14,50 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Versandfertig in 3-5 Tagen
  • Noten

Produktdetails
  • Bärenreiter Urtext
  • Verlag: Bärenreiter
  • Artikelnr. des Verlages: BA09657
  • 1. Aufl. 2019
  • Seitenzahl: 63
  • Erscheinungstermin: 15. Juni 2019
  • Deutsch
  • Abmessung: 308mm x 242mm x 6mm
  • Gewicht: 401g
  • ISBN-13: 9790006528158
  • Artikelnr.: 58694571

Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Erfüllte Stunde
Mitsuko Uchida in der Alten Oper

FRANKFURT Schon immer ist es ein fruchtbares gestalterisches Prinzip gewesen, Gegebenes bildnerisch oder sprachlich zu variieren. In der Musik hat das zu einer eigenen Gattung geführt, den Variationen, entstanden aus der Praxis improvisierter Zugaben bei Solokonzerten. Bald bildeten sich Modelle, denen auch weniger begabte Komponisten folgen konnten. Anton Diabelli, der den Anstoß zu Beethovens nach ihm benannten Variationen gab, hatte 50 Komponisten um jeweils eine Variation gebeten. Beethoven entschied sich, den simplen "Deutschen" zum Ausgangspunkt eines außergewöhnlichen Werkes in 33 Teilen zu machen. Am Ende seines Schaffens markierte er einen historischen Wendepunkt: Danach war alles anders. Nie war die Vergangenheit so präsent wie hier, wie "Fughetta" (in der 24.) und "Fuga" (in der vorletzten Variation) unüberhörbar bestätigen. Das "Tempo di Menuetto, moderato" wirft einen letzten Blick zurück vom Beginn des scheinbar so harmlosen Ländlers bis zur Arietta der Sonate op. 111.

Mitsuko Uchida setzte ohne Zweifel einen frühen Höhepunkt im einmalig reichen Beethoven-Programm der Alten Oper zum 250. Geburtstag des Komponisten. Was aber sollte sie an den Anfang des Abends setzen, den sie ihren zahlreichen Verehrern im Mozartsaal nun bot? Mozarts F-Dur-Sonate KV 533/494 war eine glückliche Entscheidung. Selten erzielte Mozart ein derartiges Gleichgewicht von Ober- und Unterstimme, homo- und polyphonen Satzelementen, Dur und Moll. Dass sie eindeutig hervortraten, gab dem Abend einen erwartungsvollen Auftakt.

Und dann die einzigartige Stunde. Zunächst wischte ein energischer Viervierteltakt alle Ländler-Banalität zur Seite, machte Platz für subtile Prozesse. Imitationen, schon in der 4. Variation, in der 19. zum stürmischen Kanon gesteigert, bereiteten das Fugen-Finale vor. Dazwischen ein Wechselspiel von seltenen Ruhepunkten, am entschiedensten in der 20. Variation, und raschen Abläufen über die ganze Tastatur. Beethovens Kontrastprinzip macht alle Erwartungen gewohnter Variationsreihen zunichte. Auf ein rhythmisch gespanntes Grave folgt ein Presto scherzando. Tiefsinn und Humor mit musikalischen Mitteln wechseln einander ab, zwischen allem ein Zitat aus Mozarts "Don Giovanni", das verwegen durch die Tonarten schießt. Humorvoll auch die 13. Variation mit ihren überraschenden Pausen. Und am Ende der 32. Variation leiten schließlich eine Kadenz und eine geheimnisvolle Akkordfolge zum Thema zurück, freilich in veredelter Gestalt, das Ganze mündet in die entrückte Sphäre der erwähnten Arietta als Abschluss einer erfüllten Stunde. Konsequent: keine Zugabe.

GERHARD SCHROTH

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr