beitrag im öffentlich-rechtlichen Fernsehen werbenden Charakter hatte: An der DVD-Version des Clubalbums "Mutter live" (Deutsche Grammophon/Universal) ist das ZDF als Auftraggeber beteiligt. "Sein heißt Werbend-Sein" formulierte der Philosoph Günther Anders den ontologischen Imperativ für die Seele im technischen Zeitalter. Auf die Sprache der Werbung versteht sich auch die Geigerin selbst. Das "Ave Maria von Bach-Gounod" kündigt sie an als "was Ruhiges zum Kuscheln". Vor der "Introduction et Rondo capriccioso" von Camille Saint-Saëns' stellt sie einen "Wahnsinnssprint" in Aussicht. Ihren großen, toten Kollegen Jascha Heifetz nennt die Fußballliebhaberin den "Ronaldo der Geige". Erscheinungstag des Albums ist der 28. August, der Geburtstag Goethes. Mutter hätte vielleicht gesagt: "der Messie der deutschen Sprache".
jbm.
*
Es ist auch schon wieder lange her, dass der Begriff "Soloalbum" bei Leuten wie Paul McCartney, Stevie Wonder oder Prince noch dafür stand, dass sie tatsächlich alle Instrumente auf ihren Platten selbst eingespielt hatten. Leo Sidran, der vor zehn Jahren für die Produktion eines Liedes aus dem Film "Die Reise des jungen Che" einen Oscar erhielt, belebt diese fragwürdige Tradition, die durchaus mit großartigen Ergebnissen aufwarten konnte, nun neu. "Mucho Leo" (Bonsai/Harmonia Mundi) weist im Booklet kurz darauf hin, dass auf dieser Platte keinerlei andere Musiker zu hören seien. Zum Glück merkt man es ihr gar nicht an, der gemütlich schlendernde Pop mit Liedern wie dem eingängigen "After The Damage Is Done" klingt wie von einer versierten Band eingespielt. Sidrans Stimme ist von lakonischer Lässigkeit und hört sich immer noch jugendlich charmant an, obwohl er nun auch schon achtunddreißig ist. Wer Litaneien wie "Why Can't I Have What I Want" mit der witzigen Zeile "I'm no bragger - heard you Mick Jagger" schreibt, muss sie eben kurzerhand selbst in Szene setzen.
roth
*
Er hat neunundvierzig Jahre lang, von 1961 bis 2010, auf der Bühne gestanden und, die Grenzen zwischen Bass und Bariton aufhebend, ein allumfassendes Repertoire gesungen, ohne je seine stimmlichen Ressourcen zu überfordern: José van Dam. Dies wird eindrucksvoll dokumentiert durch eine Sonderedition mit Arien und Szenen aus Opern von Wagner über Debussy bis Strauss und darüberhinaus (Warner). Teils hat van Dam dies, etwa Figaro, Golaud oder Jochanaan, unter Karajan aufgenommen, zu dessen Favoriten er zählte. Der 1940 geborene Belgier gehörte zu den wenigen, der die Partie des Escamillo zugleich mit Ungestüm und Eleganz singen konnte; der über die Eleganz und die Parlando-Leichtigkeit für Mozart gebot wie über die dramatische Energie für Verdis Filippo. Anders als viele Stars heute sang er, obgleich polyglott, nicht mit einem international homogenisierten Allzweckstil. Ihm ging es vielmehr um Klarheit und Plastizität der Diktion, um die Eloquenz der Aussprache und die Reinheit der Tongebung - das beau idéal. Mit der Partie des Don Quichotte, von Jules Massenet für Fjodor Schaljapin geschrieben, gelang ihm ein grandioses Porträt. Doppelt reizvoll, dass den Auszügen aus dieser Oper auf einer der zehn CDs weitere Quichotte-Vertonungen von Maurice Ravel (Klavier und Orchesterfassung) und von Jacques Ibert (auch für Schaljapin komponiert) folgen. Die Sammlung enthält weiter mélodies von Berlioz, Gounod, Massenet, Fauré, Ropartz und Poulenc und wird, auf der zehnten CD, gekrönt von einem von Jon Tolansky "komponierten" Porträt des Ausnahmesängers, mit Interviews und musikalischen Beispielen.
J.K.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das Vornamenskürzel PJ kommt in der Unterhaltungsmusik nicht oft vor. Man kennt, vielleicht noch, den alten Rabauken PJ Proby, der in den Sechzigern England mit seinen Schlüpfrigkeiten die Schamesröte ins vereinigte Gesicht trieb, und natürlich die Nervensäge PJ Harvey. PJ Bond dagegen kennt man wahrscheinlich nicht. Unlängst war er in Deutschland unterwegs, naturgemäß in kleinen Lokalitäten. Aber das könnte sich ändern, wenn sich erst herumgesprochen hat, welche Singer-Songwriter-Kostbarkeit sein neues Album ist, das zweite erst über die volle Distanz und unter eigenem Namen: Auf "Where Were You?" (Xtra Mile Records), das perfekt ausbalanciert ist zwischen Sensitivität und gebremstem Rockertum, stimmt er so erhabene Klagen an wie Jackson Browne in seiner großen Zeit - überragend hier das Lied "Hellfire" - und geht bei Bedarf deftiger zur Sache, wie Bob Seger einst auf "Night Moves". PJ Bond: Wie gesagt, der Mann ist fast unbekannt (genauso wie sein Bruder Brian, mit dem er eine sehr schöne Platte gemacht hat); aber sein ungewöhnlich klares Musikantentum wird noch von sich reden machen.
edo.
