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Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Deutsch - Pädagogik, Didaktik, Sprachwissenschaft, einseitig bedruckt, Note: 2,0, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Wien und die Wiener Gesellschaft um 1900 stellen einen in der Literatur Arthur Schnitzlers zentralen Themenkomplex dar, der auf eine besondere Art und Weise im Lieutenant Gustl verarbeitet wird. Die Schauplätze der Novelle können topographisch exakt in Wien verortet werden, die Atmosphäre der Kaffeehauskultur wird in Details aufgegriffen, zum Beispiel durch die Erwähnung zeitungslesender Gäste in einem…mehr

Produktbeschreibung
Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Deutsch - Pädagogik, Didaktik, Sprachwissenschaft, einseitig bedruckt, Note: 2,0, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Wien und die Wiener Gesellschaft um 1900 stellen einen in der Literatur Arthur Schnitzlers
zentralen Themenkomplex dar, der auf eine besondere Art und Weise im Lieutenant Gustl
verarbeitet wird. Die Schauplätze der Novelle können topographisch exakt in Wien verortet
werden, die Atmosphäre der Kaffeehauskultur wird in Details aufgegriffen, zum Beispiel
durch die Erwähnung zeitungslesender Gäste in einem Wiener Kaffeehaus, und die
Umgangssprache ist deutlich durch den österreichischen Dialekt gefärbt. Die Novelle
Lieutenant Gustl entblößt die Wiener Gesellschaft als von sinnentleerten Konventionen
geprägt, die in hohem Maß aber den Menschen als Individuum bestimmen und so
selbstbestimmtes Denken und Handeln verhindern und in letzter Konsequenz zur Entselbstung führen müssen: Der vor Todesangst zitternde Lieutenant enthüllt den elitären
Ehrenkodex der Offiziere als bloße Fassade. Diese Fremdbestimmung durch gesellschaftliche
Normen lässt Lieutenant Gustl zur Repräsentationsgestalt einer ganzen literarischen
Bewegung der Wiener Moderne werden.
Für das Verständnis des Schicksalsraums der leeren Konventionen bildet die Basis der
Zugang über die Form des Werks. In Lieutenant Gustl ist der innere Monolog zum ersten Mal
in einem deutschen Erzähltext das tragende Strukturelement, Schnitzlers Konsequenz aus der
im 19. Jahrhundert erfolgenden Subjektivierung der Literatur. Einen traditionellen Erzähler
sucht man im Text vergebens. Stattdessen drückt der Ich-Erzähler in augenblicklichen
Gedankenfetzen, Erinnerungen und Empfindungen miteinschließend, seinen Ich-Zustand aus.
Bei aller Ausschnitthaftigkeit sind die Gedanken voll ausformuliert und folgen mitunter einem
gewissen Strukturschema, was das inhaltliche Verständnis des Lesers sichert. Äquivalent zur
Ausschnitthaftigkeit der Gedanken des Lieutenants steht die Ausschnitthaftigkeit des Werks
als Novelle. Lieutenant Gustl trägt als Gattungszuordnung Novelle im Titel, was besonders für
die strukturelle Form des Textes Konsequenzen trägt: Die Novelle als stilisierte,
ausschnitthafte Wirklichkeit, die subjektive und objektive Aspekte durch bilaterale Strukturen
in sich vereint und unfraglich in der Nähe des Dramas anzusiedeln ist, scheint gepaart mit
dem inneren Monolog zuweilen als geniale Lösung für die Darstellung des
spannungsgeladenen, in verschiedene Ich-Zustände zerrissenen Lieutenant.
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