Im Opernschaffen Rameaus ist Io sicher das von den meisten Geheimnissen umgebene Werk: Der Acte de ballet ist lediglich in Form einer Partitur- und Stimmenabschrift überliefert, die ein Sammler aus der Generation nach Rameau vom heute verlorenen Autograph anfertigen ließ. Die Abschrift scheint zwar, vermutlich für einen Probedurchlauf, verwendet worden zu sein, doch wurde das Werk zu Lebzeiten Rameaus offenbar nie regulär aufgeführt. Und das aus gutem Grund: Das Werk bricht am Anfang des Divertissements abrupt ab; weder der Librettist noch ein geplanter Aufführungsort sind bekannt. Aufgrund seiner Unvollständigkeit wurde Io lange Zeit als Rameaus letztes Werk betrachtet, doch deutet vieles darauf hin, dass die Komposition zwischen 1740 und 1745 entstanden sein muss. Die Einleitung zur vorliegenden Edition geht den Indizien für die Datierung sowie verschiedenen Hypothesen über Aufführungsmöglichkeiten und Librettisten nach. Die Handlung dreht sich um einen jener typischen mythologischen Flirts, die unweigerlich zu erwarten sind, wenn Jupiter und eine Nymphe, hier Io, im Spiel sind. Mit dem Auftritt des Wahnsinns, La Folia, erreicht das Werk einen dramaturgischen Höhepunkt, nach dem die Oper jedoch abbricht. Um das Stück aufführbar zu machen, schlagen die Herausgeber der Opera Omnia Rameau eine Ergänzung des Divertissements sowie einen Schluss vor, der dem Ballett-Bouffon Platée in der Fassung von 1745 entliehen ist und zu Io zahlreiche Parallelen aufweist. So kommen diese Hinzufügungen Rameaus Stil der 1740er Jahre so nahe wie möglich und bringen die Handlung gleichzeitig zu einem Abschluss.
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