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Am 28. Juni dieses Jahres tauchte die Geigerin Anne-Sophie Mutter im "heute-journal" auf, dem Nachrichtenmagazin des ZDF. Von nachrichtlichem Wert war, dass sie zum ersten Mal ein Clubkonzert gegeben hatte: in der "Neuen Heimat" Berlin, mit ihrer Klassikcombo "Mutter's Virtuosi". Nun stellte sich heraus, dass der nachrichtliche Beitrag im öffentlich-rechtlichen Fernsehen werbenden Charakter hatte: An der DVD-Version des Clubalbums "Mutter live" (Deutsche Grammophon/Universal) ist das ZDF als Auftraggeber beteiligt. "Sein heißt Werbend-Sein" formulierte der Philosoph Günther Anders den ontologischen Imperativ für die Seele im technischen Zeitalter. Auf die Sprache der Werbung versteht sich auch die Geigerin selbst. Das "Ave Maria von Bach-Gounod" kündigt sie an als "was Ruhiges zum Kuscheln". Vor der "Introduction et Rondo capriccioso" von Camille Saint-Saëns' stellt sie einen "Wahnsinnssprint" in Aussicht. Ihren großen, toten Kollegen Jascha Heifetz nennt die Fußballliebhaberin den "Ronaldo der Geige". Erscheinungstag des Albums ist der 28. August, der Geburtstag Goethes. Mutter hätte vielleicht gesagt: "der Messie der deutschen Sprache".
jbm.
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Es ist auch schon wieder lange her, dass der Begriff "Soloalbum" bei Leuten wie Paul McCartney, Stevie Wonder oder Prince noch dafür stand, dass sie tatsächlich alle Instrumente auf ihren Platten selbst eingespielt hatten. Leo Sidran, der vor zehn Jahren für die Produktion eines Liedes aus dem Film "Die Reise des jungen Che" einen Oscar erhielt, belebt diese fragwürdige Tradition, die durchaus mit großartigen Ergebnissen aufwarten konnte, nun neu. "Mucho Leo" (Bonsai/Harmonia Mundi) weist im Booklet kurz darauf hin, dass auf dieser Platte keinerlei andere Musiker zu hören seien. Zum Glück merkt man es ihr gar nicht an, der gemütlich schlendernde Pop mit Liedern wie dem eingängigen "After The Damage Is Done" klingt wie von einer versierten Band eingespielt. Sidrans Stimme ist von lakonischer Lässigkeit und hört sich immer noch jugendlich charmant an, obwohl er nun auch schon achtunddreißig ist. Wer Litaneien wie "Why Can't I Have What I Want" mit der witzigen Zeile "I'm no bragger - heard you Mick Jagger" schreibt, muss sie eben kurzerhand selbst in Szene setzen.
roth
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Er hat neunundvierzig Jahre lang, von 1961 bis 2010, auf der Bühne gestanden und, die Grenzen zwischen Bass und Bariton aufhebend, ein allumfassendes Repertoire gesungen, ohne je seine stimmlichen Ressourcen zu überfordern: José van Dam. Dies wird eindrucksvoll dokumentiert durch eine Sonderedition mit Arien und Szenen aus Opern von Wagner über Debussy bis Strauss und darüberhinaus (Warner). Teils hat van Dam dies, etwa Figaro, Golaud oder Jochanaan, unter Karajan aufgenommen, zu dessen Favoriten er zählte. Der 1940 geborene Belgier gehörte zu den wenigen, der die Partie des Escamillo zugleich mit Ungestüm und Eleganz singen konnte; der über die Eleganz und die Parlando-Leichtigkeit für Mozart gebot wie über die dramatische Energie für Verdis Filippo. Anders als viele Stars heute sang er, obgleich polyglott, nicht mit einem international homogenisierten Allzweckstil. Ihm ging es vielmehr um Klarheit und Plastizität der Diktion, um die Eloquenz der Aussprache und die Reinheit der Tongebung - das beau idéal. Mit der Partie des Don Quichotte, von Jules Massenet für Fjodor Schaljapin geschrieben, gelang ihm ein grandioses Porträt. Doppelt reizvoll, dass den Auszügen aus dieser Oper auf einer der zehn CDs weitere Quichotte-Vertonungen von Maurice Ravel (Klavier und Orchesterfassung) und von Jacques Ibert (auch für Schaljapin komponiert) folgen. Die Sammlung enthält weiter mélodies von Berlioz, Gounod, Massenet, Fauré, Ropartz und Poulenc und wird, auf der zehnten CD, gekrönt von einem von Jon Tolansky "komponierten" Porträt des Ausnahmesängers, mit Interviews und musikalischen Beispielen.
J.K.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main