Die Episode um Armida aus Torquato Tassos Epos La Gerusalemme liberata (1575) war seit dem 17. Jahrhundert eines der beliebtesten Opernsujets und hat zahlreiche Komponisten, u. a. Lully, Haydn, Rossini und Dvorák, zu Vertonungen angeregt. Glucks Armide, die 1777 in Paris ihre erfolgreiche Uraufführung erlebte, ist die dritte Oper, die der Komponist für die Académie Royale de Musique geschrieben hat. Die schöne Zauberin Armide hält den Kreuzritter Renaud auf ihrer Insel gefangen. Nachdem sich der tapfere Held zunächst unbeeindruckt von Armides Reizen gezeigt hat, finden die beiden schließlich doch in Liebe zueinander. Erst als Renaud von den anderen Rittern an sein Kreuzzugsgelübde erinnert wird, verlässt er die verzweifelte Armide, woraufhin sie den Treulosen verwünscht und unter den Trümmern ihres von Dämonen zerstörten Palastes stirbt. Intime Monologe wechseln mit großen Chor- und Ballettszenen. Die Figurenzeichnung ist musikalisch fein differenziert. In starkem Kontrast zu denpastoralen Momenten stehen die effektvollen Einbrüche des Übernatürlichen, beispielsweise der Auftritt des personifizierten Hasses und der Höllengeister.